Das war's. Ende und aus? Michael de Miranda (57) lächelt. Der Mann mit dem selbst schon melodischen Nachnamen kam zu einem Ende und hat vermutlich doch einen neuen Anfang vor sich. In Bälde dürfte der gefragte Perkussionist das musikalische Angebot am Obermain vom Standort „Alte Schule“ in Loffeld aus erweitern. Dass es so kommen wird, dafür spricht einiges. Vor allem spricht dafür auch Harry Ries.
Es ist Mittwochnachmittag, kurz nach 14 Uhr. Professor Harry Ries, der auch einen Wohnsitz im Raum Bad Staffelstein hat, nimmt ein Telefonat in seiner Heimatstadt Kerkrade (Niederlande) entgegen. Die Lokalpresse vom Obermain möchte von dem langjährigen Kammermusiker und Solo-Posaunisten des WDR-Sinfonieorchesters wissen, was ihm der Name de Miranda sagt. „Das ist kein Unbekannter“, gibt Ries zurück. Und jetzt wird er konkreter: „Ich habe auch vor, ihn nächste Woche nach Christi Himmelfahrt anzurufen.“
Es gibt etwas zwischen den beiden Männern zu besprechen, und das deutet in Richtung der Erweiterung musikalischer Angebote in dem alten Schulhaus, das – auch durch Ries - so etwas wie ein Stützpunkt für musikalische Weiterbildung wurde. Ries selbst probt dort mit auch professionellen Bläsern. „Das ist wieder ein großer Gewinn für die alte Schule“, erklärt Ries im Hinblick auf de Miranda.
Drei gute Freunde
Rückblende. Es ist Anfang Februar 2023 und drei Männer sitzen im Gasthaus „Zur schönen Schnitterin“ in Romansthal: Michael de Miranda, der Bad Staffelsteiner René Beifuß und der sich im Ruhestand befindliche Arzt Gerd Kleilein. Die Männer verbindet eine Freundschaft, und jetzt gehen sie mit dem Vorhaben an die Öffentlichkeit, wonach zum Frühling hin an fünf Donnerstagen in Folge de Miranda an diesem Ort Percussions-Kurse geben wird.
Der Mann ist ein Könner auf seinem Gebiet, weltweit unterwegs gewesen, weit gefragt und weit gereist. Seine Wurzeln liegen in Südamerika, Surinam und in den Niederlanden. Der Liebe wegen verschlug es ihn nach Coburg. Wer im Internet seinen Namen eingibt, der stößt bald auf YouTube und auf den Umstand, dass der äußerst gefragte Musiker mit Konservatorumshintergrund dort über 50.000 Abonennten hat. Er weiß Salsa aus Bahia zu spielen, Salsa aus Brasilien, Merenge, Cha-Cha-Cha oder Rumba. Die Perkussionsinstrumente, die er dazu beherrscht, sind zahllos.
Vor allem aber weiß er auch um die musikhistorischen Zusammenhänge zwischen den Spielarten. Fünf Donnerstage werden vor ihm liegen, an denen er hofft, Menschen aus dem hiesigen Raum für Perkussion begeistern zu können.
Mit Conga-Trommeln
Zurück im Hier und Jetzt und Monate später. Die drei Freunde sitzen wieder beisammen, diesmal in Gerd Kleileins Hobby-Musikkeller. Hier ein Kontrabaß, dort Conga-Trommeln, hier ein Keyboard, dort eine Tuba, E-Bass und was sonst noch alles – Musik spielt hier eine Rolle und über de Miranda ist Kleilein selbst zum Conga-Spieler geworden. An besagten Donnerstagen war er es auch, der einige Congas stellte.
Michael de Miranda zieht Bilanz zu den fünf je zweistündigen Schnupperkursdonnerstagen von einst. „Es war sehr gut besucht (…), aber ich bin nicht in die Tiefe, dafür in die Breite gegangen“, führt er zu seinem damaligen Ansinnen aus, den Besuchern von einst ein möglichst breites rhythmisches Spektrum zu eröffnen.
