Vor 500 Jahren wütete in Oberfranken der Bauernkrieg. Viele Burgen wurden von den aufgebrachten Bauern zerstört. Seitdem ranken sich Volkssagen um die Burgen am Obermain. Im Buch „Sagen und Legenden des Lichtenfelser Landes“ lesen wir: Auf dem Burgberg war einst eine mächtige Burg. Heute erinnert nichts mehr an den gewaltigen Bau. Eine Sage berichtet, dass der Fluch des ehemaligen Besitzers zu dem Ende der Burg und deren Zerstörung beigetragen hat. Der Bruder des Burgherrn, ein Ritter von Schaumberg, der in Diensten des Bamberger Bischofs stand, hätte sich gern als Erbe der Burg gesehen und war deshalb mit seinem Bruder in Streit geraten.
Bruderstreit endete in Hass
Der Hass gegen den Erben ging so weit, dass der Ritter den grausamen Plan schmiedete, den Bruder in einer düsteren Nacht zu ermorden. Als der Schlossbesitzer vom tödlichen Schuss getroffen war, soll er den folgenschweren Fluch ausgestoßen haben, dass der Frevler nichts von der Burg erben dürfe. Sie solle dem Erdboden gleichgemacht werden, kein Stein solle auf dem anderen bleiben. Im Bauernkrieg im Jahre 1525 wurde die Meranierburg auf dem Lichtenfelser Burgberg in Schutt und Asche gelegt und keine Hand fand sich, die der Zerstörung Einhalt geboten hätte.
Geschichte des Fluches
Ein Fluch oder eine Verfluchung ist ein Spruch, der einer Person oder einem Ort Unheil bringen soll. Der Verfluchte muss dabei weder anwesend sein noch von dem Fluch wissen. Als Unterstützer und Vollstrecker des Fluches werden Gott oder andere höhere Mächte angerufen. Verfluchungen spielen schon in der Bibel eine Rolle. Nach jüdischer und christlicher Lehre hat zuallererst Gott die Schlange und dann den Erdboden verflucht. Der älteste überlieferte Fluch eines Menschen steht in der Bibel: Noah verflucht seinen Enkel Kanaan.
Die Flüche von Zauberwesen oder Menschen in Sagen und Volksmärchen können oft nicht aufgehoben, sondern nur gemildert werden, so wie bei Dornröschen. Umgangssprachlich kennen wir Flüche, die mehr der Beschimpfung anderer dienen. Viele kennen den Spruch: „Hol dich der Teufel!“ Das Gegenteil vom Fluch ist der Segen.
Burgberg bis 1929 eigenständig
Kommen wir zum Sagenort zurück. Der Burgberg ist einer der ältesten Siedlungskerne von Lichtenfels. Er gehörte zu der um 1000 entstandenen Burg der damaligen Markgrafen von Schweinfurt und der späteren Stadtgründer, den Andechs-Meraniern. Einen Quellenhinweis finden wir, als 1448 Fürstbischof Anton von Rotenhan die Grenzen zwischen der Stadt Lichtenfels und dem Kastendorf Burgberg neu festlegen ließ. Ein weiterer schriftlicher Hinweis auf den Ort Burgberg findet sich im Urbarbuch von 1513, in dem die Besitzungen des Bamberger Bischofs verzeichnet sind. In direkter Nachbarschaft zur Burg befanden sich vier Anwesen.
Neben Burckberg wird der Ort 1520 als Prückberg bezeichnet. Fünf Jahre später wurde er im Bauernkrieg zerstört. 1755 lebten auf dem Burgberg 230 Katholiken. Zum Burgberg gehörte neben einem Hirtenhaus eine Ziegelhütte des Bischofs, die 1384 erwähnt und erst 1906 endgültig stillgelegt wurde. Bis 1929 war die Landgemeinde Burgberg eigenständig, etwa 18 Hektar groß und hatte einige hundert Einwohner. Seit fast 100 Jahren ist sie ein Lichtenfelser Stadtteil.
Wie Burgensagen entstanden
Weitere Geschichten, die sich um Burgen im Landkreis ranken, sind die von der Burg Niesten, von der Burgherrin auf dem Hohlen Stein, von der Spielsucht einer Schneyer Burgherrin und von Burgkunstadt. Überall im deutschsprachigen Raum gibt es Burgensagen. Oft war den Menschen die nahe gelegene verlassene Burg oder Burgruine unheimlich. Keiner wollte sie betreten, man hielt seine Kinder vor dem Besuch mit abschreckenden Geschichten ab. Geschichten von Geistern oder von Rittern ohne Kopf, die in der Nacht umherziehen, waren besonders beliebt.
Diese Geschichten blieben über Generationen lebendig. Mit den Volkssagen können wir uns immer wieder auf eine spannende Reise in die Vergangenheit unserer Kulturlandschaft am Obermain begeben und dabei an Burgruinen und vielen anderen geheimnisvollen Orten spannende Geschichten entdecken.