Eigentlich, so hieß es, würde der Korbmarkt trocken bleiben. Diese Prognose galt für den Sonntag, sie galt für den Samstag, aber der Freitag hatte doch unter Nässe und Kühle zu leiden. Der Auftaktabend des 43. Korbmarkts sollte dennoch reichlich musikalisch ausfallen. Mitunter bis 24 Uhr.

Es war nach 23 Uhr, als die Lichtenfelserin Nele Böhm am Unteren Tor lustvoll in ihr Langos biss. Vor ihr lag der Ausgang und die Nacht, aber hinter ihr ließ eine Tanz- und Partyband namens „Heaven“ Noten, Arrangements und Harmonien von der Leine.
Internationale Erfahrung
Da standen nicht irgendwelche Musiker auf der Bühne, sondern solche, die nationale und internationale Auftritte hatten. Der Fundus, aus dem die fünf Musiker auf der Bühne des Säumarkts schöpften, war vor allem in einem Jahrzehnt zu finden: den 1980-ern.

Doch mit der Musik konnte das Wetter vor der Bühne nicht ganz mithalten – es war mäßig. Trotzdem sollten sich Feierlaunige finden, die die Gelegenheit zum Tanzen nutzen.
Auf Gelegenheit zum Tanzen brauchten Matthias Arneth, Lilly Hühnlein und Vanessa Ekgerts gar nicht erst zu warten. Das miteinander befreundete Lichtenfelser Trio saß weit nach Einbruch der Dunkelheit auf einer Bierbank und unter einem Schirm unweit der Bühne am Hauptmarkt. Es wurde nasskalt, Regen prasselte auf die Schirme und „Gery and the Johnboys“ ließen dennoch drei Jahrzehnte Rock'n'Roll auferstehen.
Das Kartenspiel ist immer dabei
Von Chuck Berry über Paul Anka, von Fats Domino bis Elvis Presley war jede Menge dabei. Doch wie die Musiker ihr Programm absolvierten, taten sie es in gewisser Weise doppelt visuell. Am Bühnenrand sammelte sich Regenwasser und „Gery und die Johnboys“ spiegelten sich darin.

All das bekam das befreundete Lichtenfelser Trio nicht mit, es hatte sein eigenes Programm, und das passt in jede Hosentasche: Uno-Spielkarten. Und während sich die Konzertbesucher von ihren Biertischgarnituren erhoben und unter die Beschirmung entlang des Rathauses zogen, blieben Arneth, Hühnlein und Ekgerts sitzen und zockten. Das Kartenspiel, so erzählten die jungen Leute, gehört zu ihnen und ist irgendwie immer dabei.
Geschichtsträchtig
Ortswechsel, hinüber zur Bahnhofstraße, nach vor 22 Uhr, aber noch im Regen. Ein Schlagzeug, eine E-Gitarre und eine Bassgitarre stehen verlassen wirkend auf einer regennassen Bühne. Ihre Eigentümer nennen sich „The Wrapping Papers“ und spielen „Musik der alten Schule“. Was ihr Repertoire füllt, stammt von Bands wie „Cream“, „The Rolling Stones“, „The Who“ oder den „Beatles“.

Womit man bei einem Stichwort wäre: Paul McCartney. Denn die Bassgitarre, die das so unter dem Zelt auf regennasser Bühne steht, ist ein Höfner-Bass – formschön, geschichtsträchtig und bei Nachfrage tatsächlich zwischen 1964 und 1967 gebaut worden. McCartney hat ihn bevorzugt gespielt und sein Design berühmt gemacht.
Irgendwann wird der Bassist der „Wrapping Papers“ diesen Bass zur Hand nehmen und dann geht er los: der Beat'n'Roll. Und weil die Bühnenbeleuchtung hinter den Musikern erstrahlt, bleiben sie bei ihren Songs ein bisschen im Halbdunkel.

Wen es vom Säumarkt und der Hauptbühne zur Havanna Bar zog, der musste an ihnen vorüber. Das taten die Passanten zwar, aber sie blieben dabei auch lange bei den „Wrapping Papers“ stehen.