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BUCH: Was wurde aus... Pfarrerin Auguste Zeiß-Horbach?

BUCH

Was wurde aus... Pfarrerin Auguste Zeiß-Horbach?

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    Frau Dr. Zeiß-Horbach ist auch im Bläserquintett Ahornpipe aktiv. Hier vor der St. Ägidius-Kirche in Grub am Forst. Dort ist sie seit 2016 Pfarrerin.
    Frau Dr. Zeiß-Horbach ist auch im Bläserquintett Ahornpipe aktiv. Hier vor der St. Ägidius-Kirche in Grub am Forst. Dort ist sie seit 2016 Pfarrerin. Foto: Daniela Mages

    In der Obermain-Tagblatt-Serie: „Rückblick vor 25 Jahren“ blicken wir auf das Geschehen vor einem Vierteljahrhundert. Dabei werden auch besondere Ereignisse und Verdienste einzelner Personen vorgestellt. Vor kurzem lasen wir: „Mit 33 Jahren war Auguste Zeiß-Horbach die erste Frau, die in Buch am Forst die evangelische Pfarrstelle übernahm.“

    Das Obermain-Tagblatt hatte Gelegenheit, mit der Pfarrerin zu sprechen. Was macht Auguste Zeiß-Horbach heute, welche Wünsche hat sie für die nächsten 25 Jahre? Dr. Auguste Zeiß-Horbach, geboren 1966 in Erlangen, habilitierte sich mit der Schrift „Evangelische Kirche und Frauenordination“. Heute ist sie Pfarrerin in Grub.

    Obermain-Tagblatt: Frau Dr. Zeiß-Horbach, vor 25 Jahren waren Sie in Buch am Forst die erste Pfarrerin: Ging das reibungslos?

    Auguste Zeiß-Horbach: Es war recht unkompliziert; Pfarrerin Salzbrenner hatte in der Vakanzzeit als Vertreterin gute Vorarbeit geleistet. Beim Einzug mit meinem Mann ins Pfarrhaus wurden die Glocken geläutet, eine Nachbarin brachte Brot und Salz vorbei und sogleich war die Presse vor Ort. Ich wurde mit „Frau Pfarrer“ angesprochen, ein Ehrentitel, der früher der Pfarrfrau galt. Zugleich konnte man so meinen komplizierten Nachnamen umgehen.

    An welche Projekte erinnern Sie sich besonders gern?

    Zeiß-Horbach: Schön war die gute Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand und den Vereinen, z.B. beim Kinderfest. Da der Kindergottesdienst nicht gut besucht war, erfanden wir vom KiGo-Team den „Kindersonntag“. Das war ein monatlicher Gottesdienst für Jung und Alt mit „Ben“, einer naseweisen Stoffpuppe. Ich gründete den Kinderchor „Bucher Schmetterlinge“ – ein Wagnis in einer Gemeinde, in der es jährlich nur wenige Konfirmanden gab. Wir bekamen T-Shirts spendiert und fuhren mit dem neuen Feuerwehrauto, „Ben“ natürlich in Feuerwehruniform.

    Ein Selbstläufer wurde die Kirchweihpredigt. Ich hatte erwartet, dass am Kirchweihsonntag besonders viele Menschen im Festgottesdienst wären. Weit gefehlt! Die Frauen mussten zuhause kochen und backen. Ich dachte mir: Du musst den Gottesdienst so attraktiv machen, dass ihn keiner versäumen will. Das Bläserquintett „Ahornpipe“ spielte Festmusik und ich schlüpfte in der Kirchweihpredigt jedes Jahr in eine andere Rolle. Ich hatte immer einen Gesprächspartner, die Predigt war gereimt. Einmal trat Pastoralreferent Peter Lachner als Clown durch die Kirchentür, ich kam ihm als Clownin entgegen. Wir unterhielten uns über die Erzählung von Adam und Eva.

