Rund 140 Personen hatten sich am Montagabend auf dem Lichtenfelser Marktplatz versammelt, um gegen die Corona-Bestimmungen zu protestieren. Mit fünf Streifenwagen vor dem Rathaus zeigte die Polizei diesmal deutlich Präsenz. Jürgen Hagel, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion, patrouillierte mit seinen Kollegen durch die über den Marktplatz verteilten Grüppchen und wies auf die Wahrung der Mindestabstände hin. Die Kundgebung verlief friedlich.
Auch in Bad Staffelstein, wo die Kundgebung auf dem Marktplatz von Peter Michel zuvor angemeldet worden war, gab es keine besonderen Vorfälle. Etwa 90 bis 100 Teilnehmer protestierten in kleinen Gruppen auf dem Marktplatz, wie Ronny Beck von der Polizei mitteilte.
„Wir feiern Weihnachtsmarkt“, sagt ein Demonstrant mit Sekt in der Hand
Mit Grablichtern, Kerzen im Einmachglas und Getränken stehen die Teilnehmer in kleinen Gruppen auf dem Marktplatz und unterhalten sich. Darunter Familien mit Kindern, Paare mit Hund und Senioren. Masken tragen nur die Polizeibeamten und der Reporter. Vor dem Rathausportal, von dem die bunten Hände leuchten, mit denen das Aktionsbündnis „Lichtenfels ist bunt“ zu Rücksichtnahme und Miteinander in der Pandemie aufruft, haben die Demonstranten einige Grablichter abgestellt.

„Ich war in der Apotheke“, meint ein junger Mann mit einem Teelicht in der Hand auf die Frage, warum er auf den Marktplatz gekommen sei. Fidel geht's bei einer Dreier-Gruppe älterer Damen und Herren zu, die sich bei Sekt und Plätzchen unterhalten. „Wir feiern Weihnachtsmarkt“, sagt einer von ihnen. Dass der abgesagt wurde, um die Infektionsgefahr durch Menschenansammlungen zu vermeiden, habe er nicht mitbekommen. Viele der Anwesenden wollen sich nicht zu dem Grund ihrer Teilnahme äußern.
Auch Bernd Grau, 2. Vorsitzender des Vereins „Miteinander Füreinander“, der als mutmaßlicher Initiator der Kundgebungen gilt und wie üblich als einer der ersten auf dem Marktplatz ist, weist gegenüber der Polizei die Verantwortung von sich. Gleich nebenan stehen AfD-Kreisvorsitzender Theo Taubmann und seine Parteifreundin, die Stadträtin Heike Kunzelmann. Er wird von Jürgen Hagel über die Notwendigkeit belehrt, den Mindestabstand von 1,5 Metern zu Personen aus anderen Haushalten einzuhalten.

„Wir fahren heute eine offensive Strategie, damit jeder sieht, dass wir die Einhaltung der Regeln durchsetzen“, betont Hagel. Dafür muss er sich von Demonstranten fragen lassen, ob er glaube, dass von ihnen eine Gefahr ausgehe. Auch sie werden darüber aufgeklärt, dass die Polizei bei Kundgebungen dafür sorgen muss, dass die Ordnung und die Hygienebestimmungen eingehalten werden und es keine Probleme mit möglichen Gegendemonstranten gibt.
Eine Pflegerin will wegen der Impfpflicht ihren Job riskieren

„Die Impfpflicht verstößt gegen das Recht auf Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit“, kritisiert eine Mitarbeiterin im Gesundheitswesen. Mit ihrem Mann und den beiden Kindern (sieben und vier) ist die etwa Dreißigjährige gekommen, um ihrem Ärger über diese von ihr als „Diskriminierung durch den Gesundheitsminister“ empfundene Behandlung Luft zu machen. Da sie ihre Arbeit in einer Einrichtung im Landkreis im Weigerungsfall verlieren könne, empfinde sie die Impfung als Zwang. Ob sie sich dazu durchringen könnte, wisse sie noch nicht, da auch niemand bereit sei, die Haftung für mögliche Nebenwirkungen zu übernehmen. Und welche Wirkungen Impfungen haben könnten, zeigten die Allergien ihrer Kinder, die sie darauf zurückführt.
Weil sie eine Impfung ablehnt, will eine etwa 40-jährige Krankenpflegerin aus dem Landkreis sogar ihren Job riskieren. „Mit dem Beruf bin ich eh durch, und bevor ich mir die Spritze geben lasse, gehe ich lieber“, betont sie.
„Ich möchte ein Licht anzünden, um zu zeigen, dass ich mit den Corona-Bestimmungen nicht einverstanden bin“, sagt ein jüngerer Mann mit einer Kerze in der Hand. „Die Beschränkungen für Ungeimpfte haben eine Zwei-Klassen-Gesellschaft geschaffen“, warnt er. Den „Abbau der demokratischen Grundrechte“ beklagt ein etwa 50-jähriger Mann. „Ich kann doch nicht ein ganzes Land wegsperren. Es reicht doch, wenn die besonders Gefährdeten geschützt werden“, meint er. Als Ausgrenzung empfindet es ein Mann, der im Pfarrgemeinderat mitarbeitet, wenn in Gottesdiensten die 2G-Regel eingeführt wird, wie in seiner Pfarrei. Er sei kein Impfgegner, aber jeder solle selbst entscheiden, ob er sich impfen lasse oder nicht, sagt ein anderer. Das gehöre zur körperlichen Unversehrtheit.