„Miss Sophy and the Groove“ brauchen sich nicht beschweren. Es war zwar schlechtes Wetter, und getanzt hat zu ihrer Musik auch keiner. Aber das ist ja genau der Punkt. Denn auf diese Weise konnte jeder hören, dass das Quintett aus dem Großraum Bamberg mehr ist als nur eine reine Tanzkapelle. Der Freitagabend des Kultursommers stand in der Innenstadt unter dem Zeichen verjazzten und versoulten Rocks. Und ein paar Nummern zwischen Country und Funk waren auch dabei.
Das Wetter war schlecht. Es war kühl, es nieselte bisweilen. Wer wollte da schon tanzen? Aber einen anderen Sommerabend gab es an der Adresse Marktplatz 10 nicht. und er gehörte immer noch zum Lichtenfelser Kultursommer. So standen „Miss Sophy and the Groove“ auf der Bühne, sich selbst ein bisschen verdutzt darüber gebend, dass man vor weitgehend sitzendem Publikum spielt.
Den 120 Konzertbesuchern wurde eine Menge geboten
Wohl rund 120 Konzertbesucher waren gekommen, sich mit Klassikern aus fast fünf Jahrzehnten Popular-Musikgeschichte versorgen zu lassen. Geboten wurde ihnen dabei eine Menge.

Beispielsweise Sophia Weinberger, Sängerin und Namenspatronin des Quintetts. Ihr Stimme von dezenter Brüchigkeit, stark und doch behaucht, schlichtweg interessant. Oder E-Gitarrist Andreas Arneth: Ein Mann, der mit seiner in Haight-Ashbury-Optik getauchten Sechssaitigen unaufgeregt in weiche präzise Glissandi verfallen kann und bei dem selbst der Wah-Wah-Effekt stets weich eingebettet blieb.
Angereichert wurde das dann von Tobias Hümpfner, der mit seinem E-Piano Akzente setzte, fordernd und treibend zu spielen verstand. Aber dann war da noch die Rhythmus-Fraktion und da vor allem der so dynamische wie deutlich präsente Bass einer Eva Lenhard.

Und letztlich war da auch ein gewisser Max Ludwig, der an einem Ludwig-Schlagzeug saß. Es war keine aufgebaute Riesenbatterie, es war eher eine Art Charlie-Watts-Gedächtnis-Schlagzeug, in aller Schlichtheit gehalten und auf das Wesentliche reduziert. Oder andersrum: Da wusste noch jemand Akzente zu setzen und ohne großen Aufwand treibend bleiben, ganz egal, aus welcher Richtung ein Song gerade daherkam.
Gelungenes Kapern großer Klassiker, immer mit eigener grooviger Note
Überhaupt war es erfreulich mitzuerleben, welche Songs die Band dabei hatte, um sie in Groove zu tauchen. Zugegeben, ein Soul-Klassiker wie „I heard it through the Grapevine“ bringt schon jede Menge Groove mit, aber wer hätte an dieser Stelle mit Dolly Partons Jolene gerechnet? Eben!
Das Kapern großer Klassiker, zu denen nun auch Songs von Amy Winehouse zählen, gelang zur Freude des Publikums immer mit eigener grooviger Note. Klar, man hatte sich auch mal verspielt und geriet auch mal in falsche Tonlagen. Aber: Es war kalt, die Finger waren klamm. Und es ist auch lange her, dass man gemeinsam auftrat. Coronabedingt. Doch unterm Strich blieb ein gelungener Musikabend, lediglich der Sommer ließ zu wünschen übrig.
„Kriegt Max mehr Applaus fürs Aufs-Klo-Gehen, als ich für mein Spiel?“
Andreas Arneth, E-Gitarrist
Humor spielte bei diesem Gig auch eine Rolle. Einmal, als Ludwig sich mehr oder weniger unvermittelt vom Schlagzeug erhob und austreten ging, heimste er davon vom Publikum Applaus ein. Eine Aktion, mit der der Gitarrist zu spielen begann.

An die Sängerin herantretend, fragte er sie laut und vernehmlich, ob „Max mehr Applaus fürs Aufs-Klo-Gehen kriegt, als ich für mein Spiel?“.
Eine gut gelaunte Antwort aus einem gut gelaunten Publikum sollte postwendend erfolgen: „Geh' halt auch mal aufs Klo.“ Und ja, dann und wann – Niesel hin, Kühle her – stand doch mal wer auf und tanzte.