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LICHTENFELS: Versteigerung beim Fundamt Lichtenfels

LICHTENFELS

Versteigerung beim Fundamt Lichtenfels

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    Das Geld wurde abgezählt und entgegengenommen, hier zu sehen zwischen Auktionator Mischa Fuß und Steigerer Oliver Schmidt.
    Das Geld wurde abgezählt und entgegengenommen, hier zu sehen zwischen Auktionator Mischa Fuß und Steigerer Oliver Schmidt. Foto: Markus Häggberg

    Einmal im Jahr kommt es bei der Stadt Lichtenfels zur Auktion. Was im Fundbüro landete und nicht abgeholt wurde, wird versteigert. Eine beliebter Sammelpunkt für Schnäppchenjäger.

    Mittwoch, 13.30 Uhr, in der Jahnstraße, Adresse der Stadtwerke. Mischa Fuß hat keinen Hammer. Der Mann, den man vom Einwohnermeldeamt und vom Bürgerservice kennt, ist heute in die Rolle des Auktionators geschlüpft.

    Einen Auktionshammer hat er nicht, aber dafür schon jede Menge Erfahrung. Sieht man von der Corona-Zeit ab, hat es diese Auktionen alljährlich gegeben, und er war oft eingebunden. Jetzt, nach fast zwei Jahren, ist er es wieder und auf die übliche Weise. Neben ihm findet sich Kollegin Michaela Kellner, auch sie in der Verwaltung tätig und heute und hier Kassiererin.

    Gut 40 Personen stehen um die zwei aufgebauten Warentische und im Hof, dort wo die Kinderwagen und 34 Fahrräder stehen. Doch auf eine Fundsache richten sich besonders viele Augen und das ist ein blauer Motorroller. Er sieht ganz passabel aus, hie und dort dürfte etwas geschraubt werden.

    Die Stunde der Regenschirme

    Aysa Berisa machte den Fang des Tages. Für den blauen Roller gab ihr Mann ihr grünes Licht für das entsprechende Budget zum Steigern.
    Aysa Berisa machte den Fang des Tages. Für den blauen Roller gab ihr Mann ihr grünes Licht für das entsprechende Budget zum Steigern. Foto: Markus Häggberg

    Er wird seine Geschichte bekommen, doch zunächst schlägt die Stunde der Regenschirme. Drei von ihnen gehen weg wie warme Semmeln. Schnell wird sich auch die Anzahl der Schwimmbad verlorengegangenen Taucherbrillen, Badehosen oder Handtücher verringern – es gibt für alles einen Abnehmer und man bewegt sich hier noch im geringfügigen Euro-Bereich.

    „Die Fundstücke müssen mindestens sechs Monate bei uns gelagert gewesen sein“, erklärt Fuß die Regeln und ab wann eine Fundsache für die Auktion bestimmt sein kann. Wer eine Fundsache abliefert, hat – sofern die Fundsache vom rechtmäßigen Besitzer nicht abgeholt wurde - nach sechs Monaten das Recht, das Fundstück selbst wieder mitzunehmen.

    Zurück zur Auktion: Fuß hebt einen Gegenstand in die Höhe, es handelt sich um eines der kleinen Schmuckstückchen, die sich auf einem der Tische befinden. Männer finden sich jetzt hier kaum, dafür aber mehr bei den Fahrrädern und besonders bei dem Motorroller. Einer von ihnen sagt in vorwurfsvoll ratlos-fragendem Ton: „Wer schmeißt denn an Roller weg – die müssen ja Geld ham.“

    Rudolf Ruckdeschel ist auch hier. Der Behindertenbeauftragte des Landkreises ist mittlerweile Pensionist und schaut sich nach Fahrrädern um. Er wollte immer eines, jetzt sieht er sogar eine Notwendigkeit darin. Der Mann kommt vom anderen Ende der Stadt Lichtenfels, und bis dorthin wären es vier Kilometer zu gehen. Erst recht, da seine Frau mit dem Auto schon heim fuhr.

    Vor allem mit Regenschirmen sollte es Auktionator Mischa Fuß immer wieder zu tun bekommen.
    Vor allem mit Regenschirmen sollte es Auktionator Mischa Fuß immer wieder zu tun bekommen. Foto: Markus Häggberg

    Also steigert Ruckdeschel an einem Mehrgang-Kreidler-Rad und lange Zeit geht das in Fünf-Euro-Schritten: 15, 20, 25 (…), 30, 35 Euro. Dann gibt sein Mitsteigerer auf und überlässt Ruckdeschel das fahrbare Unterteil. Doch eine Frage hat er noch an den Unterwallenstadter: „Was wäre denn Ihr Limit gewesen?“ Die Antwort: „50 Euro.“ Damit kann der Verlierer leben, denn so viel hätte er für dieses Rad nie geboten.

    E-Scooter ersteigert

    Oliver Schmidt kam, sah und siegte. Der 47-jährige Lichtenfelser war auf ein Fahrrad aus und ging mit einem E-Scooter. Eine Kollegin, so der Mann, habe ihm einen Zeitungsausschnitt geschickt, aus dem ersichtlich war, dass die Auktion heute hier stattfindet. Also kam er und nahm die Fahrräder in Augenschein. Die begeisterten ihn nicht so, und er disponierte gedanklich zu der Frage um, was seinem Patenkind wohl eine Freude machen könnte. So kam er auf E-Scooter und hat während des Geschehens mal gegoogelt: Zwischen 350 und 450 Euro kann so einer kosten.

    Für die Auktionsstücke im Schmuckbereich zeigten vor allem Frauen Interesse.
    Für die Auktionsstücke im Schmuckbereich zeigten vor allem Frauen Interesse. Foto: Markus Häggberg

    Das vom Auktionator erhobene Mindestgebote lag bei 70 Euro, ein paar Gebote und 50 Euro weiter gehörte das Teil Schmidt. „Der war jetzt ein Jahr gestanden und zuerst muss ich ein Ladekabel organisieren“, so der Lichtenfelser zu dem, was jetzt auf ihn zukommt.

    Dann schlägt die Stunde von Aysa Berisa. Die Frau ist auf den Motorroller aus, eindeutig. „Der Mann geht arbeiten, und die Frau geht shoppen“, kommentiert sie launig ihr Hiersein. Wenn sie von ihrem Mann spricht, spricht sie gerne von „Schatzi“. Denn „Schatzi kriegt das hin“, so die Frau zu dem Umstand, wonach es zum Motorroller keinen Schlüssel gibt und er auch ein klein bisschen restaurationsbedürftig ist.

    Foto vom Roller

    Es geht voran - entweder auf dem Wassserweg oder auf der Straße. Auf jeden Fall bietet so eine Auktion Gelegenheiten, sich mittels Geboten Bewegung zu verschaffen.
    Es geht voran - entweder auf dem Wassserweg oder auf der Straße. Auf jeden Fall bietet so eine Auktion Gelegenheiten, sich mittels Geboten Bewegung zu verschaffen. Foto: Markus Häggberg

    Für Schatzi habe sie auch ein Foto von dem Roller gemacht, und als er das sah, habe er seiner Frau ein Budget zum Bieten genannt: „Bis 300 Euro!“ Bekommen hat sie ihn für 150. Dann ist es bald 14.30 Uhr, die Besucherzahl ist ausgedünnt und das Ereignis nahezu vorbei. 600 Euro, so schätzt Michaela Kellner mit Blick auf ihre Kasse, habe die Auktion eingebracht. Geld, das die Stadt Lichtenfels ihrer Stiftung „Unser Lichtenfels“ zukommen lassen will.

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