Was geschah an Ostern aus christlicher Sicht? Hat der eierbringende Osterhase etwas damit zu tun? Sicherlich nicht. Der Osterhase ist nach wie vor ein unbekanntes Wesen. Ob er die Eier nun legt oder ob er sie nur sammelt, wissen weder Zoologen noch Wissenschaftler. Ungeklärt ist ebenfalls, wie er den Rest des Jahres verbringt. Genießt er auf den Osterinseln seinen Urlaub? Spaß beiseite: Es ist nicht exakt auszumachen, von wem der Osterhase auf die Welt gebracht wurde.
Die älteste Quelle, die von einem eierlegenden Hasen berichtet, stammt aus dem Jahre 1682 vom deutschen Protestanten Georg Franck von Franckenau aus Heidelberg. Dass es den Osterhasen tatsächlich gibt, wurde 1758 sogar amtlich in Ansbach protokolliert. In einem Schweizer Kinderlied kam er erstmals 1789 vor.
In Hessen war es der Fuchs
Davor gab es bereits eierlegende und -bringende Fabeltiere: den Kranich, das Lamm oder die Himmelshenne. In Hannover, Westfalen und Hessen fiel die Aufgabe dem Fuchs zu, dem Hahn in Sachsen und in Thüringen war es der Storch. In der Schweiz war der Kuckuck zuständig. Sie alle hat der Hase radikal als Ostereier-Leger verdrängt. Wie konnte es dazu kommen? Eine Erklärung für die Existenz des Osterhasen sagt, die Kinder sahen um die Osterzeit herum häufig Hasen auf den heimischen Feldern, so auch am Obermain, spielen.
Das ist jedoch zu einfach: Der Hase spielt in Mythologie und Volksglaube schon seit Jahrtausenden eine große Rolle. Dem Mondtier Hase wird bereits im chinesischen Kalender die Tag-und-Nacht-Gleiche des Frühlings zugeordnet, das Osterfest wird am ersten Sonntag des Frühlingsvollmondes gefeiert. In mittelalterlicher Zeit wurden Schulden oftmals durch Hasen und Eier abgeglichen. Eine Verbindung zwischen Hase und Eiern?
Glückwunschkarten zu Ostern
Bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatte der Osterhase große Verbreitung gefunden, insbesondere in Norddeutschland. Einen weiteren Haken in der Hitliste nach oben schlug der Osterhase, als um die vorletzte Jahrhundertwende die Glückwunschkarten zu Ostern aufkamen. Die Veröffentlichung des Bilderbuchs „Die Häschenschule“ 1924 und weitere Bilderbücher ermöglichten eine stärkere Verbreitung. Er wurde zum Star und genauso häufig abgebildet wie der Weihnachtsmann. Die Erfindung der Schokoladeneier machte ihn noch beliebter. Heute ist der Osterhase eine der beliebtesten Kinderfiguren.

Woher genau die Verknüpfung des Hasen mit dem Osterfest rührt, ist nicht klar. Ostereier waren im 19. Jahrhundert oft mit einem christlichen Trinitätssymbol verziert, das drei Hasen zeigt. Überdies gilt der Osterhase im Volksglauben als Fruchtbarkeitssymbol. Er ist eines der ersten Tiere, die im Frühling Nachwuchs bekommen.
Als weiterer Grund für die Verbreitung des Osterhasen im 19. Jahrhundert ist der Marketingfeldzug der städtischen Zuckerbäcker. Der Osterhase ist ein deutsches Phänomen, anders als der Weihnachtsmann. Zwar kennt man ihn in anderen Ländern auch, aber dass er Eier legt, glaubt man im Ausland nicht. In den vergangenen Jahrzehnten werden vermehrt bereits ab Januar gefärbte Eier und Schokoladenhasen in den deutschen Supermärkten angeboten. Über ein prall gefülltes Osternest kann sich zu Ostern kaum noch jemand freuen.
Stirbt „Meister Lampe“ aus?
Da nach altem Brauch der Osterhase am Obermain nicht am Ostersonntag, sondern am Gründonnerstag kommt, heißt es bei uns: „Om Grüüdonnerschdouch kümmd de Osderhous.“

Die Tage um das Osterfest sind reich an Wetterregeln. Hoffentlich regnet es nicht am Gründonnerstag, denn „Gründonnerstagsregen gibt selten Erntesegen“ und sollte noch Schnee herunterkommen, wird ein heißer Sommer kommen, denn: „Gründonnerstag weiß, Sommer heiß.“ Da hoffen wir auf sonnige Ostertage. So lassen sich die Osterbrunnen mit den vielen bemalten Eiern, die inzwischen in fast jedem Dorf im Landkreis stehen, bei Sonnenschein bewundern.
Kommen wir zum Schluss nochmal zu „Meister Lampe“ zurück. In den vergangenen Jahren machten laut Bund Naturschutz (BN), Kreisgruppe Lichtenfels, schwindende Lebensräume dem Feldhasen arg zu schaffen. Diese Tendenz wurde in einer Statistik des Landratsamtes bestätigt. So gab es im letzten Jagdjahr 2024/2025 (1. April 2024 bis 31. März 2025) 573 Feldhasen. Das sind deutlich weniger als im vorhergehenden Jagdjahr und sogar nur etwa 50 Prozent aus dem Jahr 2015. Damals wurden 1084 Feldhasen registriert.
Die gute Nachricht: Die Situation der gefährdeten Feldhasen hat sich nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes in Deutschland etwas verbessert. 19 Feldhasen hoppelten im Schnitt pro Quadratkilometer im vorigen Jahr auf Feldern, Wiesen und Äckern. Vielleicht ist auch der Osterhase dabei.