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LICHTENFELS: Nach der Pandemie der Diesel-Schock für Busunternehmen

LICHTENFELS

Nach der Pandemie der Diesel-Schock für Busunternehmen

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    Inflation und steigende Diesel-Kosten treffen die Busunternehmern im Landkreis Lichtenfels mit voller Wucht. Während die Verträge für Linienfahrten und Schülertransport langfristig abgeschlossen sind, haben sie nur bei Gruppenreisen einen Preisspielraum.
    Inflation und steigende Diesel-Kosten treffen die Busunternehmern im Landkreis Lichtenfels mit voller Wucht. Während die Verträge für Linienfahrten und Schülertransport langfristig abgeschlossen sind, haben sie nur bei Gruppenreisen einen Preisspielraum. Foto: Markus Häggberg

    Die steigenden Treibstoffpreise treiben nicht nur so manchem Autofahrer die Sorgenfalten auf die Stirn, hart treffen sie die Busunternehmen. Kostensteigerungen von 80 Prozent beim Diesel könnten die Unternehmer durch Preiserhöhungen nicht auszugleichen, wenn sie konkurrenzfähig bleiben wollen, so das Ergebnis einer Umfrage bei Busfirmen im Landkreis Lichtenfels. Besonders hart trifft sie die Kostenexplosion nach zwei Jahren Corona-Pandemie, die viele Fahrten verhinderte. Daher hoffen die Unternehmer auf Unterstützung durch die Bundesregierung.

    „Der Diesel kostet fast das Doppelte: Bei einem monatlichen Verbrauch von 50.000 bis 60.000 Liter können wir das nicht ausgleichen“, sagt Alfons Deuber, Inhaber der Deuber Reisen GmbH in Modschiedel. Eine derartige Teuerung hat er in der 30-jährigen Firmengeschichte noch nicht erlebt.

    „In anderen Ländern sind die Steuern auch niedriger, da muss die Regierung uns in der Krise unter die Arme greifen.“

    Busunternehmer Alfons Deuber fordert eine Senkung der Diesel-Steuer

    „Wir können die Preise leicht erhöhen, aber eins zu eins können wir das nicht auf die Kunden umlegen“, ergänzt seine Mitarbeiterin Monika Dengler. Hinzu komme, dass die Verträge für Schulbusse und Linienfahrten längerfristig geschlossen werden. Deuber hofft, dass die Kommunen und der Landkreis dabei noch nachbessern. Letztendlich helfe allerdings nur eine Senkung der Diesel-Steuer: „In anderen Ländern sind die Steuern auch niedriger, da muss die Regierung uns in der Krise unter die Arme greifen.“

    Besonders hart trifft es ein Busunternehmen, das ausschließlich Schülerbeförderung und Linienverkehr anbietet. Die Verträge seien zum Jahreswechsel geschlossen worden, als noch nicht absehbar war, wie sich die Treibstoffpreise entwickeln, berichtet der Geschäftsführer. Namentlich möchte er nicht genannt werden. Zur der Preissteigerung von 89 Prozent beim Diesel komme eine Teuerung von 100 Prozent beim Zusatzstoff Ad-Blue, den die neueren Busse und Lastwagen benötigen, wegen Lieferproblemen aufgrund der Corona-Pandemie. Und die Preise für Reifen seien um 20 Prozent gestiegen.

    Tankrabatt von 14 Cent reicht den Unternehmen nicht als Ausgleich

    „Wenn die Politik erst reagiert, wenn die Kinder nicht mehr in die Schule kommen oder die Regale im Supermarkt leer sind, ist es zu spät – dann sind wir kaputt“, sagt er. Ein Tankrabatt von 14 Cent pro Liter Diesel, wie er angekündigt sei, reiche nicht aus, um die Mehrkosten auszugleichen. Für Familienunternehmen sei es auch zu riskant, KfW-Kredite für Verbrauchsgüter aufzunehmen: „Wir bräuchten die gleiche Unterstützung wie die Chemie-, Glas- und Stahlproduzenten.“ Außerdem müsste die Hilfe schnell kommen.

