Gibt es keinen Schmied mehr? Doch! Seit 1989 heißt der Ausbildungsberuf in Deutschland nicht mehr Schmied, sondern Metallbauer, Fachrichtung Metallgestaltung. Manche Betriebe bezeichnen sich noch als Schmiede, so in Burgkunstadt die Polierschmiede und in Lichtenfels der Hufbeschlagsschmied. Es gibt auch Spezialisierungen des Berufes, so den Goldschmied und den Silberschmied.
Gehörte bis in die 1980-er Jahre der Schmied als Institution wie Pfarrer oder Lehrer in jedes Dorf, ist an seine Stelle eine Auto- oder Landmaschinenwerkstatt gerückt. Der Schmied ist nach wie vor in unserem Sprachgebrauch lebendig. Märchen und Volkssagen tragen dazu bei.
Schleifstein dreht sich
Eine Geschichte erzählt von einem Schmied am Obermain. Andreas Werner aus der Schney schrieb von einer unheimlichen Schmiede in unserer Gegend 1978 in seinem Buch „Schney - Zeit- und Kulturgeschichte“: In einer alten Schmiede hörte man nachts, wenn alles schlief, Schläge auf den Amboss, das Rad des Schleifsteins drehte sich unaufhörlich. Als der Schmied hineinging, sah er niemanden; aber der Schleifstein drehte sich immer weiter. Der Amboss dröhnte, als wenn einer mit einem schweren Hammer darauf schlüge.
Dies geschah eine lange Zeit. Auch Leute, die der Schmied nachts in die Schmiede holte, konnten den Schleifstein nicht anhalten. Und am Amboss sahen sie niemand. Dieser Spuk dauerte so lange, bis die Schmiede abgerissen wurde.
Konflikt mit dem Teufel
In einer weiteren Geschichte wird erzählt, wie ein Dorfschmied am heiligen Abend noch in der Nacht gearbeitet hat. Dabei kam es zum Konflikt mit dem Teufel. Viele Sagen erzählen von Auseinandersetzungen zwischen Schmied und Teufel. Der Schmied wird dabei oft mit einer gewissen „Bauernschläue“ ausgestattet und überlistet so den Teufel.
Reichhaltig in Märchen und Sagen
Märchen vom Schmied gibt es nicht nur im gesamten deutschsprachigen Raum; in rund 70 Märchen in Europa spielt der Schmied eine Rolle. In etwa drei Vierteln tritt er als normaler Schmied auf, wie wir ihn als Dorfschmied kennen.
In dem Schwankmärchen „Der Schmied und der Teufel“ der Brüder Grimm steht die Überlistung des Teufels durch Groß- und Kleinmachen im Mittelpunkt. Hinzu kommt eine Vielzahl von regionalen Volkssagen. Eine hat den Titel „Der Schmied und der geprellte Teufel“, was die typische Rolle des Schmieds beschreibt. Eine andere Sage aus Görlitz erzählt von einem Nachtschmied. Wie am Obermain hört man in der Nacht das Klopfen und Hämmern. Ebenso kommt in dieser Geschichte der Teufel zu Besuch. Elise Gleichmann aus Kulmbach berichtet in einer Sage vom Schmied vom Kasendorfer Berg.
Herausragende Stellung
Seit der Bronzezeit kennen wir den Schmied in einer herausgehobenen gesellschaftlichen Stellung. In den germanischen Schöpfungsgeschichten richten die Götter bereits vor der Erschaffung der Menschen Schmieden ein, um Werkzeuge zu erschaffen. Im antiken Griechenland gab es den Schmiedegott Hephaistos und in Altägypten den Schöpfer- und Handwerkergott Ptah.
Der Schmied am Obermain
Aus dem Alltag ist der Schmied verschwunden. Trotzdem erinnern sich viele ältere Leserinnen und Leser an den Schmied in ihrem Dorf. Der Autor dieser Zeilen ist immer mit seinem Vater mit dem Pferdefuhrwerk nach Kirchlein gefahren. Dort bekamen die Pferde vom Dorfschmied Adam Schmitt neue Hufeisen angepasst. Heute kommen die Kinder bei Ferienangeboten mit dem Schmied in Kontakt. Es gibt vereinzelt noch Hobbyschmiede. Und es gibt den mobilen Hufschmied, der die Pferde auf den Reiterhöfen aufsucht.
A Souchera A Souchera aus dem Gedichtband Morkschdaa Wöesda hald gleich zen Schmiid und niä öschd zen Schmiidla.