Was ist Weihnachten? Wenn man den Musiker Friedrich Rau fragen würde, dann bekäme man vermutlich eine Antwort irgendwo zwischen man solle sich lieb haben, es wird schon werden und man dürfe sich seine Träume bewahren. Oder so.
Dann kann freilich auch ein Song aus dem Musical Tarzan zum Weihnachtslied werden. Aber vielleicht war es dem aus Leipzig stammenden Musical-Künstler ja um etwas anderes getan. Denn vielleicht wollte er dem zahlreich erschienen Publikum im Stadtschloss am Samstagabend ja ein musikalisches Weihnachtsgeschenk machen. Mit dem Programm „Have Yourself a Musical Christmas“ ist ihm das letztlich auch gelungen.
Vielseitiger Künstler
Wer ist Friedrich Rau? Der Mann ist nicht irgendwer in der Musical-Szene Deutschlands. Wer auf seine Webseite geht, wird feststellen, wie beschäftigt und vielseitig der 40-jährige gebürtige Jenaer ist. Er studierte Musik an der Hochschule in Weimar und war Sänger im Opernchor.
Zwischen Musical und Swing, festen Engagements und Solo-Auftritten besteht sein Repertoire, und Workshops zum Thema Musical gibt er auch. Im Juli 2022 war der Künstler in Lichtenfels engagiert und jetzt kommt Sina Gärtner ins Spiel. Die Mitarbeiterin der Stadtbücherei buchte ihn damals für eine Art Mini-Musical (Die Schatzinsel) in der Stadthalle.
Was blieb? Kontakt! Man sah ihr an, dass sie sich freute, als sie die Begrüßung des Publikums vornahm und ihm den Mann präsentierte, der für gut zwei Stunden am Flügel sitzen und einen Streifzug durch allerlei Musicals und Lieder unternahm, die das Thema Weihnachten streiften. Oder auch nicht.
So saß der Mann am Flügel, und manchmal mochte beim Publikum der Gedanke aufgestiegen sein, dass es jetzt – abseits des großen Musical-Aufwands - bei so etwas wie „Musical unplugged“ beiwohnt. Keine Light-Show, keine Bühnenvorhänge, keine choreografierten Tänze – stattdessen ein Mann, der singen und Klavier spielen kann, der für seine Musik brennt und das Publikum mit aktuellen Musicals vertraut machte.
Kleine Preziosen
Und dabei sollten ihm auch kleine Preziosen gelingen, etwa dann, wenn er „Verliert den Glauben nicht“ aus dem Musical „Der Medicus“ auf eine gekonnt-wohlige Art vortrug, die Anleihen beim Electro-Swing erkennen ließ. Das kam auch beim Publikum an und das wurde am Applaus hörbar.
Ähnlich erging es auch John Lennons Klassiker „Happy Xmas“ (War is over) von 1971, dem Rau eine wunderbar unaufgeregte Note mitgab. In gewisser Weise durfte das Publikum Songs und Musiken neu entdecken. Etwa „City of Stars“ aus La La Land, das eigentlich ein Duett ist und das Rau somit im Duett mit sich selbst zu singen hatte. Es war ein netter Abend, durchaus empfehlenswert.
Und traditionelle Weihnachtslieder gab es ja zudem – so wie „Süßer die Glocken nie klingen“ oder „Little Drummer Boy“. Dass das Publikum seine Freude hatte, zeigte sich spätestens dann, als es zusammen mit Rau ein Gemeinschaftserlebnis in Form des miteinander gesungenen Jingle Bells schuf und später mit dem Mann am Klavier in die Welt von Übersetzung und Semantik eintauchte.
Groove muss sein
Rau, der beklagte, dass „manche traditionelle deutsche Weihnachtslieder ein bisschen wenig Groove“ hätten, ließ dem Groove bei seinen originellen Übersetzungen freien Lauf. „Es geht so weiter – ich mach' Popcorn im Popcornbereiter“ klang besser als es sich liest. Nach gut zwei Stunden ging „Have Yourself a Musical Christmas“ unter viel Beifall zu Ende.