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LICHTENFELS: Neue Filmbühne Lichtenfels: Es riecht bereits nach Popcorn

LICHTENFELS

Neue Filmbühne Lichtenfels: Es riecht bereits nach Popcorn

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    "Keine Zeit zu sterben", heißt es im neuen James Bond. Das sieht Christine Ulbrich genauso. Das Lichtenfelser Kino nahm sich Zeit, für das Weiterleben zu sorgen.
    "Keine Zeit zu sterben", heißt es im neuen James Bond. Das sieht Christine Ulbrich genauso. Das Lichtenfelser Kino nahm sich Zeit, für das Weiterleben zu sorgen. Foto: Markus Häggberg

    Das Kino der Korbstadt hat eine stolze Vergangenheit. Aber hat es nach und mit all den Corona-Turbulenzen auch eine wirtschaftliche Zukunft? Christine Ulbrich gehört zur Betreiberfamilie und bringt es mit zwei Buchstaben und wenigen Worten auf den Punkt: Ja, weil „Kino und Kultur und Kreativität eine Trias bilden“.

    „Wir haben die Zeit für nicht so bedrohlich empfunden.“

    Kino-Managerin Christine Ulbrich über den Lockdown

    Es ist noch früher Nachmittag und noch ein wenig hin bis zum 29. Juli. An diesem Tag wird das Kino wieder ganz normal geöffnet haben, doch schon jetzt ist hier alles wie beinahe immer: Die aktuellsten Filmplakate sind an den Wänden angebracht und im Foyer duftet es verlockend nach Popcorn. Dieser Duft hat sich über all die Zeit erhalten, erklärt Christine Ulbrich mit einem Lächeln.

    Im Grunde ist die Managerin der Neuen Filmbühne schon bei dem, was sie als Kern von Kino erachtet. Für sie ist Kino ein Phänomen, das „immer mehr ist, als dort einen Film zu sehen“. Es geht um das Ansprechen der Sinne, um Begegnungen, darum, Puzzleteil des großen Kulturbetriebs zu sein, also auch um Berührung mit Zeitgeist und darum, dass „kreativen Filmschaffenden in Kinos eine Bühne geboten wird“. Das klingt pulsierend.

    Doch vor den Optimismus hatten die Götter Corona und eine monatelange Auszeit gesetzt, und damit hatte man auch an der Neuen Filmbühne umzugehen. Wie Ulbirch davon spricht, fällt der Blick auf ein im Foyer stehendes Utensil. Es ist tragbar, nicht gerade federleicht aber irgendwie fröhlich richtungsweisend, denn es ist eine Investition. Investitionen aber zeigen immer in eine Richtung: Zukunft.

    Hochrechnung mit der Steuerberaterin

    Ulbrich kennt die Gerüchte, die in der Korbstadt kursierten. Das Kino würde Corona nicht überstehen und all so was. Was sie dazu sagt, lässt staunen: „Wir haben die Zeit für nicht so bedrohlich empfunden.“ Sie sagt es in aller Ruhe, und sie sagt es als Managerin. Dann spricht sie davon, wie man vor Zeiten mit der Steuerberaterin eine Hochrechnung gemacht und eine Ist-Analyse angestellt habe. Bald kam es zu einer Prognose und einer Vermutung, der nämlich, dass man im kommenden September ein normales Geschäft haben wird. Blieb noch eine Frage übrig: „Wie nutze ich die Zeit bis dahin?“

    Tatsächlich hat es in dieser Zeit Veränderungen gegeben. Eine davon hängt mit dem Uhren- und Schmuck-Atelier Rommel zusammen, das sich unterhalb der Neuen Filmbühne befand. Mit ihm wurde vor vielen Jahren die Vereinbarung getroffen, dass es außerhalb der Kino-Öffnungszeiten die angelieferten digitalen Filmdateien in Empfang nimmt.

    Welche Sitzreihen bleiben frei, wie groß muss der Abstand sein

    Nun, da es das Atelier nicht mehr gibt, musste eine andere Lösung gefunden werden, doch Ulbrich versichert, dass dies geschehen ist. Auch galt es, Hygienekonzepte zu entwerfen. Mehr noch: „Sie müssen aktiv verfolgen, wie die aktuellen gesetzlichen Bestimmungen sind.“ Diese berücksichtigend wurde berechnet, welche Sitzreihen frei zu bleiben haben und wer zu wem wie viel Sitzabstand halten muss. Ja, das mache die Neue Filmbühne zwar „nur eingeschränkt wirtschaftlich und das wäre auf lange Sicht schwierig“, gibt Ulbrich zu, aber es gibt ja auch die berechtigte Hoffnung darauf, dass die Inzidenzen sinken und die Impfzahlen steigen.

