Die Bauernproteste von vor gut einem Jahr sind vielen Bürgerinnen und Bürgern sicherlich noch in Erinnerung: Die Landwirtschaft hatte damit ein Zeichen gesetzt und auf ihre Herausforderungen aufmerksam gemacht. Was wollen die heimischen Direktkandidatinnen und Direktandidaten für den Bundestag tun, um die Landwirte zu unterstützen? Diese Redaktion fragte nach: Teil zwei der Antworten.
Obermain-Tagblatt: Mit oft klarem Preisvorteil: Sind Lebensmittel aus dem Ausland keine adäquate Alternative zu heimischen Produkten?
Emmi Zeulner (CSU): Die deutschen Produkte zeichnen sich durch eine Güte und Qualität der Extraklasse und durch eine hohe Klimafreundlichkeit aus. Sie werden sich immer am Markt behaupten, wenn wir als Politik die Rahmenbedingungen für die Landwirte so gestalten, dass sie ihre hochwertigen Erzeugnisse konkurrenzfähig produzieren können.
Ali-Cemil Şat (SPD): Lebensmittel aus dem Ausland können durchaus günstiger sein, aber sie sind nicht immer die nachhaltigste oder ethischste Wahl. Heimische Produkte bieten nicht nur eine höhere Qualität und Frische, sondern tragen auch zur regionalen Wirtschaft bei und verringern den CO₂-Ausstoß durch kürzere Transportwege. Zudem leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der heimischen Landwirtschaft und der Biodiversität. Eine ausgewogene Ernährung mit saisonalen, regionalen Produkten ist sowohl für die Umwelt als auch für die Gesellschaft die bessere Alternative.
Thomas Ochs (Bündnis 90/Die Grünen): Lebensmittel aus dem Ausland haben in der Regel einen größeren ökologischen Fußabdruck als heimische Produkte, vor allem aufgrund des langen Transports, der intensiveren Verpackung und des erhöhten Wasserverbrauchs bei der Produktion. Der Anbau in anderen Ländern kann mit negativen Umweltauswirkungen wie Monokulturen und der Zerstörung von Ökosystemen verbunden sein, der Verbraucher hat hier in der Regel keinen Einblick. Lokal produzierte Lebensmittel sind daher oft die bessere Wahl, da die Qualitätsstandards höher sind und die Wertschöpfung bei uns stattfindet.
Jochen Bergmann (Freie Wähler): Heimische Produkte sind aus ökologischer Sicht eine bessere Wahl, da sie durch kürzere Transportwege und weniger Energieaufwand in der Produktion einen geringeren CO2-Fußabdruck haben. Importierte Lebensmittel, könnten, wenn sie nachhaltig produziert und fair gehandelt sind, auch eine wichtige Rolle spielen, vor allem, wenn sie Vielfalt bieten. Ein bewusster Mix aus heimischen und nachhaltig importierten Produkten, unter Berücksichtigung von Saison, Herkunft und Produktionsweise, könnte der ausgewogenste Ansatz für einen nachhaltigen Lebensstil sein.
Sebastian Görtler (AfD): Nein. Lebensmittel aus dem Ausland mögen oft günstiger sein, doch der Preis spiegelt nicht die wahren Kosten wider: hoher Transportaufwand, Umweltbelastung, fragwürdige Tierwohlstandards und fehlende regionale Wertschöpfung. Heimische Produkte stehen für Qualität, Nachhaltigkeit und die Unterstützung unserer Landwirte. Kevin Blechschmidt (FDP): Lebensmittel aus dem Ausland bieten häufig preisliche Vorteile, aber sie sollten nicht pauschal als Ersatz für heimische Produkte betrachtet werden. Regionale Erzeugnisse stärken die lokale Wirtschaft und bieten oft kürzere Lieferketten, was die Qualität und Frische unterstützt. Der Verbraucher sollte frei entscheiden können, aber Transparenz und faire Wettbewerbsbedingungen sind entscheidend.
