Versteigerungen bieten Spannung und Glücksmomente. Erstmalig kam es zu so einer im Rittersaal des Stadtschlosses. Was dabei am Sonntagabend zwei Stunden lang unter den Hammer kam, waren Ausstellungsstücke aus dem „5. Weltfestival der Korbweide und Flechtkultur“. Ein denkwürdiger Abend im kleinen Kreis.
Massiv und schwer
Manfred Rauh hat einige Begabungen. Der Mann ist mathematisch versiert, Diplom-Biologe und Geschäftsführer des ZEF (Zentrum Europäischer Flechtkultur e.V.). Ab 17 Uhr aber wurde er zum Auktionator. Der Hammer, den er dafür vor sich liegen hatte, war auffällig massiv und schwer. Das musste er wohl auch sein, denn in den Statuten, die zu der Auktion auslagen, stand eine Regel ganz oben: „Gebote sind verbindlich. Bei erhaltenem Zuschlag ist das Gebot verpflichtend.“
Rund 15 Schaulustige und Auktionswillige sollte es in den Rittersaal ziehen, nach vorne zu den Stühlen und somit vorbei an den Wänden mit den Exponaten. Diese entstammten alle einer internationalen Ausstellung, die im Stadtschloss dem im August in Posen geschehenen Weltfestival der Korbweide und Flechtkultur gewidmet war.
Kleiner Prinz
Und es waren Erstaunlichkeiten unter ihnen, so wie der in verschiedensten Techniken geflochtene und auf einem Sockel stehende „Kleine Prinz“ aus der Erzählung von Saint-Exupery, entstanden unter den Händen der Ukrainerin Krystyna Savyuk, die ihm aus Liebe zum Detail sogar Daumen mitgab und einen aus Feinflechterei geschaffenen Mantel.

Doch die Frau, die schon lange vor Auktionsbeginn Jagdfieber entwickelte und das zu ergatternde Auktionsstück ausgeguckt hatte, war Doro Reinisch. Die Frau war aus Hallstadt angereist und hüllte sich lächelnd in Schweigen darüber, worauf sie es abgesehen hatte. Es war ein höchst kunstvoll gearbeitetes Behältnis des 20-jährigen Belgiers Jefke Geysels, für das ein Mindestgebot von 200 Euro zu Buche stand.
Gegen 17.30 Uhr schlug Reinischs Stunde. „Wer hält das Gebot?“, erkundigte sich Rauh. Und die Frau hob die Hand. Doch dann bot auch Zweite Bürgermeisterin Sabine Rießner mit, Und als Reinisch nachzog, war es Korbstadtkönigin Alexandra I., die wieder um 20 Euro erhöhte.

Am Ende aber sollte Reinisch ihren Wunsch mit nach Hause nehmen können. Sechsmal, jeweils in 20-Euro-Schritten, wurde unter den Augen der Anwesenden erhöht. Als Reinisch 320 Euro bot, wollte das niemand mehr überbieten.
Aber es sollte noch mehr passieren, denn Alexandra I. kam auf die Idee, jenen Geysels zum Fortgang der Auktion seines Werks zu verständigen und ihn mittels Smartphone live miterleben zu lassen.
Duell
Doch nicht nur Besucher boten mit, auch Jennifer Rubach tat es. Die junge Frau, die selbst Flechtwerk-Gestalterin ist, für das Lichtenfelser Kurzfilm-Festival verantwortlich zeichnet und so etwas wie die Assistentin des Auktionators Rauh war, sollte sich mit einer Besucherin ein Duell um einen Korb liefern, der von der Amerikanerin Anne Bowers gestaltet worden ist und dessen hippieskes Design samt Buntheit glatt vermuten ließ, dass er auch mal im Beatles-Film Yellow Submarine aufgetaucht sein mochte. 170 Euro waren für ihn veranschlagt. Für 290 Euro ging er letztlich – nicht an Rubach.
Überhaupt wurden die Auktionsstücke im Vorfeld mit Mindestgeboten versehen.

Summierte man diese, belief sich ihr Gesamtwert auf 2210 Euro. Dass es Auktions- und Steigerlaune gab, sah man schon daran, dass durch die Versteigerung am Ende 2410 Euro eingenommen wurden, obwohl es für drei angebotene Stücke keine Gebote und somit keinen Käufer gab.
Für den guten Zweck
Doch was es gab, war ein guter Zweck, zu dem das Unterfangen Auktion gestartet wurde. Der Erlös geht an eine Ergotherapie-Werkstatt im polnischen Lwówek. Dort in der Nähe war ja auch das Weltfestival.