    Eine Idee mit Charme, auf die das Kino stieß. Christine Ulbrich präsentiert ein Vehikel, das für Popcorn-Lieferungen ebenso taugt wie für kleine Werbefahrten.
    Eine Idee mit Charme, auf die das Kino stieß. Christine Ulbrich präsentiert ein Vehikel, das für Popcorn-Lieferungen ebenso taugt wie für kleine Werbefahrten. Foto: Markus Häggberg

    Des einen Leid, des anderen Freud – so verhält es sich auch mit dem Kino und mit Netflix. Tatsächlich profitiert dieser Film-Streaming-Dienst im Internet von der Corona-Schwäche der Filmtheater und bringt nun verstärkt Neuheiten, bevor diese im Kino zu sehen sind. „Na ja, das ist das große Thema, das aktuell auf dem Tisch liegt“, gibt die Managerin zu.

    Dieses große Thema hat auch etwas forciert, nämlich die regelmäßigen Zoom-Konferenzen unter dem Dach des HDF. Hinter diesen drei Buchstaben steht „Hauptverband deutscher Filmtheater“. Er wurde 1950 als Zentralverband Deutscher Filmtheater (ZDF) gegründet, hatte aber wegen des anderweitig aufkommenden ZDF bald seinen Namen in HDF geändert. Jedenfalls vertritt er die Interessen der Kinos in allerlei Fragen unter anderem gegenüber anderen Zweigen der Filmwirtschaft.

    Wöchentliche Konferenzen mit dem Kinoverband

    In diesem Verband, lässt Ulbrich wissen, ist man organisiert, „seit ich denken kann“. Zwar rührten die Zoom-Konferenzen schon aus der Zeit vor Corona her, aber durch Corona seien sie intensiviert worden. Zeitweise gab es wöchentliche Sitzungen, und in denen wurde mit anderen Kinos die Wiederöffnung „synchronisiert“. Hintergrund: Ein Bundesstart mit beispielsweise nur zehn Prozent aller Kinos wäre für Filmverleiher unattraktiv.

    Dann fällt im Gespräch eine Zahl: 17. So viele Mitarbeiter auf Teilzeitbasis hatte die Neue Filmbühne vor Corona. Geblieben sind davon: 17. Sie werden sich in den 700 Quadratmeter großen Räumlichkeiten, zu denen die drei Kino-Säle zählen, wie stets einbringen.

    Immer wieder machte die Neue Filmbühne mit Aktionen auf sich aufmerksam. Beispielsweise mit der Popcorn-Aktion, die sich über Zeitung und auch über Facebook rumgesprochen hatte und sehr gut angenommen wurde.

    Das Kino genießt viele Sympathien

    Man nutzte die Zeit zur Kontaktpflege mit dem Publikum. Und man bekam auch etwas zurück. Zwar traf der meiste Zuspruch per E-Mail ein, aber „wir haben auch aufmunternde Briefe bekommen“, so Ulbrich zu dem, was seitens der Bevölkerung an die Neue Filmbühne postalisch adressiert wurde. Es geht um Sympathien, und das Lichtenfelser Kino scheint sie bei den Menschen am Obermain zu genießen.

    Bald vielleicht sogar noch ein klein bisschen mehr, denn es kommt was angerollt. Die Rede ist von einer Art Multifunktionsfahrrad, das sowohl Popcornliefervehikel als auch Werbebanner ist. Auch das eine witzige Idee, entstanden in der Zeit, die man für Überlegungen nutzte.

    Nachschub an Filmlieferungen gesichert

    Eine Verbindung zwischen Neuer Filmbühne und den Menschen hier besteht, ein Hygienekonzept auch. Es riecht nach Popcorn, die Aushänge vor dem Kino sind auch wieder mit Filmplakaten bestückt, und der Nachschub an Filmlieferungen ist gesichert. Selbst Netflix ängstigt Christine Ulbrich nicht übermäßig, denn „auf der Couch schlafe ich ein, im Kino selten“, fasst sie zusammen, was für sie Phänomen ist.

    Am 29. Juli öffnet das Haus wieder seine Türen. Dann kommt auch eine Neuanschaffung zum Tragen. Wortwörtlich. Die Rede ist von einem Rucksack-Akku-Staubsauger, mit dem sich die drei Kinosäle schneller denn je reinigen lassen. Die Zukunft findet hier auch auf diesem Gebiet statt.

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