Im Mai, im Marienmonat, finden im gesamten Obermaingebiet Maiandachten statt. Nicht nur in den großen Gotteshäusern, besonders die kleinen Kirchen und Dorfkapellen stehen im Mittelpunkt. Da dort kaum noch Gottesdienste stattfinden, ist die Mai-Ondochd ein besonderes Ereignis im Jahreslauf. Nach der Andacht darf beim gemütlichen Zusammensitzen die Bratwurst nicht fehlen. Der katholische Brauch hat einen sozialen Charakter.
In diesem Monat finden in einer Vielzahl von kleinen Orten die Feierlichkeiten zu Ehren der Gottesmutter Maria statt. Hier, stellvertretend für eine Vielzahl von kleinen Ortschaften, diese Auswahl: Wunkendorf, Prügel, Theisau, Oberreuth, Pferdsfeld, Kaider und Niederau.
Oft werden sie von Vereinen organisiert: so vom Katholischen Casino und vom Frauenkreis. Von der Kolpingfamilie, der Klampfengruppe, von Erstkommunionkindern und von Gesangvereinen. In Marktgraitz wird eine Maiandacht mit dem Kindergarten gehalten. Eine Maiandacht mit musikalischer Umrahmung durch den Gesangverein Oberdorf findet am 23. Mai um 18.30 Uhr in der Kapelle statt.
Altes fränkisches Marienlied
Für Dekan Rebhan steht fest: „Maiandachten sind bei uns in der Tradition und Volksfrömmigkeit verankert. Vieles spielt dabei eine Rolle: Bekannte Marienlieder, die erblühende Natur im Frühling und persönliche Bitten oder Dank an die Mutter Gottes. Vielfach werden Maiandachten auch im Freien gehalten, so an der Waldkapelle in Neuensee oder in Burgstall. Damit ist oft ein geselliges Beisammensein im Anschluss verbunden. Aber auch regelmäßige Marienandachten im Mai in unseren Kapellen und Kirchen gehören zum gottesdienstlichen Angebot, das vielfach von Ehrenamtlichen und Gruppen getragen wird“.
In Deutschland fand die erste Maiandacht 1841 im Kloster der guten Hirtinnen in München-Haidhausen statt. Der Schriftsteller und Publizist Guido Görres hat mit seiner 1842 entstandenen Sammlung von Marienliedern sehr zur Verbreitung beigetragen. Bei einer Maiandacht darf das Lied „O himmlische Frau Königin“ aus dem Jahr 1628 nicht fehlen. Dieses fränkische Marienlied wird heute noch von Wallfahrern gern gesungen.
Bedeutung lässt nach
Im 1975 erschienenen deutschen Einheitsgesangsbuch „Gotteslob“ ist keine Maiandacht mehr enthalten. Das weit verbreitete Lied „Maria, Maienkönigin“ von Guido Görres wurde in veränderter Form in einige Diözesananhänge des 2013 neu bearbeiteten „Gotteslob“ aufgenommen.
Während der beiden Weltkriege empfahlen die Päpste Benedikt XV. (1915) und Pius XII. (1939) die Maiandachten als besondere Gelegenheit, für den Frieden zu beten. Besonders die Kinder sollten sich an diesen Andachten beteiligen.
Aktuell hat die Maiandacht nach der Umbruchphase des Zweiten Vatikanischen Konzils in der Frömmigkeit der deutschen katholischen Bevölkerung kaum noch eine besondere Bedeutung. Trotzdem gibt es in den katholischen Pfarrgemeinden am Obermain viele Maiandachten. Maria wird als Schutzpatronin Bayerns seit 1616 verehrt. Am 1. Mai fanden wieder Marienfestgottesdienste statt.
Pfarrer Christian Montag aus Weismain schrieb dazu: „Gerade in großer Not und Gefahr brauchen wir jemanden, der uns auf diesem schweren und herausfordernden, ja auch leidvollen Weg an die Hand nimmt und begleitet. Diese Begleiterin kann und will für uns Maria sein. Sie will uns Fürsprecherin in all unseren großen und kleinen Anliegen sein.“
Ein Sinnesfest zum Staunen
Für Birgit Janson, Pastoralreferentin im Seelsorgebereich Lichtenfels-Obermain, haben Maiandachten in den Dorfkapellen ihren eigenen Charme, etwas „warmherziges“ und „weiches“, weit mehr als Kreuzweg-Andachten oder Rosenkränze. Durch den Blumenschmuck und die Umgebung sind sie ein Sinnesfest, das zum Staunen einlädt: „Die Marienlieder und Gebete waren und sind natürlich auch von viel Folklore, Heimatliebe und zeitgenössischem Lebenswandel geprägt. Maiandachten verbinden, gerade in unserer ländlichen Landschaft, das Staunen über die Schaffenskraft der Natur mit dem Wunder der Schöpferkraft Gottes. Wir sehen in Maria uns selbst, in ihrem Lebensweg finden wir alles an Freud und Leid, was auch uns in unserem Leben widerfahren kann, bis hin zu der Zusage, dass auch wir wie Maria in den Himmel Gottes aufgenommen werden.“