Im Eigenverwaltungsverfahren um den Klinikverbund Regiomed zeichnet sich eine Lösung ab. Der Gläubigerausschuss habe das Angebot der Sana Kliniken AG mit Sitz in Ismaning als beste Option bewertet, teilte der Insolvenzverwalter Dr. Rainer Eckert bei einem Hintergrundgespräch mit. Der Klinikkonzern will die bayerischen Einrichtungen von Regiomed, also die Kliniken in Coburg, Lichtenfels und Neustadt bei Coburg sowie die dazugehörigen Medizinischen Versorgungszentren (MVZ), die Medical School und die Hauptverwaltung (Regiomed-Holding) übernehmen.
Damit wäre die vor allem von den Landkreisen Lichtenfels und Coburg sowie der Stadt Coburg angestrebte Übernahme der eigenen Einrichtungen chancenlos. Der Landkreis hatte ebenso wie die übrigen kommunalen Träger im Regiomed-Verbund Angebote zur Übernahme ihrer Einrichtungen gemacht, wie berichtet. Trotz des Bekenntnisses, alles zu tun, um das Klinikum in kommunaler Hand zu halten, war allerdings von Anfang an klar, dass der Landkreis im Bieterwettstreit mit einem Konzern kaum mithalten könnte.
Pachtverträge als Hebel

„Ich habe noch keine offiziellen Informationen“, sagte Landrat Christian Meißner dazu auf Anfrage. Ihm bleibe nur, abzuwarten, was der Gläubigerausschuss entscheidet und danach zu prüfen, welche Optionen der Landkreis habe. Wenn genaueres bekannt sei, gelte es, das Konzept von Sana zu bewerten und letztendlich müsse der Kreistag darüber entscheiden. Auf die Frage, ob der Landkreis gemeinsam mit dem Krankenhauszweckverband Coburg als Besitzer der Kliniken die Pläne zur Übernahme verhindern wolle, indem sie dem Klinikkonzern die Gebäude nicht dauerhaft verpachten, meinte Meißner, der Landkreis könnte den Pachtvertrag nicht verlängern. Der laufe allerdings erst 2041 aus, in Coburg sei das allerdings früher der Fall, so dass die Nachbarn dort mehr Druck aufbauen könnten. Er sei mit den Coburger und Thüringer Kollegen im ständigen Austausch.
„Wir glauben, Regiomed mit dem Sana-Angebot am leichtesten sanieren zu können, weil eine Zerschlagung des Verbunds verhindert wird“, betonte Rainer Eckert. „Zu verhandeln bleibt, wie mit den Immobilien zu verfahren ist.“ Daher seien Gespräche mit dem Krankenhauszweckverband Coburg und dem Landkreis Lichtenfels als Verpächter die nächsten Schritte. Der Krankenhauszweckverband verhandele über eine Konsortiallösung mit Sana, erhalte aber sein eigenes Angebot für das Klinikum Coburg weiterhin aufrecht. Eine Entscheidung könnte bei der Gläubiger-Versammlung am 27. und 28. Mai fallen.

Für das Angebot der Sana-Kliniken AG sprächen nicht nur ökonomische Gründe, sondern auch, dass sämtliche bayerischen Einrichtungen sowie die Zentralverwaltung in einer Hand bleiben würden. Außerdem hat der Klinikkonzern angeboten, alle Arbeitsverträge der Mitarbeitenden zu den aktuellen Konditionen zu übernehmen. Es werde nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes gezahlt und auch die Zusatzversorgung fortgeführt, war zu erfahren.
„Eine Zerschlagung des Verbunds wäre dagegen nur die zweitbeste Lösung, da die Entflechtung der Einrichtungen sehr aufwändig wäre“, so der Insolvenzverwalter. Die Einrichtungen in Thüringen könnten über einen Management-Vertrag mit dem dortigen Interessenten weiter versorgt werden. Da auch für die Service-GmbH mit Zentralküche und Reinigungsleistungen ein Investor ein Angebot gemacht habe, wäre auch hier Kontinuität möglich. „Das ist allerdings noch eine Denksportaufgabe“, bekannte Regiomed-Geschäftsführer Michael Musick.
„Je größer die Klinikverbände, desto größer ist die Chance, eine zukunftsichere Medizinstrategie zu entwickeln.“
Michael Musick, Regiomed-Geschäftsführer

„Unser Ziel ist eine nachhaltige Lösung für die Patientenversorgung, die Mitarbeiter und die Gläubiger“, sagte Musick. „Je größer die Klinikverbände, desto größer ist die Chance, eine zukunftsichere Medizinstrategie zu entwickeln“, betonte er. Das habe die jüngste Entscheidung zur Krankenhausreform bestätigt. Eine Zerschlagung des Verbunds wäre sehr aufwändig, da in den einzelnen Einrichtungen kaum noch Verwaltungsbereiche seien. Außerdem wäre das für die Mitarbeiter sehr schmerzhaft, die ihre eigenen Stellen abwickeln müssten.
Ziel bleibt der 30. Juni
Ziel bleibe weiterhin ein Abschluss des Verfahrens bis 30. Juni, allerdings könne es wegen der Möglichkeit unterschiedlicher neuer Träger zu „Ungleichzeitigkeiten“ kommen, so dass nicht alle Einrichtungen zu diesem Zeitpunkt das Ergebnis mitgeteilt werden könne.