Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Lichtenfels
Icon Pfeil nach unten

LICHTENFELS: Über alten Volksglauben rund um den Kuckuck

LICHTENFELS

Über alten Volksglauben rund um den Kuckuck

    • |
    • |

    Ein Vogel, der sich selber nennt – der Kuckuck. Wer kennt nicht das alte Volkslied „Der Kuckuck und der Esel“ von Hoffmann von Fallersleben. In weiteren Liedern ist er zu finden: „Kuckuck, Kuckuck, rufts aus dem Wald…“ oder „Auf einem Baum ein Kuckuck saß…“ Kein Vogel spielt im Volksglauben eine so große Rolle wie dieser Frühlingsvogel.

    Da er allgemein als der Wahrsagevogel gilt, hat er nach volkstümlicher Erklärung keine Zeit für das Brutgeschäft und legt seine Eier in fremde Nester. Er weissagt Leben und Tod, Armut und Reichtum, Hochzeit und Kindtaufe, Gesundheit und Krankheit, Ernte und Missernte und das Alter der Menschen. Man blieb von der Arbeit daheim, wenn einem der Kuckucksruf in den Hof schallte.

    Rief er übers Dorf hinweg, gab's bald „eine Leich“. Daher auch der Ausdruck: „Das weiß der Kuckuck!“ Der Vogel des Jahres 2008 kommt in der Literatur, in Sprichwörtern, Redewendungen und in der Musik häufig vor. Kennen Sie die Redewendung: „Du undankbarer Kuckuck“? Das sagt man zu Kindern, die ihren Eltern gegenüber undankbar sind.

    Ähnlichkeit mit Sperber

    Die Altvorderen glaubten aufgrund der äußerlichen Ähnlichkeit mit dem Sperber, der Kuckuck verwandle sich im Spätsommer in diesen Greifvogel; so erklärte man sein jährliches Verschwinden. Bei den Griechen im Altertum war er der „Regenkünder“: „Wenn dieser Vogel zum ersten Male kuckuckt, so regnet es drei Tage in einem fort.“ Auch bei uns hat er die Rolle als Regenvogel. Ebenso schrieb man ihm prophetische Kräfte zu. An der Anzahl seiner Rufe las man ab, wie viele Jahre man noch bis zur Hochzeit warten musste, beziehungsweise wie lange man noch zu leben hat, wie es in dieser Volksliedstrophe beschrieben ist: Kuckuck über den Stock! / wann krieg ich meinen Brautrock? Kuckuck über den Hügel! / wann krieg ich meinen Sterbekittel?

    Hinzu kommt sein Glückszauber: Beim Hören des ersten Kuckucksrufes soll man auf den Geldbeutel klopfen. Sein gesprenkeltes Gefieder zaubere Sommersprossen weg, glaubte man. Beim ersten Ruf solle man sich waschen und dabei sprechen: „Kuckuck, ich rufe dich, meine Sommersprossen warten auf dich!“ Sein Name wurde früher mit dem Teufel in Verbindung gebracht: „Hol dich der Kuckuck“ und „Zum Kuckuck mit dir!“

    „Kuckuck“ als Spitznamen

    Über die Biologie des Kuckucks rätselten die Menschen aber Jahrhunderte lang. Die Naturkunde hat sich schon früh mit dem Kuckuck beschäftigt. In allen Werken geht es dabei fast immer um die zwei Eigenschaften des Frühlingsboten: um seinen Ruf und seine einmalige Fortpflanzungsweise. Der 15. April gilt als Kuckuckstag. Überwiegend um diesen Tag herum trifft der Kuckuck nach seiner langen Reise von 4000 bis 6000 Kilometer aus Afrika pünktlich bei uns ein. Der lange Weg zwischen Sommer- und Winterquartier bringt es mit sich, dass die Kuckucke nur ein Vierteljahr bei uns bleiben. Für einen Kuckuck ist ein 2500-Kilometer-Nonstop-Flug kein Problem.

    Um den Kuckuck als Frühlingsboten gibt es Bauernregeln: „Tiburtius (14. April) ist des Bauern Freund, doch nur, wenn auch der Kuckuck schreit.“ Der besondere Vogel wird auch bei den „Spitznamen“ für Ortschaften verwendet. So finden wir im kleinen Juradorf Großziegenfeld den „Kuckuck“ als Necknamen. Dazu Kreisfachberater Michael Stromer: „Die offene Jurahochfläche mit ihren Felder, Wiesen, Hecken und Feldgehölzen und die Wälder an den Hängen der Täler bieten dem Kuckuck beste Lebensbedingungen.“ Auf einer Fundortkarte vom Bayrischen Landesamt für Umwelt ab 2000 sind in unserem Landkreis einige Orte vom Aufenthalt des Kuckucks angegeben, so Ebensfeld, Ützing, Lichtenfels und Burgkunstadt. Im letzten Jahr stammte die erste Meldung vom 7. April aus Kutzenberg.

    Der Kuckuck am Obermain

    Die meisten betreffen den Zeitraum von Mitte April bis Mitte Mai. Bernd Flieger von der LBV-Kreisgruppe Lichtenfels berichtet: „Nach Eintragungen des Internet-Meldeportals orntho.de in den Jahren 2020 bis 2024 häuften sich die Meldungen von Kuckucken im Maintal und im Bereich größerer Wasserflächen oder in Teichgebieten mit Schilf. Dies spiegelt die Tatsache wider, dass dort verschiedene Rohrsänger in guter Zahl vorkommen. Einzelne Beobachtungen gibt es aus den Seitentälern und aus Bereichen mit hoher Heckendichte, wo Grasmücken häufig sind.“ Rohrsänger und Grasmücken sind bevorzugte Wirtsarten, in deren Nester der Kuckuck seine Eier legt. Auf der Roten Liste wandernder Vogelarten wird der Kuckuck als gefährdet eingestuft.

    Als mögliche Gefahren sind die großflächig sehr geringe Dichte und drastische Abnahme von Schmetterlingen und anderen Großinsekten, Probleme während des Zuges und im Winterquartier zu nennen. Hinzu kommt, dass Flächen mit höherer Kuckucksdichte, wie Auwälder und Feuchtgebiete, seltener werden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden