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LICHTENFELS: Lichtenfelser Stadtführungen für Lehrer: Geschichte erleben

LICHTENFELS

Lichtenfelser Stadtführungen für Lehrer: Geschichte erleben

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    Zeigt her eure Füße: Gertrud Kugler-Höße in historischem Gewand.
    Zeigt her eure Füße: Gertrud Kugler-Höße in historischem Gewand. Foto: Markus Häggberg

    In einem mittelalterlichen Gewand führte Gertrud Kugler-Hößel eine Gruppe von Interessierten zwei Stunden lang durch Lichtenfelser Gassen und an historische Orte. Wer denkt, das mache sie als Stadtführerin regelmäßig, liegt ebenso richtig wie falsch. Denn diesmal bestand die Gruppe aus Lehrern. Und ihre Führung könnte den Unterricht im Landkreis verändern. „Der Unterricht wird zum Lokaltermin“, hätte der Schriftsteller Erich Kästner wohl dazu gesagt.

    Ein Schrank voller Gewänder

    Besuch bei Gertrud Kugler-Hößel, die mit Ehemann Karlheinz Hößel unweit des Stadtschlosses wohnt. Ihr Zimmer unterm Dachgebälk wirkt, wie man es sich bei einer Geschichtenerzählerin vorstellt. Von Geschichte, insbesondere Lichtenfelser Geschichte, erzählt Gertrud Kugler-Hößel schon einige Jahre und hier oben liegen ihre Bücher. Im Dachzimmer liest sie. Hier hat sie einen Kleiderschrank mit mittelalterlichen Gewändern, hier hat sie ihre Akten, hier macht sie sich Notizen und gewichtet Informationen.

    Auf einem Beistelltisch neben einer mannshohen Zimmerpflanze und einer Kaffeemaschine liegt ein Stapel mit Büchern. Ein Titel lautet „Strafgerichtsbarkeit im Hochstift Bamberg 1540 - 1611“, ein anderer „Das geht auf keine Kuhhaut – Redewendungen aus dem Mittelalter.“ Seit 2006 beschäftigt sich Gertrud Kugler-Hößel mit der Stadtgeschichte. Begonnen hatte es zur Zeit der Fußball-Weltmeisterschaft. „Da ich Fußball nicht mag, saß ich im Wohnzimmer und schrieb meine Karteikarten“, erklärt sie.

    Wer stimmungsvoll vom Mittelalter sprechen will, sollte sich auch entsprechend kleiden, sagt Gertrud Kugler-Hößel. Auf jeden Fall hat sie genügend passende Gewänder im Schrank.
    Wer stimmungsvoll vom Mittelalter sprechen will, sollte sich auch entsprechend kleiden, sagt Gertrud Kugler-Hößel. Auf jeden Fall hat sie genügend passende Gewänder im Schrank. Foto: Markus Häggberg

    Jetzt hatte sie noch etwas mehr zu pauken, da sie die Lehrer durch die Historie führen sollte. Hintergrund war die Überlegung, Unterricht lebhafter zu gestalten, indem die Schüler etwas außerhalb der Schule erfahren – an historischen Gebäuden, im Gespräch. Anschauungsunterricht eben. Einer, der diese Idee mitgeboren hat, ist ihr Ehemann Karlheinz Hößel. Er ist Lehrer am Meranier-Gymnasium (MGL) und in den Fachschaften Deutsch und Geschichte.

    Auch Karlheinz Hößel macht jetzt Stadtführungen. Geschichte ist ihm mehr als nur Beruf, sie ist ihm Berufung. Er ist auch schon mit bemerkenswerten Arbeiten für das CHW in Erscheinung getreten. Gemeinsam mit seiner Kollegin Cornelia Flach habe er überlegt, wie man den Lehrplan auf eine etwas praktischere Weise ernster nehmen könnte. „Da steht (…) schon lange drin, dass lokale Bezüge gesucht werden sollen“, sagt Hößel. „Die Idee war, dass wir den lokalen Bezug im Unterricht besser verorten können“, erklärt er. Besonders das Thema Mittelalter könnte so zum lokalen Anschauungsunterricht werden.

    „Wenn Lehrer und Schüler gemeinsam durch die Gassen gehen – da bleibt mehr hängen.“

    Karlheinz Hößel, Lehrer am Meranier-Gymnasium

    Das sähe dann so aus, dass „die Lehrer und Schüler gemeinsam durch die Gassen gehen – da bleibt mehr hängen“, so der Pädagoge. Konkretisiert habe sich die Idee kurz vor Weihnachten. Auch dem Direktor des MGL, Thomas Carl, habe dieser Gedanke gut gefallen.

    Ein paar Höhenmeter mussten die Lehrer verschiedener Schulen des Landkreises hinter Gertrud Kugler-Hößel schon überwinden.
    Ein paar Höhenmeter mussten die Lehrer verschiedener Schulen des Landkreises hinter Gertrud Kugler-Hößel schon überwinden. Foto: Markus Häggberg

    Darum war die jüngste Stadtführung im Grunde eine Art Lehrerfortbildung. Beteiligt haben sich neben Pädagogen des Gymnasiums auch Kollegen der Realschulen und der Herzog-Otto-Mittelschule. „Es waren auch viele Fachfremde dabei, sogar Wirtschaftslehrer“, berichtet Hößel.

    Für Gertrud Kugler-Hößel hieß es, sich eine historisch interessante Route zu überlegen, das Thema sprachlich zu füllen und zu pauken. Ganz zu schweigen von den Testläufen. Sie schmunzelt bei der Aufzählung der Stationen: „Oberes Tor, Brunnen, die alte Apotheke am Knopsberg, der Wehrgang am Roten Turm, das Stadtschloss, das Archiv der Zukunft wegen der Ausgrabungsstätten, der Marktplatz, das Untere Tor – nur Spitalkirche und Synagoge fielen an dem Tag aus.“ Und zwar, weil die Lehrer sich bei einer der anderen Stationen zu lange aufhielten.

    Probeläufe dauern zu lang

    Und das obwohl die Eheleute im Vorfeld schon Probeläufe mit Zeitnahme gemacht hatten. Schließlich galt es zu testen, wie lange eine Tour dauern würde, ob sie als ausufernd empfunden werden könnte und welche Informationen vermittelt werden sollten. „Im Februar und in den Osterferien haben wir Probeläufe gemacht und eineinhalb bis zwei Stunden eingeplant, doch jedes Mal lagen wir darüber“, erinnert sich Hößel schmunzelnd.

    Gewaltenteilung auf der Couch: Karlheinz Hößel hatte eine Idee für lebendigeren Geschichtsunterricht und seine Frau wird dazu Führungen anleiten.
    Gewaltenteilung auf der Couch: Karlheinz Hößel hatte eine Idee für lebendigeren Geschichtsunterricht und seine Frau wird dazu Führungen anleiten. Foto: Markus Häggberg

    Inzwischen hat Gertrud Kugler-Hößel noch eine weitere Führung allein für Geschichtslehrer geleitet. Was dabei gefragt und miteinander erörtert wurde, sollte zusammengefasst werden und als Unterrichtsmaterial dienen. Einmal jährlich ließe sich so eine Lehrerfortbildung abhalten, so die Stadtführerin. Mindestens. „Abgeneigt bin ich nicht“, betont sie. Literatur, um das Thema zu vertiefen, besitzt sie genug.

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