
Es ist 18 Uhr, und seine Kühltruhen sind leer. Heiko Hoffmann, der als „Aale Hinnerk“ durch die Lande fährt, ist leer gekauft. Mehr als eine halbe Tonne Fisch hat er am Wochenende und beim verkaufsoffenen Sonntag unter die Leute gebracht. Jetzt ist es dunkel, und es herrscht Kehrausstimmung. Ein langer Tag voller Geschichten liegt hinter der Innenstadt.

Magdalene Stix macht ganz schön große Augen. So etwas wie hier hat die Zapfendorferin noch nie erlebt. Kunststück für eine 13-Monatige. Trotz Wind, grauem Himmel und kühlen Temperaturen wurde sie von ihrer Mama zum verkaufsoffenen Sonntag samt Autoschau mitgenommen. „Damit sie mal was anderes sieht“, erklärt Mama Jennifer amüsiert und gibt dem Sonntagsereignis in der Innenstadt gute Noten. Damit ist sie nicht alleine.
An diesem Tag dürfen Autos in die Fußgängerzone

Eigentlich ist die Fußgängerzone für Autos tabu. Aber am Sonntag galt das nicht. Sieben Marken von Jeep bis Opel und von Renault bis Mercedes parkten neueste Modelle zu beiden Seiten der Inneren Bamberger Straße. Kein Wunder, dass man hier Holger Greim trifft. Der Betriebsleiter bei „Auto Müller“ schwärmt davon, wie gut alles vom Ausrichter „Treffpunkt Lichtenfels“ organisiert wurde.

Seit 9.30 Uhr sind die Autos da und sie blieben bis kurz vor 18 Uhr. Das lockte von Coburg bis Kronach, von Kulmbach bis Bamberg Besucher an. Mit jeder Menge Fragen an die Mitarbeiter der jeweiligen Autohäuser. „Was zunahm, waren Gespräche über alternative Antriebe, so wie bei E-Autos“, erklärt Greim. Seiner Einschätzung nach ist das Interesse der Menschen an Gesprächen noch genauso groß wie vor Corona. Doch die Koppelung des verkaufsoffenen Sonntags an den Fischmarkt findet er besonders geglückt.
„Was zunahm, waren Gespräche über alternative Antriebe, so wie bei E-Autos.“
Holger Greim, Auto Müller

Heike Hähndel weiß es genau: „Ich habe nur Coburger gehabt“, so die Modeverkäuferin zur Herkunft der Kunden, mit denen sich ein Plausch ergab. Doch eines war an diesem Sonntag, an dem der Einzelhandel von 13 bis 18 Uhr geöffnet hatte, wieder anders: Getragen werden mussten wieder FFP2-Masken statt der leichteren medizinischen. Befürchtungen, so etwas könne bei Kunden übel aufstoßen, zerstreuten sich. Doch Hähndels Kollegin Anja Mark hebt noch etwas anderes hervor. Ihrer Meinung nach habe die Kaufkraft gelitten und sei „nicht mehr so wie vor Corona“.

Sie heißt Schmitt, er heißt Schleicher, und daher komme „Schmittchen Schleicher“, witzelt Gotthard Schleicher über sich und Lebensgefährtin Maria. Das Paar ist aus Ebern, in vorgerücktem Alter und wegen der Marktschreier heute hier. „Wir kommen seit sieben, acht Jahren nach Lichtenfels zum verkaufsoffenen Sonntag“, versichert Schleicher und skizziert einen Ablauf: „Wir gehen essen, wir gehen bummeln, wir gehen zu den Marktschreiern und treten dann den geordneten Rückzug an.“
„Wir gehen essen, wir gehen bummeln, wir gehen zu den Marktschreiern und treten dann den geordneten Rückzug an.“
Gotthard Schleicher, Ebern

Von Rückzug kann bei einem spanisch-italienischen Trio um diese nachmittägliche Uhrzeit noch keine Rede sein. Francisco Luis Molera Montoya, Christian Caruso und Natalie Costa Moreno stehen in der Mitte des wohl 2000 Quadratmeter zählenden, inneren Kerns des Marktschreierareals, schauen dem Treiben zu und stoßen noch lange miteinander an. Montoya und Moreno sind Lichtenfelser Neubürger und wollen das mal gesehen haben.

Doch wer denkt an die Menschen, die an so einem Sonntag arbeiten? Susanne Weidlich beispielsweise tut das. Die geschäftsführende Gesellschafterin bei Juwelier Schwahn ist aus Coburg gekommen und leistet Gesellschaft beim Kaffeetrinken mit Mitarbeitern. Man sitzt zusammen, lacht und findet, dass der Tag sich alles in allem gelohnt hat.