Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Lichtenfels
Icon Pfeil nach unten

LICHTENFELS: Weltklassik unterm Regenschirm in Lichtenfels

LICHTENFELS

Weltklassik unterm Regenschirm in Lichtenfels

    • |
    • |
    Zwar waren die Sitzplätze nicht voll, aber dafür bunt. Fotos: Markus Häggberg
    Zwar waren die Sitzplätze nicht voll, aber dafür bunt. Fotos: Markus Häggberg

    Irgendwann ist es soweit und ein Open Air bekommt es auch mal mit Regen zu tun. Und dann muss man das Beste daraus machen. So ungefähr lässt sich zusammenfassen, was am Donnerstagabend die Rahmenbedingungen für einen letztlich dennoch geglückten Konzertabend waren.

    Das Klassik Open Air zugunsten der „Stiftung unser Lichtenfels“ ist nun schon eine feste Größe im sommerlichen Kulturkalender der Korbstadt. Ein Flügel steht auf einer Bühne auf dem Marktplatz, Stehtische säumen das Podest und hunderte Stühle sind festlich mit weißen Hussen bezogen. Allerdings waren kurz vor Konzertbeginn die Hussen durchnässt, der Himmel regenverhangen und die in Düsseldorf geborenen Pianisten Laetitia und Philip Hahn andernorts mit Moderator Roberto Bauer und Bürgermeister Andreas Hügerich im Gespräch darüber, ob sie denn überhaupt auftreten sollten.

    Zwei Geschwister, zwei Ausnahmetalente: Laetitia und Philip Hahn an einem Flügel im regnerischen Lichtenfels.
    Zwei Geschwister, zwei Ausnahmetalente: Laetitia und Philip Hahn an einem Flügel im regnerischen Lichtenfels. Foto: Markus Häggberg

    „Wollen wir Party machen?“

    Roberto Bauer, „Stiftung unser Lichtenfels“

    Tatsächlich machten zunächst Gerüchte die Runde, dass der Auftritt ausfallen solle. Aber hätten die Musiker von sich aus signalisiert, auftreten zu wollen, denn sie hätten ja „mitbekommen, dass trotzdem Leute gekommen sind“, erklärte später der 16-jährige Philip Hahn gegenüber dem Obermain-Tagblatt. Mit dieser Absichtserklärung trat Roberto Bauer jedenfalls auf die Bühne. Während hinter ihm die Schutzhülle vom Bechstein-Flügel gezogen wurde, konfrontierte er das überschaubare Publikum unter seinen Regenschirmen mit der Frage: „Wollen wir Party machen?“

    Mit anderen Worten: Ja, es solle zu einem Konzert kommen, aber es werde wetterbedingt nicht in der Art und in dem Umfang stattfinden, wie es geplant war. Die 150 Klassik-Freunde dankten es ihm und dem Musiker-Duo.

    Leere Reihen im Regen vor Konzertbeginn: Aber viele ließen sich nicht entmutigen.
    Leere Reihen im Regen vor Konzertbeginn: Aber viele ließen sich nicht entmutigen. Foto: Markus Häggberg

    Dann folgte eine Aufführung der Musiker, die beeindruckend war. Die Geschwister Laetitia und Philip Hahn sind hochbegabt, legten ihr Abitur weit vor der üblicher Zeit ab, begannen mit zwei, beziehungsweise einem Jahr Klavier zu spielen, und entwickelten sich zu international gefragte Pianisten. Vielfach wurden sie ausgezeichnet und Philip spielte den jungen Mozart sogar 2022 in einem oscar-nominierten Filmdrama von Petr Václav.

    Als er auf der Bühne auftrat, tat er es weit legerer als auf den Werbeplakaten und ging in Turnschuhen mit Verve das Scherzo Nr. 1 von Chopin heran. Auf die Frage, wie geglückt er seinen Auftritt fand, gab er später in einem Zelt neben der Bühne, während seine Schwester gerade spielte, lächelnd eine sympathisch-launige Antwort: „Ich kann nicht klagen.“ Tatsächlich ließ der junge Mann aufhorchen und staunen. Die Art und Weise, wie er all die in Noten gesetzten Quirligkeiten bis hin zu einem verträumt-einnehmenden Thema bewältigte, abrupt präzise Schärfen und Tempowechsel meisterte, bewies Ausnahmekönnen.

    Moderator Roberto Bauer war nach Scherzen und steckte Philip und Laetitia Hahn mit guter Laune an.
    Moderator Roberto Bauer war nach Scherzen und steckte Philip und Laetitia Hahn mit guter Laune an.

    Ausnahmekönnen ist auch das Prädikat, das seiner Schwester Laetitia Hahn (20) gerecht wird. Als Ausnahmekönnerin schätzte sie schon der derzeit weltweit wohl beste Konzertpianist ein: Lang Lang. Auch bei ihm besuchte die Musikstudentin Meisterkurse. Nun saß sie in Lichtenfels an dem mit Intarsien geschmückten Bechstein-Flügel aus dem Jahr 1906, versonnen und ergriffen wirkend. Sie spielte die Dante-Sonate von Franz Liszt. Doch obwohl diese erstmals 1839 aufgeführt worden war, sollte es an diesem Donnerstagabend auch zu einer Welturaufführung kommen.

    Nachholtermin in Aussicht

    Gemeinsam saß das Geschwisterpaar am Flügel und spielte eine Transkription von Passagen aus Beethovens 9. Sinfonie, insbesondere „Freude, schöner Götterfunken“. Nach einer guten Stunde endete das Konzert vorzeitig. Wie von den Veranstaltern zu erfahren war, soll es im Oktober zu einem Nachholtermin für das ursprünglich angedachte Konzert kommen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden