Der Weihnachtsmarkt fällt aus. Nach 2020 nun abermals. Das ließ die Stadt Lichtenfels vor über einer Woche nach dem entsprechenden Beschluss der bayerischen Staatsregierung wissen. OT-Mitarbeiter Markus Häggberg hat sich bei den Einzelhändlern der Innenstadt umgehört, wie sie mit dieser Nachricht umgehen. So unterschiedlich die Antworten auch ausfallen, in einem sind sie sich einig: Keiner von ihnen hätte diese Entscheidung treffen mögen.
Befürchten die Händler Umsatzeinbußen wegen der Absage? Eva Billinger befürchtet sie nicht nur, sie ist sich ihrer sicher. Die Friseurin und Stylistin eines Salons in der Laurenzistraße stellt jetzt schon fest, dass „weniger Leute durch die Straßen laufen“. Derzeit seien die Terminbücher noch gefüllt, „aber das liegt wohl auch daran, dass die Leute befürchten, wir müssten wieder zumachen“.
„Mir tun die leid, die Vorbereitungen für den Markt getroffen haben.“
Gabriele Heidenreich, Weinhandlung Heidenreich
Gabriele Heidenreich, die einen Weinhandel am Unteren Tor betreibt, wird ausführlicher. „Ich habe damit gerechnet, und mir tun die leid, die Vorbereitungen für den Markt getroffen haben.“ Aus ihrer Sicht sei die Absage aber zu spät erfolgt, weil die Waren ja sicher schon bestellt waren. Doch bei der Lokalpolitik will sich Heidenreich nicht allzu sehr aufhalten. Ihre Kritik zielt mehr in Richtung Bundesebene.
„Wofür ich kein Verständnis habe, ist, dass die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben, die haben Karneval und volle Fußballstadien erlaubt und nur die Bundestagswahl im Blick gehabt.“ Für diese Wahl, so Heidenreich, hätten die Bundespolitiker mal dieser und mal jener Klientel Versprechungen gemacht. Das sehe ein großer Teil ihrer Kundschaft ähnlich.
„Ich unterstütze diese Entscheidung explizit.“
Benjamin Apel, Standbetreiber
Benjamin Apel ist so jemand, mit dem Heidenreich Mitleid hat. Der Lichtenfelser hätte beim Weihnachtsmarkt Glühwein verkauft. Allerdings hat er die Entwicklung kommen sehen und ist von Bestellungen zurückgetreten. Aber: Hat er Verständnis für die Entscheidung? „Natürlich, ich unterstütze diese Entscheidung explizit.“ Nur: Hätte er diese Entscheidung als Verantwortlicher auch fällen mögen? „Nein“, gesteht Apel.

„Ich hätte es wahrscheinlich auch abgesagt“, räumt Ursula Kirster ein. Die Betreiberin des Bauernladens bietet Brot, Käse, Obst, Gemüse, Bier oder Schokoladen an. Dinge, die man alltäglich braucht. Eben darum meint Kirster, dass sie von der Absage nicht so in Mitleidenschaft gezogen wird. Aber sie meint, dass es durch die Absage des Weihnachtsmarktes zu weniger Laufkundschaft in der Stadt kommen wird. Infolgedessen würden weniger Leute ihren Laden neu entdecken. „Die Begegnungen mit noch nicht bekannten Menschen fallen weg“, drückt Kirster es aus.
„Erklären Sie einem Kind mal, dass das alles mit der Bahn nur Deko ist.“
Ursula Kirster, Bauernladen
Was sie neben dem Gesundheitsaspekt der Absage des Weihnachtsmarktes an Gutem abgewinnen kann, ist, dass der Märchenwald samt Märchenwaldbahn aufgebaut bleibt. Nur: „Erklären Sie einem Kind mal, dass das alles mit der Bahn nur Deko ist.“ In ihrem Laden selbst seien ihr zu alledem in den vergangenen Tagen aber keine „großmächtigen Diskussionen“ untergekommen.
Das Coburger Haus Juwelier Schwahn hat einen Namen und einen Ableger in der Lichtenfelser Fußgängerzone. Die Mitarbeiterinnen Martina Fischer und Karin Durmann sprechen hier zu einigen Dingen die gleiche Sprache. „Ja“ antworten beide auf die Frage, ob sie Verständnis für die Absage haben, und ein entschlossenes „Nein“ kommt aus beider Münder, als die Sprache darauf kommt, ob sie in dieser Frage hätten entscheiden mögen.
Kundenreaktionen habe man im Laden noch nicht mitbekommen, das geschieht „aber vielleicht in 14 Tagen“, meint Durmann. Und Fischer hat noch eine weitere Vermutung: „Man hat ja die Eisenbahn weiter aufgebaut, und vielleicht haben die Lichtenfelser noch gar nicht realisiert, dass der Weihnachtsmarkt nicht stattfinden wird.“
„Gerade beim Optiker hören wir doch, was Menschen belastet, und der Wegfall des Weihnachtsmarktes ist eine emotionale Geschichte, definitiv!“
Robert Fritz, Optik Keintzel

Robert Fritz beginnt mit einem „Nein“. Nein, es gibt „grundsätzlich kein Weihnachtsgeschäft im Optiksegment“, so der Geschäftsführer von Optik Keintzel. Verständnis für die Absage? Schlicht und einfach „ja“. So überzeugt er sich von der Entscheidung zeigt, so klar ist auch ihm, was es bedeutet, eine solche Entscheidung auch auszusprechen. „Nein, keinesfalls, das ist eine sehr unbequeme Entscheidung, und die spricht man ungern aus, aber ich glaube, es ist die richtige Entscheidung“, so seine Einschätzung.
Doch gesprochen werde von Kunden in seinem Laden sehr wohl über derlei Dinge. „Gerade beim Optiker – wir sind ja die neuen Friseure – hören wir doch, was Menschen belastet, und der Wegfall des Weihnachtsmarktes ist eine emotionale Geschichte, definitiv!“
„[Es ist] doch schön, dass wenigstens was für die Kinder auf dem Marktplatz steht.“
Jutta Glätzer, Schuhhaus Hofmann

Weihnachtsmarkt und Umsatzrückgänge? Einen klarem Zusammenhang sieht Jutta Glätzer vom Schuhhaus Hofmann. „Ja, auf jeden Fall“ findet auch sie die Absage des Marktes richtig. Und nein, sie hätte auch nicht darüber bestimmen wollen. Dafür aber komme ihr immer wieder etwas zu Ohren: Kunden sprächen davon, dass es „doch schön ist, dass wenigstens was für die Kinder auf dem Marktplatz steht“.