„Kräht der Hahn am 1. Mai, ist allemal April vorbei.“ Ob das „Aprilwetter“ im Mai vorbei ist, wird sich zeigen. Nach dem Hundertjährigen Kalender ist die erste Maihälfte durchwachsen, anfangs warm, zum Ende kühl und teilweise frostig:
• 1. – 2. Rau, sehr windig und unangenehm kalt
• 4. – 15. Schon wärmer, aber trotzdem noch gemischtes Wetter mit etwas Regen und gelegentlichen Gewittern
• 24. Morgens frostig kalt
• 27. Ein sehr schöner Tag
• 28. – 29. Kalt und es kann auch etwas Regen fallen
• 30. Ganzer Tag frostig und kalt
Bis Mitte Mai Nachtfröste normal
„Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist“, beschreibt eine Bauernregel uralte Erfahrungen, dass mindestens bis Mitte Mai Nachtfröste normal waren. Durch Frostnächte erlitten vor fünf Jahren Nussbäume im Landkreis, so zum Beispiel im Lautergrund, großen Schaden.
Ebenso im vergangenen Jahr: Ein Tief sorgte an den Eisheiligen für eine für die Landwirtschaft schlimme Frostnacht. In wenigen Stunden war die Sommerernte vernichtet. Die Nacht vom 11. auf den 12. Mai war mit bis zu fünf Grad Minus todbringend für viele Getreidesorten, Kartoffeln, Obst- und Nussbäume.
Gut für den Landwirt
Das feuchte und kühle Wetter, das Spaziergänger, Radfahrer und andere Ausflügler nicht erfreut, ist für den Landwirt gut. Eine Bauernregel: „Ist der Mai recht heiß und trocken, kriegt der Bauer nur kleine Brocken. Ist er aber feucht und kühl, dann gibt es Frucht und Futter viel.“
Früher vertrauten wir den Prognosen von Abt Knauer, heute rufen wir präzise Wettervorhersagen im Radio, Fernsehen oder per Internet am Handy ab. Wann gab es eigentlich den ersten Wetterbericht? Am 14. Mai 1692 bekam das Wetter seine eigene Berichterstattung: In einem Londoner Wochenblatt war Premiere.
Mehr Zeit für Gartenarbeit
Im Bauernjahr blicken wir auf die früher wie heute im Mai üblichen Arbeiten in Landwirtschaft und Gartenbau. Im Mai ist man mit dem Kartoffelanbau fertig. Bohnen kommen in den Boden, Runkelrüben und Krautpflanzen werden gesetzt. Von den Äckern wird das Unkraut entfernt, ab Mitte Mai vornehmlich von den Kartoffelfeldern.
Nach den letzten kalten Tagen erhöht sich die Arbeitszeit im Garten: Tomaten, Paprika, Gurken, Kürbis, Sellerie und Kohl werden gepflanzt, die ersten Salate sowie Rettich, Kohlrabi und Rhabarber werden geerntet. Wer nicht im Garten gräbt, hat mehr zum Wandern Zeit.
Am Obermain haben wir „vor der Haustür“ viele Wanderungen zur Auswahl. In der Broschüre „Wandern zwischen Main und Jura“ stehen die schönsten Touren aus dem Landkreis mit über 1000 Wanderkilometern.
Gibt es das „Maiastecken“ noch?
Die Bezeichnung „Wonnemonat“ für den Mai ist schon 1200 Jahre alt. Mit „Wonne“ im heutigen Sprachgebrauch hat der althochdeutsche „Wunnimanot“ nichts zu tun: Es ist der „Weidemonat“. Im Mai wurde das Vieh auf die Weide getrieben, eine Praxis, die Jahrhunderte lang anhielt.
Einen Feiertags reichen Mai haben wir in diesem Jahr: Maifeiertag, Christi Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam. Zum Teil ist noch das Pfingstbrauchtum des „Maiastecken“ von jungen Burschen lebendig. Sie holen, mit oder ohne Erlaubnis, Birken aus den Wäldern, ihrer Liebsten in der Nacht ein sichtbares Zeichen zu setzen: Am Morgen sehen wir an den Häusern stattliche Bäume oder „Besen“. Vielleicht kreuzt ein „Pfingstochse“ den Weg. Die Birke – im Dialekt „Maia“ – ist der Baum des Monats Mai.
Manche Marienaltäre in den katholischen Kirchen werden zu den Maiandachten mit jungen Birken geschmückt. Auch die Altäre bei den Prozessionen in den Ortschaften haben Birken. Ein weiterer Brauch steht in Geschichtsbüchern über die jährliche „Brunnenfege“ an Pfingsten in Marktzeuln. Dabei erfolgte auch eine Bierspende an die Nachbarschaft, die sich an die überlieferte „Pfingsttrünke“ der Gemeinde anschloss. Allerdings ist dieser Pfingstbrauch in der Zeulner Bevölkerung nicht mehr bekannt.
Soucheraa A Souchera aus dem Gedichtband „Morkschdaa“: „Wuu gädde denn hii? Fodd zu die Maala, denn Bumm semme sälbe“