Alle Jahre wieder steigt die Happy-Christmas-Party in der Innenstadt. Und alle Jahre wieder steht sie gewissermaßen unter demselben Motto: „Man trifft Leute, die man schon jahrelang nicht gesehen hat.“ Mit diesen Worten fassten Besucher zusammen, was sie traditionell am Vorabend des Heiligen Abends in die Innenstadt zieht.
Das Besucheraufkommen rund um den Säumarkt war schon ab 18 Uhr unüberschaubar. Es glich fast dem Publikumstrom eines Korbmarktabends – gegen 23 Uhr. Und so blieb es lange Zeit, denn die Besucher an den Glühweinständen zeigten sich gesellig und gesprächig. In Menschentrauben, in Alkohollaune und in Tradition. Seit Jahren gehört das Treiben zur vorweihnachtlichen Gepflogenheit der Korbstädter, wie das Tennisturnier von Wimbledon zu London gehört. Szenen über Szenen.

Der Debutant und die Erfahrene
Stephan Franke ist auch da. Damit war nicht zu rechnen, aber den 62-jährigen Lichtenfelser überkam es – erstmals. „Keine Ahnung, was mich da geritten hat“, erklärt er scherzhaft seine Anwesenheit und lässt sich gerne als Novizen oder Debütanten bezeichnen. Seine Frau Elke ist da anders: erfahrener, traditionsbewusster, regelmäßiger dabei. „Er hat sich jahrelang geweigert, mitzukommen“, sagt sie. Und gemeinsam macht das Ehepaar die altbekannte Erfahrung, dass man „entweder am Korbmarkt oder hier“ Menschen trifft, denen man sonst das ganze Jahr über nicht begegnet. Und das am besten mit Orangenpunsch ab 18 oder 19 Uhr.
Ein Feuerwehrauto steht in einer Seitenstraße. Das hat gewiss mit einer Sicherheitsauflage zu tun. Die Anwesenheit von Satnam Blaudzun nicht. Der Mann, dessen Fischstand gegen 21 Uhr noch geöffnet hat, ist so ziemlich der letzte Händler des Weihnachtsmarkts, bei dem noch Licht brennt. Er und seine Frau packen die Waren ein. „Jetzt haben wir die Leute fortgeschickt, weil wir keine Brötchen mehr haben“, erklärt er, während Passanten an seinem Stand vorbeiströmen.

Sie strömen vom Säumarkt in Richtung der Stadtalm, jener Hütte vor dem Rathaus, und sie strömen von dort zum Säumarkt zurück. Das ist die Achse des Geschehens. Uwe Held gießt eine Schneemaß ein. Eine von vielen an diesem Abend. Der Wirt der Stadtalm hat 24 Uhr im Sinn, denn dann beginnt sein Urlaub. Das Aufkommen durch all die Menschen, die einen Tag vor Heiligabend Party machen, empfindet er auf fröhliche Weise auf „verrückt, völlig verrückt“.
„Weil man einfach jeden sieht, den man das ganze Jahr über nicht gesehen hat.“
David Schnapp

Wenige Meter von der Stadtalm entfernt stehen David Schnapp und Kristina Schubert. Die zwei jungen Leute sind befreundet, „Kumpels“ eben. Fragt man den 22-jährigen Schnapp, was für ihn den Reiz dieser traditionsreichen Party ausmacht, sagt er fast das Gleiche wie Elke Franke: „Weil man einfach jeden sieht, den man das ganze Jahr über nicht gesehen hat.“ Zusammen mit Kristina wartet er auf einen Paul, der noch nicht eingetroffen ist.