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LICHTENFELS: Lichtenfelser Weinfest: Was 500 Leute wenig juckt

LICHTENFELS

Lichtenfelser Weinfest: Was 500 Leute wenig juckt

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    Ausgelassene Tanz- und Abendstimmung vor der Bühne und unter den Tönen einer Abba-Coverband. Fotos: Markus Häggberg
    Ausgelassene Tanz- und Abendstimmung vor der Bühne und unter den Tönen einer Abba-Coverband. Fotos: Markus Häggberg

    Das mehrtägige Weinfest lockte Besucher an. Tausende. Vor allem der Freitagabend sollte im Gedächtnis bleiben. Doch verbunden war dieser Freitag auch mit einer Frage: Wie viel Weinfest bleibt übrig, wenn Deutschland ein EM-Länderspiel hat? Impressionen von einem Veranstaltungs-Highlight.

    „Test, Test, Test …“

    „Test, Test, Test …“ Was sich sinnlos liest, ergab am Freitagabend gegen 19.30 Uhr sehr wohl einen Sinn. Zumindest von der Bühne und aus den Mündern der Sängerinnen, die auf der Bühne optisch wie stimmlich in die Rollen der Abba-Sängerinnen Agneta Fältskog und Anni-Frid Lyngstad zu schlüpfen suchten. Doch während das optisch schon gut klappte, tat sich akustisch noch nichts.

    „Test, Test, Test ...“ sprachen die Sängerinnen während des Soundchecks immer wieder ins Mikro, aber für die Show und den Marktplatz genügte die Technik zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Eigentlich hätte die Abba-Coverband Agnetha's Affair schon gegen 18.30 Uhr auftreten sollen, doch eine Autopanne sorgte bei der Anreise für Verspätung. Hinzu kamen jetzt auch noch Probleme mit der Bühnentechnik.

    Liebe zum Wein macht wetterfest

    Und nun, gegen 19.30 Uhr, begann es auch noch zu nieseln. Die gut 450 Besucher auf dem Marktplatz rückten unter den Schirmen enger zusammen, spannten ihre Schirme auf oder stülpten sich die Kapuzen über. Das Weinfest verlor für sie ob all dieser Begleiterscheinungen offenbar kaum an Reiz. Die Liebe zum Wein macht wetterfest.

    Auf ein Wiedersehen mit Freunden und gute Weine stießen Kristin Pensel und Marius Haag an.
    Auf ein Wiedersehen mit Freunden und gute Weine stießen Kristin Pensel und Marius Haag an.

    Michaela Lorenz ist für das Weingut Schmitt im Service tätig. Sie sitzt mit ihren Kolleginnen in einem kleinen Holzhäuschen unweit der Bühne. Man gehört auf diese Weise zu den Verkaufsständen, die den Marktplatz säumen. Eigentlich stammt Lorenz aus dem Unterfränkischen, doch nun wohnt sie im Coburgischen. Schon zum sechsten Mal ist sie beim Weinfest dabei und somit in all den Jahren, an denen es in der Korbstadt stattfand.

    Kunden-Begegnungen

    Ob sich Lichtenfels, die doch eher eine Bierstadt ist, zu einer Weinstadt gemausert habe, kann sie so nicht beantworten.

    Am Ende sollte es - Verspätung hin oder her - für die Band Agnetha's Affair gut laufen. Mit melodischen Klassikern unterhielt die Band ein fröhliches Publikum.
    Am Ende sollte es - Verspätung hin oder her - für die Band Agnetha's Affair gut laufen. Mit melodischen Klassikern unterhielt die Band ein fröhliches Publikum.

    Aber Indizien sprächen dafür. „Das Gebiet Obermain ist für unseren Verkauf Stammgebiet“, erklärt sie und schildert, wie Schmitt-Weine es in die Supermärkte am Obermain geschafft haben. Auch habe das Weinfest dazu beigetragen, dass es zu Kunden-Begegnungen komme.

    Dann hätten die Kunden eine Frage: „Seid ihr die von Bergtheim?“ Das Weingut aus Bergtheim sei in den verganegnen Jahren hier zu einem Begriff gewachsen. Lorenz hat schon Anrufer gehabt, die ihr am Telefon schilderten, wie sie auf dem Weinfest auf diesen oder jenen Wein gestoßen seien. Am Ende mündeten diese Anrufe in eine Frage: „Wo kann ich den Wein beziehen?“ Diese Erfahrungen haben auch die beiden anderen Weinhäuser hier am Platz gemacht.

    Und wie Lorenz so ihre Erfahrungen darlegt, fällt der Blick auf ein Weinglas, in dem sich Münzen befinden. Es ist die Sammelkasse für das Trinkgeld. Womit nun eine Frage auftaucht: Wie spendabel ist denn der Lichtenfelser Weinfest-Besucher im Vergleich zu den Besuchern an den anderen Standorten, an denen das Fest gastiert.