    Die Kirchweihpredigten waren kein Klamauk, ihnen lag immer ein Bibeltext zugrunde. Die Kirche wurde bei jeder Kirchweih voller, Verwandte kamen sogar aus den umliegenden katholischen Dörfern zu uns. Es war eine heitere, aber zugleich würdige Kirchenweihe

    Was war besonders schwierig?

    Zeiß-Horbach: Nur auf einer „halben Pfarrstelle“ zu arbeiten. Außerdem die plötzliche Entdeckung, dass die Maria-Magdalenen-Kirche einsturzgefährdet war. Wir wanderten ins Gemeindehaus aus. Am Heiligen Abend waren wir Gäste in dem schönen Innenhof des Bauernhofes von Familie Knorr, wo wir am Heiligen Abend ein unvergessenes Krippenspiel im Freien aufführten. Es gelang, die Oberfrankenstiftung und die Landeskirche als große Zuschussgeber zu gewinnen. Zusammen mit dem in Buch wohnenden Journalisten Andy Welz gab ich die Schrift „Geschichte und Geschichten aus Buch am Forst“ heraus; damit gewannen wir zahlreiche Spender von nah und fern, darunter Jubilare, Jubelkonfirmanden und Vereine. Ein Flohmarkt der „Wilden Buchen“ wurde veranstaltet. Das Dach wurde unter Leitung der Zimmerei Friedrich ehrenamtlich gedeckt. Am Schluss konnten wir sogar noch drei Bronzeglocken anschaffen.

    Dr. Auguste Zeiß-Horbach war die 1. Pfarrerin in Buch am Forst.
    Dr. Auguste Zeiß-Horbach war die 1. Pfarrerin in Buch am Forst. Foto: Kögler

    Welche Aufgaben als Seelsorgerin haben Sie besonders bewegt?

    Zeiß-Horbach: Die Bestattung eines totgeborenen Kindes; die Trauer um erwachsene Kinder, die vor ihren Eltern sterben, bewegen. Es tut gut, wenn man die Betroffenen eine Zeit lang begleiten kann. Manchmal wird dann die Kraft des christlichen Glaubens inmitten des Leids spürbar.

    Wie viele Jahre waren Sie in der Gemeinde tätig?

    Zeiß-Horbach: In Buch am Forst war ich von 1999 bis 2011. 2005 kam die neu geschaffene halbe Pfarrstelle als Klinikseelsorgerin in Lichtenfels hinzu.

    Was waren die Gründe für Ihren Weggang?

    Zeiß-Horbach: Es gab eine attraktive Stelle an der Theologischen Augustana-Hochschule in Neuendettelsau zur Erforschung der Geschichte der Frauenordination. Seit 1975 können Frauen in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche von Bayern Pfarrerinnen werden. Neben der gemeindlichen Arbeit forsche ich gerne kirchenhistorisch in Quellen, während der Zeit in Buch wurde ich über den „Verein zur Abwehr des Antisemitismus“ promoviert. Der Weggang aus Buch fiel mir schwer.

    Welche beruflichen Herausforderungen folgten?

    Zeiß-Horbach: Ich war fünf Jahre an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau und habilitierte mich mit der Schrift „Evangelische Kirche und Frauenordination.“ Seit 2016 bin ich Pfarrerin in Grub.

    Bestehen noch Kontakte zur Gemeinde in Buch?

    Zeiß-Horbach: Ich freue mich immer, Menschen aus meiner früheren Gemeinde zu sehen. Ein mir ans Herz gewachsener früherer Kirchenvorsteher bat mich, ihn dereinst zu beerdigen. Dieses Versprechen habe ich eingelöst.

    Was wünschen Sie sich für die nächsten 25 Jahre?

    Zeiß-Horbach: Ich wünsche mir Gesundheit und Freude, damit ich Musik machen und in dem herausfordernden Amt der Pfarrerin zufrieden und mit Ruhe arbeiten kann. Zuspruch durch Gläubige aus meiner Gemeinde, deren Gebet mich trägt. Und ein abruptes Ende der Kirchenaustritte, damit all die schönen Kirchen und Gemeindehäuser samt Pfarrstellen erhalten werden können für die nächste Generation.

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