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LICHTENFELS: Lichtenfels: Bei Lidia Kaiser gehorchen die Gäste

LICHTENFELS

Lichtenfels: Bei Lidia Kaiser gehorchen die Gäste

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    Busfahrer Helmut Herold will ein Vorbild sein. Er sorgt an seinem Arbeitsplatz gleich mehrfach für Sicherheit. Das Desinfizieren des "Arbeitsgeräts" ist fester Bestandteil seines Tuns.
    Busfahrer Helmut Herold will ein Vorbild sein. Er sorgt an seinem Arbeitsplatz gleich mehrfach für Sicherheit. Das Desinfizieren des "Arbeitsgeräts" ist fester Bestandteil seines Tuns. Foto: Markus Häggberg

    Corona hat alle Lebensbereiche erfasst. Somit auch den Busverkehr. Diese Redaktion hat sich Zeit genommen für eine Fahrt durch den Stadtverkehr, durch allerlei Benehmen und Bezüge.

    Einmal sei ein Kollege von einem Fahrgast angespuckt worden. Der wollte einer Hygieneaufforderung des Fahrers nicht nachkommen und regte sich auf. Mitfahrverbot war die Folge. Die das erzählt, ist Busfahrerin Lidia Kaiser. Ihr Nachname lautet zufällig gleich dem ihres Arbeitgebers Kaiser-Reisen, einem Burgkunstadter Busunternehmen, das die Routen des Lichtenfelser Stadtverkehrs bedient.

    Es ist die Linie 1201, es ist ein Freitag und es ist 11:04 Uhr. Der Motor läuft und langsam bewegt Lidia den Stadtlinienbus vom Bahnhofsplatz weg und in den Verkehr hinein. Vier Menschen hat sie im hinteren Bereich des Busses als Passagiere bei sich und an sechs Orten stoßen diese auf Verlautbarungen zu Corona. Es geht dabei um das Tragen von Masken, um die Aufforderungen, Abstand zu halten oder in die Armbeuge zu niesen.

    Wen angesichts dessen die Lust auf Statistik zum Thema Sicherheit überkommt, der kann noch fündiger werden. Die Anzahl der Notfallhämmer, mit denen man im Falle eines Unfalls die Scheibe zertrümmern soll, liegt bei fünf, die der Ausstiegsstellen abseits von Türen bei drei.

    Lidia Kaiser sitzt in einem geschützten Bereich. Zu ihrer rechten Seite befindet sich eine Plexiglasscheibe, die Viren von ihr fernhalten soll. Oder ihre Viren von Fahrgästen. Das erspart ihr gerade das Tragen einer Maske. In der Tragepflicht stehen hingegen die Passagiere.

    Ältere Gäste lassen öfter die Nase frei

    „Das läuft ganz gut, es gibt kein Problem, die ziehen sie alle an“, bemerkt die Frau hierzu trotz des eingangs erwähnten Vorfalls. Musste sie denn nie schimpfen? „Bei älteren Leuten ist das manchmal problematischer, die versuchen immer, sie (die Maske) runterzuziehen.“

    Ein Kommen und Gehen. Die Fahrpläne werden pünktlich eingehalten, auf derlei hat Corona keinen Einfluss.
    Ein Kommen und Gehen. Die Fahrpläne werden pünktlich eingehalten, auf derlei hat Corona keinen Einfluss. Foto: Markus Häggberg

    Bei so etwas wird Lidia auf höfliche Art förmlicher und dann, so die Busfahrerin, habe sich noch niemand ihrer Aufforderung zum vorschriftsmäßigen Tragen verweigert. Wie sie das sagt, fährt der Bus an einer Schule vorüber, und so kommt der Gedanke auf, dass Kinder und Jugendliche womöglich nicht sehr diszipliniert sein könnten. „Auf meiner Linie gab es nie ein Problem.“ Sie spricht nur für sich, aber sie muss es wissen, denn sie fährt nur diese Linie.

    Während sie redet, schaut sie in den Spiegel über ihr und nimmt das Businnere ins Visier. Dabei fällt ihr der ältere Herr auf, der direkt hinter ihrer Fahrerkabine sitzt. „Jürgen, ziehst du bitte deine Maske weiter rauf“, sagt sie mit duldsamer Autorität. Und Jürgen murrt nicht, Jürgen hat ein Einsehen.

    Einsichtig ist aber nicht nur er. Um 12:03 Uhr weist Lidia eine ältere Dame auf Höhe der Franz-Josef-Strauß-Brücke auf ihren verrutschten Mundschutz hin. Irgendwann später in der Ludwig-Richter-Straße sagt die Dame beim Ausstieg schlicht und freundlich „Tschüss, Lidia“. Es klingt irgendwie verbindlich. Probleme sehen anders aus.