    „Die Hilfe ist gut gemeint, aber sie müsste schneller kommen – nicht erst in drei Monaten“, sagt auch Jobst Gehringer, Inhaber der Ebensfelder Gehringer Reisen GmbH. Schließlich müssten seine Fahrer täglich tanken. Und die Preise für Diesel sind zurzeit höher als für Benzin. Wenn die Bundesregierung spürbar helfen wollte, müsste sie die Mehrwertsteuer oder die Mineralölsteuer senken, fordert er. „Es ist vom Staat gewollt, dass die Preise so hoch sind“, meint er. Und es fehle die öffentliche Diskussion darüber, ob das sinnvoll ist. „Die Rechnung zahlt letztendlich der Bürger.“ Mit Preiserhöhungen könne er die Mehrkosten nicht ausgleichen, da sein Busunternehmen zu 90 Prozent Linienfahrten und Schülerbeförderung anbiete. Und da seien die Verträge meist auf längere Zeit vereinbart.

    Das gleiche Problem hat Stefan Wich von der Firma Wich-Reisen in Bad Staffelstein. Lediglich bei Gruppenreisen könne er die Preise erhöhen, doch mit den Kommunen habe er Festpreise vereinbart. Besonders hart treffe ihn die Teuerung nach den Ausfällen durch die Corona-Pandemie und regelmäßiger Festkosten für Anschaffungen. Auch wenn er vom Staat keine Hilfe erwarte, sei er sicher, auch diese Krise zu meistern: „Ich bekomme es schon irgendwie hin.“

    „Wir wollen die Preise, die wir ausgeschrieben haben, so lange es geht halten, um die Kunden nicht zu enttäuschen“, sagt Sigrid Radunz-Fichtner von SR-Reisen in Schney. Sie hat sich auf Studienreisen und Städtetouren spezialisiert. Vorerst werde sie die Mehrkosten für die Busse nicht an die Kunden weitergeben. Auch Stornierungen von Fahrten seien nicht geplant, so lange die Teilnehmerzahl nicht zu klein sei. Sie hoffe, die zusätzlichen Kosten zumindest durch größere Reisegruppen etwas ausgleichen zu können. Bei mindestens 25 Teilnehmern sei das gut möglich, bei unter 20 werde es schwierig. „Auch die Planung für 2023 stehe unter großen Fragezeichen.

    Reiseveranstalterin fordert mehr Planungssicherheit vom Staat

    Vom Staat erhofft Sigrid Radunz-Fichtner weniger finanzielle Hilfe, sondern Planungssicherheit. So sei es während der Pandemie, als sich die Regel teilweise innerhalb von 14 Tagen änderten, sehr schwierig gewesen, Reisen zu organisieren. „So war eine Fahrt zum Kloster Eberbach im Dezember nur mit 25 Prozent Belegung des Busses und 2,50 Meter Abstand möglich, aber mit zwölf Leuten lohnt sich die Fahrt finanziell nicht“, rechnet sie vor. Und im März galten in vielen Bundesländern unterschiedlich Regelungen: „Während wir uns noch an die Beschränkungen halten mussten, kam gleichzeitig ein Bus aus Thüringen an, der mit 40 Leuten vollbesetzt war.“ Das gleiche galt mit den Testbestimmungen in den Hotels, die sich binnen Wochen- oder gar Tagesfrist änderten.

    Mit den steigenden Preisen scheinen die Kunden der Reisebüros weniger zu hadern. „Nach der Corona-Pause wollen die Menschen wieder reisen und da schauen sie nicht auf jeden Euro“, hat Mario Kragler vom TFR-Reisebüro in Lichtenfels festgestellt. Er habe eher Probleme, genug Personal zu bekommen, um dem Andrang gerecht zu werden.

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