    Niklas Krügl, Erik Steiner, Janek Hübner und Paul Tschran stehen nicht so auf Fußball. Deswegen sind sie lieber auf dem Weinfest. Aber sie stehen nicht so auf Wein. Deshalb trinken sie lieber Bier.
    Niklas Krügl, Erik Steiner, Janek Hübner und Paul Tschran stehen nicht so auf Fußball. Deswegen sind sie lieber auf dem Weinfest. Aber sie stehen nicht so auf Wein. Deshalb trinken sie lieber Bier.

    Lorenz berät sich kurz mit ihren Kolleginnen und dann fällt die Einschätzung klar aus: Mittelmaß. In Erlangen gäbe es die spendabelsten Weinfestbesucher. „Aber in Erlangen ist halt auch Siemens.“

    Musik startet

    Mittlerweile ist es 19.50 Uhr geworden und eine Abba-Melodie erhebt sich über den Marktplatz. Es ist Arrival, was übersetzt Ankunft bedeutet. Die Technik klappt, es kann losgehen. Minuten später ist auch das Nieseln passé.

    Kristin Pensel und Marius Haag sind Lichtenfelser. Vor allem aber sind sie gut miteinander befreundet.

    Deshalb haben sie sich für diesen Abend und hier und jetzt verabredet. Was Haag an dem Weinfest schätzt?

    Ein Hauch von Woodstock? Weinfest-Besucherin Verena Kroder wusste sich bei Regen zu helfen - mittels Zweckentfremdung einer Jacke und einem Lächeln.
    Ein Hauch von Woodstock? Weinfest-Besucherin Verena Kroder wusste sich bei Regen zu helfen - mittels Zweckentfremdung einer Jacke und einem Lächeln. Foto: Markus Häggberg

    „Dass es Leben nach Lichtenfels bringt.“ Was Pensel schätzt?

    Kein Entweder-oder-Typ

    „Man trifft Freunde, hat Spaß und Freunde aus Erlangen sind auch für das Weinfest auch angereist.“ In der Gunst der jungen Frau stehen vor allem trockene Weine. Und Haag weiß zu sich zu sagen, dass er „kein Entweder-oder-Typ“ sei, also keine Notwendigkeit darin sieht, entweder nur Bier oder nur Wein zu genießen. Insofern findet er es gut, dass hier auch eine Brauerei einen Stand hat. Ein bisschen geschult ist der junge Mann in Bezug auf Genuss und Lebensart auch, denn vor Jahren machte er mal ein Wein- und Steaktasting mit. Dann stoßen die beiden Freunde miteinander an und freuen sich auf den Rest des Abends.

    Kein Interesse an Fußball

    An dem hat auch ein Quartett aus Michelau Freude. Vier fröhliche junge Männer, die hier so einen leicht schrägen Widerspruch bilden. Niklas Krügl, Erik Steiner, Janek Hübner und Paul Tschran sind heute und jetzt auch darum auf dem Weinfest, weil sie kein Interesse an Fußball haben und das Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft nicht verfolgen wollen.

    Kecke Einlage der Sängerinnen von Agnetha's Affair. „Agneta“ und „Ani-Frid“ beim Tanz.
    Kecke Einlage der Sängerinnen von Agnetha's Affair. „Agneta“ und „Ani-Frid“ beim Tanz.

    Sie sind nämlich Handballer beim TV Michelau. Doch wie sie das erzählen, will eine Frage eine Antwort: Wieso habt ihr dann keine Weingläser in der Hand? Die Antwort der vier Jungs: Weil sie Bier lieber mögen.

    Lust auf Wein hatten bis spät in den Abend hinein viele Lichtenfelser. Das mitunter unglückliche Wetter hielt sie vom Besuch des Weinfests nicht ab.
    Lust auf Wein hatten bis spät in den Abend hinein viele Lichtenfelser. Das mitunter unglückliche Wetter hielt sie vom Besuch des Weinfests nicht ab. Foto: Markus Häggberg

    Mittlerweile ist es 21 Uhr geworden. In München ist Anstoß für die EM 2024. Die gut 500 Besucher des Weinfestes juckt das wenig, ab und an wird mal einer hier sein Smartphone zücken und sich nach dem Zwischenstand erkundigen. Doch dass sich die Anzahl der Besucher wegen des Spiels merklich ausdünnt, ist kaum festzustellen.

    Lautes „Yeaaah“

    Agnetas Affair liefern eine gute Show ab, die Menschen tanzen vor der Bühne und gegen 21.20 Uhr erhebt sich an einem der Tische ein lautes „Yeaaah“ aus einer Gruppe von Freundinnen. Die zehn Mädels sind zwar auf dem Weinfest, aber auch mit einem Blick am Handy: So eben hat Deutschland das 2:0 gegen Schottland geschossen.

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