    Im März und April wurde kein Fahrpreis kassiert

    Das mit Corona hat sich eingespielt, aber als es damals im März und April begann, war alles neu. Damals waren Passagiere angehalten, nur hinten einzusteigen, und ein Sperrband grenzte den vorderen Bereich ab. Aber in dem wird ja nun mal die Fahrkarte erworben. „Wir durften nicht kassieren“, so die Busfahrerin, und die Folge war, dass auch nicht jeder für seine Fahrt bezahlt hat.

    Am Lichtenfelser Bahnhof warten die Busse auf ihre Gäste.
    Am Lichtenfelser Bahnhof warten die Busse auf ihre Gäste. Foto: Markus Häggberg

    „Ja“, sagt Beate Kaiser, Ehefrau von Busunternehmer Udo Kaiser, während eines Telefonats, „diese Einbußen hat es wirklich gegeben“. Sie waren quasi „von oben angeordnet“. Aber hierfür stünden nun auch Erstattungen in Aussicht.

    Doch Beate Kaiser kann noch ein wenig mehr erzählen. Davon beispielsweise, dass die hauseigenen Mechaniker in den Linienbussen Umbaumaßnahmen vorzunehmen hatten. Eben das Anbringen der Plexiglasscheiben. Überdies sei es tatsächlich auch so, dass Corona bedingt weniger Lichtenfelser die Stadtbusse nutzen. Und sie erzählt von der Kurzarbeit, die wegen Corona im Betrieb herrscht. Denn Kaiser ist auch für Busreisen bekannt, für Reisen ins europäische Ausland. Aber Corona brachte mit sich, dass diese weit weniger wurden.

    Reisebusfahrer werden bei den Stadtbusfahrern angelernt

    Was also tun mit den Reisebusfahrern? Man setzt sie jetzt seit März auch im Stadtverkehr ein. Nur: „Wir müssen die Leute erst anlernen, denn die wissen vielleicht, wo in Paris eine Sehenswürdigkeit ist, aber die haben die Ortskenntnis hier nicht so.“ So kam es, dass Reisebusfahrer den Stadtbusfahrern beim Fahren beiwohnten. Auch ein Anlernen zwecks Einprägen der Strecke.

    Busfahrer Helmut Herold will ein Vorbild sein. Er sorgt an seinem Arbeitsplatz gleich mehrfach für Sicherheit. Das Desinfizieren des "Arbeitsgeräts" ist fester Bestandteil seines Tuns.
    Busfahrer Helmut Herold will ein Vorbild sein. Er sorgt an seinem Arbeitsplatz gleich mehrfach für Sicherheit. Das Desinfizieren des "Arbeitsgeräts" ist fester Bestandteil seines Tuns. Foto: Markus Häggberg

    Einer von denen, die da angelernt wurden, ist Helmut Herold. Es ist 13 Uhr, es ist Linie 1202, und es ist Abfahrt. Der Mann trägt Maske, obwohl er das nicht müsste. Aber er bezweckt etwas. „Da sehen die Leute wenigstens, der Busfahrer hat ja selber eine.“ Will heißen: Der meint es ernst, und da setzen wir unsere auch auf. „Es ist eigentlich nur zu meiner Sicherheit – ich bin halt a weng so eingestellt“, setzt er noch nach und bemerkt, dass er die Maske sofort abnimmt, sobald der letzte Gast aus dem Bus ausgestiegen ist.

    Was er auch dabei hat, ist das Desinfektionsmittel, welches der Betrieb seinen Fahrern zur Verfügung stellt. Bei Dienstbeginn, bei Dienstschluss und zwischendurch, putzt er die Scheiben, den Lenker und was sonst noch. Herold spricht darüber, wie regelmäßig die Busse schon allein wegen Corona gereinigt werden, und dass man da sehr sorgsam ist.

    Der Sicherheitsabstand lässt sich gut einhalten

    Wir fahren und sprechen über Abstände. 1,5 Meter sollten die Leute getrennt voneinander sitzen. Das lässt sich bei der Frequentierung der Busse auch meist ganz gut bewerkstelligen. Auch Herold ist dieser eine Spuckvorfall ein Begriff, aber auch bei ihm sei alles friedlich gewesen. Nie sei er angepflaumt worden, nie habe ein Fahrgast ihm gegenüber seinen Unmut wegen dieser oder jener Auflagen sonderlich Luft gemacht. „Nein, bei mir waren alle friedlich.“

    Das ist dann wohl auch das Fazit der Fahrten und Gespräche. Im Stadtbusverkehr wird Corona von den Passagieren eher hingenommen als beklagt. Lichtenfels scheint diszipliniert.

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