Oswald Greim (Die Linke): Das sind sie oft nur rein fiskalisch – wenn ich mir die Kartoffeln aus Ägypten anschaue. Wenn da eine CO2-Bepreisung dazu käme, sähe das anders aus. Aber um die teureren deutschen Kartoffeln zu kaufen, braucht es Umweltbewusstsein, die Kenntnis von Zusammenhängen und das nötige Kleingeld. Die Linke setzt sich daher für regionale Wirtschaftskreisläufe ein. Wir wollen nicht große Konzerne weiter in den Mittelpunkt der Agrarpolitik stellen, sondern die Versorgung der Menschen mit guten, bezahlbaren Lebensmitteln. Während die Lebensmittelkonzerne Extra-Profite einstreichen und die Inflation anheizen, können Landwirt*innen von ihren Erzeugnissen kaum leben. Und die große Mehrheit muss höhere Preise für Lebensmittel zahlen.
Wie können die heimischen Landwirte gezielt gefördert werden?
Emmi Zeulner (CSU): Die Landwirte benötigen für ihre Produkte vor allem faire Preise und eine auskömmliche Entlohnung für ihren wichtigen Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft sowie der Gewährleistung der Versorgungssicherheit Deutschlands. Die Gemeinsame Europäische Agrarpolitik ist eine planbare, verlässliche Finanzierungssäule – vor allem für unsere kleiner strukturierten Betriebe in Oberfranken – und muss deshalb erhalten bleiben.
Ali-Cemil Şat (SPD): Bezahlbare Energie wäre bereits der erste Schritt. Für uns ist die Zukunft aber vor allem eine digitale und bürokratiearme Landwirtschaft, um hierbei Perspektiven zu schaffen. Aber vor allem muss sich Deutschland auf europäischer Ebene stärker für die Anpassung der Richtlinien und Rahmenbedingungen einsetzen, um unsere Betriebe zu fördern.
Thomas Ochs (Bündnis 90/Die Grünen): Unsere Betriebe sind zum größten Teil Familienbetriebe, die unter der zunehmenden Industrialisierung der Landwirtschaft und der damit einhergehenden Belastung der Böden, des Trinkwassers und der Tiere leiden. Wir wollen die regionale Erzeugung und Vermarktung stärken und so dem Höfesterben entgegentreten. Dazu müssen wir die Landwirtschaftsförderung umgestalten. Wir wollen Bäuerinnen und Bauern einen Ausweg aus dem System des „Wachse oder Weiche“ anbieten. Dazu gehört, dass sie für ihre vielfältigen Gemeinwohlleistungen entlohnt werden und für ökologische Leistungen gefördert werden, nicht nach Fläche. Wir wollen mit Hilfe des Wettbewerbsrechts gegen Dumpingpreise im Lebensmittelhandel und gegen Bodenspekulation vorgehen und so für faire Bedingungen sorgen.
Jochen Bergmann (Freie Wähler): Durch die Schaffung von fairen Wettbewerbsbedingungen ohne nationale Verschärfungen, die Unterstützung beim Zugang zu neuen oder alternativen Märkten, spürbarer Entlastung bei der Bürokratie, Hilfestellungen bei der Schaffung weiterer Betriebszweige (z.B. Mitwirkung bei der Energiewende durch Biogas) und durch finanzielle Anreize für nachhaltige Praktiken.

Sebastian Görtler (AfD): Ich verweise auf meine Antwort zur vorigen Frage. Kevin Blechschmidt (FDP): Die Landwirtschaft ist essenziell für unsere Ernährungssicherheit und die wirtschaftliche Stabilität ländlicher Räume. Wir setzen auf weniger bürokratische Auflagen, mehr unternehmerische Freiheit und gezielte Investitionen in moderne Technologien, um Effizienz und Nachhaltigkeit zu steigern. Oswald Greim (Die Linke): Mit unserem Konzept, das regionale Wirtschaftskreisläufe und umweltschonende hochwertige Lebensmittelproduktion so fördert, dass sie wettbewerbsfähig ist und den Bauern eine sichere Lebensgrundlage liefert.