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LICHTENFELS: Unwetter in vergangener Zeit: Schwarze Kerzen und Hexen

LICHTENFELS

Unwetter in vergangener Zeit: Schwarze Kerzen und Hexen

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    Als besonders wirksam galt die Gewitter abhaltende Kraft einer Hauswurz. Hier ein Exemplar in Altenkunstadt.
    Als besonders wirksam galt die Gewitter abhaltende Kraft einer Hauswurz. Hier ein Exemplar in Altenkunstadt. Foto: Brigitte Gorille

    Die meisten Gewitter treten in Deutschland zwischen Mai und August auf: Hohe Temperaturen, feuchte Luft und viel Sonneneinstrahlung haben in der Vergangenheit immer wieder für Blitzeinschläge in unserer Region gesorgt. Die Angst vor den Folgen eines Gewitters ist tief in unserer Bevölkerung verwurzelt. Davon kann auch der Autor dieser Zeilen berichten. Grund genug, auf das Brauchtum, rund um das Gewitter zu blicken.

    Vor dem Versicherungsschutz und vor den Blitzableitern fühlten sich die Menschen den Blitzen ohnmächtig ausgeliefert. Es verwundert nicht, dass unsere Altvorderen aus Angst ein vielfältiges Brauchtum zum Schutz entwickelten. So wurden am Lichtmesstag (2. Februar) im Gottesdienst die schwarzen Wetterkerzen geweiht, die vor Blitzschlag schützen.

    Sobald das Gewitter aufzog, wurde die Wetterkerze angezündet. Schutz- und Segenswirkung erhoffte man sich von den Palmzweigen. Am Palmsonntag geweiht, wurden sie an das Kruzifix oder ein Heiligenbild gesteckt und in Haus und Stall aufgehängt. Bei drohendem Gewitter warf man einige Palmzweige in das Herdfeuer. Als noch wirksamer gegen Blitz und Donner galten die an Mariä Himmelfahrt geweihten Kräuterbüschel. Bei einem schweren Gewitter warf die Hausfrau getrocknete Blüten und Blätter aus dem Weihbüschel ins Feuer. Der Rauch sollte Blitz und Hagel vertreiben. Ebenso wie ein an Ostern geweihtes Ei, in einen Lappen gewickelt und auf dem Dachboden aufgehängt.

    Störche als Schutzengel

    Weit verbreitet war der Glaube, dass Häuser, auf denen Störche und Schwalben nisten, vom Blitz verschont blieben, ebenso Häuser mit einem Neugeborenen. Holz von einem Baum, in den der Blitz eingeschlagen hatte, durfte nicht als Bauholz verwendet werden, denn es würde den „Blitz anziehen“. Als wirksam galt die Gewitter abhaltende Kraft einer Hauswurz auf dem Dach. Da man lange die wissenschaftlichen Hintergründe nicht kannte, wurde die Wetterhexe für Gewitter verantwortlich gemacht.

    In Freising wurden im Jahr 1090 drei sogenannte Wettermacherinnen an der Isar verbrannt. Als Wetterhexen, die besonders gefürchtet wurden, agierten nach dem Volksglauben mehrere Frauen, weil Unwetter größere Gebiete verwüsten konnten. Die Wetterhexe finden wir in einigen fränkischen Volkssagen und Geschichten. So war in unserer Region der Spruch verbreitet: „Is di Gewiddähäx om Himml, gib`s a Gewiddä un ka Gebimml.“

    Eine Aufnahme zeigt die Pfarrkirche in Marktgraitz. Im Jahr 1731 vernichtete ein Blitzschlag und 1958 wurde das Gotteshaus ein weiteres Mal Opfer eines Brandes.
    Eine Aufnahme zeigt die Pfarrkirche in Marktgraitz. Im Jahr 1731 vernichtete ein Blitzschlag und 1958 wurde das Gotteshaus ein weiteres Mal Opfer eines Brandes. Foto: Heinz Fischer

    Der Autor dieser Zeilen erinnert sich: „Wenn wir mit dem Pferdefuhrwerk auf einem entlegenen Acker waren, wurden wir manchmal von einem Gewitter überrascht. Was tun? Für die Rückfahrt war es zu spät. Wir versteckten uns unter dem Wagen, der weit weg von Bäumen oder einem kleinen Bach stand. Ich zählte immer die Sekunden nach einem Blitzeinschlag, um zu wissen, wie weit das Gewitter noch entfernt ist“.

    Gewitter waren besonders bei der Heuernte lästig. In jedem Dorf war bekannt, aus welcher Richtung das Gewitter häufig eintrifft. So sagte man in Altenkunstadt, dass Gewitter aus der Richtung des Frankenwaldes sehr selten ins Maintal kommen, denn der Wald zieht das Gewitter an. Als Schutzpatronin gegen Gewitter wurde die heilige Anna angerufen: „Heilige Mutter Anna, treib des Gewitter von danna“.

    Beim Brand der Basilika in Vierzehnheiligen am 3. März 1835 war es ebenfalls ein Blitzeinschlag.
    Beim Brand der Basilika in Vierzehnheiligen am 3. März 1835 war es ebenfalls ein Blitzeinschlag. Foto: Quelle: Stadtmuseum Bad Staffelstein, Lithographie von Daniel Hesse (Repro: Adelheid Waschka)

    Feuersbrünste in unserem Landkreis haben die Ängste vor einem Gewitter gefeuert. Neben Häusern und Scheunen wurden am Obermain immer wieder Kirchen vom Blitzschlag getroffen: Die Inschrift am Südeingang der katholischen Stadtpfarrkirche in Lichtenfels erinnert an einen Blitzeinschlag von 1552. Am 14. August 1645 schlug der Blitz zum zweiten Mal in das Gotteshaus. Im Jahr 1731 vernichtete ein Blitzschlag das Mittelschiff der Pfarrkirche in Marktgraitz. 1958 wurde sie ein weiteres Mal Opfer eines Brandes. Am 3. März 1835 schlug bei einem heftigen Gewitter der Blitz in den südlichen Turm der Basilika Vierzehnheiligen. Bekannt ist der Blitzeinschlag im westlichen Kirchturm des Klosters in Banz am 18. April 1944.

    Tragische Todesfälle

    Unsere Zeitung berichtete immer wieder von tragischen Todesfällen, so von 2. Juni 1858: „Ein Bauersmann aus Buch am Forst, wurde, als er aus dem Forste herausgetreten war, von dem Blitze eines heute Morgens hier vorrübergehenden unbedeutenden Gewitters so getroffen, daß er augenblicklich todt blieb.“ Vielen ist der tragische Tod von zwei Kindern aus einem Stadtteil von Bad Staffelstein in der Quergela-Höhle des Staffelbergs am 13. Mai 1981 durch einen Kugelblitz in Erinnerung.

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