Zehn Euro pro Abend und pro Besucher kostete damals der Beitrag und was die Teilnehmer lernten, ging bis hin zu Arrangements. So entstanden Intros, Breaks, der Wechsel zu einem anderen Rhythmus, eine wiederholende Abfolge und die Gestaltung eines Schlusses. Immer auch gewürzt mit Musikgeschichte und Musikgeschichten. Wie der hoch aufgeschossene Niederländer, der auf Aruba zur Welt kam und als Kind eigentlich Ballsportler werden wollte, davon erzählt, weiß er ein Beispiel zu geben: Rumba.
Eigentlich hat die Rumba ihre Vorgeschichte auf Kuba und war wilder, aber „durch die Amerikaner wurde sie prüder, aber die Amerikaner sind die Weltmeister in Promotion und Werbung, und so glaubt heute jeder, dass die Rumba von heute die eigentliche Rumba ist“. Fragen tauchen im Gespräch auf, sie gehen an den „Lehrer“ de Miranda: Hat man für unterschiedliche Rhythmen womöglich unterschiedliche Begabung?
Bei dieser Frage wird aus de Mirandas Schmunzeln schon fast ein Lachen. „Ja, manche sind (beim Trommeln) gut mit den Händen und wenn du ihnen einen Stick gibst, ist es mit dem Rhythmus vorbei“, weiß er aus Erfahrung. Dann wird er ernst. Im Gasthaus „Zur schönen Schnitterin“ wird es zu keiner weiteren Auflage kommen können.
„Wer trommelt, hat die Hände nicht zum Trinken frei“, erklärt der Niederländer diesen Umstand wieder ansteigend humorig. Doch damit hat die Sache ihr Bewenden nicht, denn René Beifuß sprach vor geraumer Zeit bei Harry Ries vor und suchte diesen für die Idee zu gewinnen, wonach de Miranda im ehemaligen Loffelder Schulhaus Workshops geben könnte. Begegnet sind sich Ries und de Miranda noch nicht, aber was Beifuß bezüglich seines Gesprächs mit Ries in Erinnerung blieb, war, dass dieser „im Prinzip begeistert“ war. Man ging in Sachen möglicher Workshops sogar schon die in Frage kommenden Tage durch.

„Wir haben Donnerstagabend angefragt und Donnerstag ist noch frei“, so das Ergebnis. Vom 8. Juni an als Auftaktveranstaltung spricht de Miranda und liebäugelt mit weiteren fünf Wochen und einer weiteren Auflage im September. Aber eigentlich liebäugelt er mit noch etwas mehr.
Ziel wäre es, öfter etwas länger als fünf Wochen lang zu machen, lässt der Perkussionist wissen. Wie er davon spricht, springt ihm Kleilein bei und bringt ins Spiel, dass so ein Kurs sechs bis sieben Leute als „harten Kern“ haben sollte, denn „so kann man etwas aufbauen“. Kleilein weiß, wovon er redet. Der leidenschaftliche Jazzer kennt die Problematik, wonach man ohne Ziel und etwas Ehrgeiz „in einer Band auch nicht vorankommt“.
Auf jeden Fall würde die Teilnehmergebühr die gleiche bleiben und vielleicht ließe sich ja etwas aufbauen, was mal eingespielt zu Auftritten beziehungsweise Konzerten führt. An dieser Stelle überlegen die drei Männer, wo diese sein könnten. „Ich könnte mir einen Auftritt bei einer Vernissage vorstellen“, bringt Kleilein ein und Beifuß sagt: „Oder in einem Lokal, das kubanisch kocht.“
Konzerte ein Ziel
Darauf Kleilein erwidernd: „Oder im Staffelsteiner Kurpark auf der Bühne.“ Wichtig sei laut Kleilein nur, „dass man auch mal rausgeht und den Leuten zeigt, was man kann“. Man darf gespannt sein, ob es zu weiteren Teilnehmern und einem harten Kern kommen wird. Das Angebot dürfte bald stehen. Dann herrschte in Kleileins Musikkeller Aufbruchstimmung, denn de Miranda hatte noch etwas vor. Er muss zu einer Samba-Gruppe und zu einem Workshop nach Frankreich, nach Straßburg.