Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Lichtenfels
Icon Pfeil nach unten

LICHTENFELS: Wird es 2022 eine Fight Night in Lichtenfels geben?

LICHTENFELS

Wird es 2022 eine Fight Night in Lichtenfels geben?

    • |
    • |
    Zwei, die einander nicht nur gut verstehen, sondern auch Gesichter und Maßgebliche bei der Fight Night sind: Johannes Zapf und Mario Hempert.
    Zwei, die einander nicht nur gut verstehen, sondern auch Gesichter und Maßgebliche bei der Fight Night sind: Johannes Zapf und Mario Hempert. Foto: Markus Häggberg

    Fight Night. Das war mal ein Begriff in Lichtenfels. Kampfsportler aus ganz Europa reisten an, um in der Stadthalle in den Ring zu steigen. Am 2. November 2019 war so eine Night, so eine Nacht. Es war das bis dato letzte Mal, dass in der Korbstadt vor Publikum gekämpft wurde. Eindrücke von einem durch Corona beschädigten Ereignis.

    Mario Hempert dreht im ersten Stockwerk des Sportstudios Highlight einen Schlüssel im Schloss einer Tür um. Sie öffnet sich und gibt den Blick auf einen Raum frei, der schmucklos wirkt und auf Funktionalität bedacht. Der Boden ist mit schwarzer Matte ausgelegt, gleich links ums Eck ist ein Boxring aufgebaut und weiter hinten im Dunkeln hängen Sandsäcke von der Decke. Doch was am meisten auffällt, was auffallen muss, ist der Geruch hier.

    Männerschweiß statt Modesport, Boxring statt Chichi

    Spätestens jetzt wird klar, dass hier keine Modesportart betrieben wird, nichts mit Chichi und Raumdesign. Hier wird geschwitzt, hier liegt Buttersäure in der Luft, hier rinnt ehrlicher Männerschweiß. Gegenüber der Eingangstür und jenseits des Flurs liegt eine Zahnarztpraxis und man möchte witzeln, denn wenn man sich hier zum Training in die Backen steigt, könnte man sich dort die Zähne wieder richten lassen.

    Mario Hempert ist nur bedingt nach Witzen zumute. Der Lichtenfelser ist so etwas wie der Vater der Fight Nights, hat ein Sportereignis aufgebaut, zu dem alljährlich Hunderte in die Stadthalle strömten. Dann kam Corona, und die fünfte Fight Night sollte die vorerst letzte bleiben.

    Weltmeister in seiner Gewichtsklasse im Kickboxen

    Hempert geht ans Ende des Raumes, setzt sich auf einen Hocker und erinnert sich an Gewesenes. Die Mütze, die er auf dem Kopf trägt, scheint unvermeidlich zu sein. Durch matte Fenster fällt Licht ein, und man sieht einen Mann, den man glatt fünf, sechs Jahre jünger schätzen könnte. Hempert ist 53.

    Seit 1986 lebt der in einem Teilgebiet der Logistik arbeitende Mann in Lichtenfels. Er ist kein einheimisches Gewächs, er ist ein gebürtiger Dortmunder, der jede Menge Kindertage im ostfriesischen Aurich verlebte. Ein im Grunde ruhig wirkender Mann, ein Angler noch dazu. Doch im Ring konnte er auch anders, denn als Kickboxer und Boxer holte er in jungen Jahren Titel. Im Kickboxen (mit Lowkick) brachte er es sogar zum Weltmeister in seiner Gewichtsklasse.

    Die Corona-Pandemie „hat alles kaputtgemacht“

    Wie er so vor sich schaut, da schauen noch zwei rote Augen in die gleiche Richtung. Sie gehören zu einem auf seiner Jacke aufgestickten Pitbull-Gesicht. Das kommt nicht von ungefähr, denn „mein Kampfstil war aggressiv und nie ermüdend“, erklärt Hempert. Viele Kämpfe, so sagt er, habe er durch K.o. gewonnen und brauchte dabei seine Luft nie ausspielen. Corona aber nimmt Luft – auch Veranstaltungen.

    „Es hat alles kaputtgemacht, wir müssen wieder von vorne anfangen“, befürchtet der 53-Jährige zu „seinem Kind“ Fight Night. 2020 ist sie ausgefallen, 2021 wird sie ausfallen. Und 2022? Wer kann das sagen?

    „Ich arbeite nur mit Leuten zusammen, die auf meiner Schiene sind.“

    Mario Hempert, Veranstalter

    „Ich bin der Ausrichter, habe viel zu laufen und zu schauen“, leitet er Erinnerungen ein. Im Durchschnitt habe es fast immer 30 Kämpfer gegeben, die gegeneinander angetreten sind. Sie reisten aus allen möglichen Teilen Europas an, und so habe er heute viele Kontakte, beispielsweise nach England oder Portugal. „Ich habe ja auch die Flüge gebucht“, erklärt er zu den finanziellen Verpflichtungen, zu denen er als Ausrichter mit seiner Firma Fight Promotion Lichtenfels in Vorleistung ging. Hempert spricht von Reisekosten und davon, dass Vereinbarungen über Kämpfe auch per Handschlag zustande gekommen sind. „Ich arbeite nur mit Leuten zusammen, die auf meiner Schiene sind.“

    Mario Hempert (Mitte) schmiedet Kampfsportler. Unter seinen Augen trainieren hier Sascha Rosenstock (li.) und Faez Jamshidi.
    Mario Hempert (Mitte) schmiedet Kampfsportler. Unter seinen Augen trainieren hier Sascha Rosenstock (li.) und Faez Jamshidi. Foto: Markus Häggberg

    Boxen, Kickboxen oder Muay Thai heißen die Stilrichtungen, zu denen in der Fight Night Kämpfe angesetzt waren. Größeren Boxpromotern in größeren Städten habe Corona nicht so zugesetzt, die behalfen sich mit Open-Air-Kämpfen oder Kämpfen im Internet und per Live-Schaltung. Und für Hempert kam das nie in Frage? Eben nicht, und irgendwann lag auch der Trainingsbetrieb still.

    Ein anstrengender Beruf und mehr Zeit für die Familie

    „Nach ein paar Monaten hatte ich das Gefühl, es ist bequem so“, sagt Hempert schmunzelnd. Was er damit meint, wird klar, wenn er erklärt, wie anstrengend sein Beruf ist, dass er außerdem noch Familie hat und irgendwann auch froh war, nicht nebenbei auch noch Kämpfe zu promoten, also Sportler zu kontaktieren, Tarife zu prüfen, Versicherungen abzuschließen, Zeitpläne aufzustellen, die Anmeldungen bei der Berufsgenossenschaft vorzunehmen, die gastronomische Versorgung planen, im Austausch mit Sponsoren zu sein und all das.

    Mittlerweile hat Johannes Zapf den Raum betreten und arbeitet sich mit Kicks an einem Sandsack ab. Er ist 34, Lichtenfelser und hat selbst schon auf der Fight Night vor Publikum gekämpft. Er ist so etwas wie die rechte Hand, ihm obliegt die Sache mit den Sponsoren. Auch er kann eine Menge zu zeitlichem Aufwand und noch mehr zu Befürchtungen erzählen.

    Bleiben die Sponsoren der Fight Night treu?

    „Die Sponsorentreue lässt sich sehr schwer einschätzen, da ich nicht genau weiß, wie schwer die einzelnen Unternehmen durch die Coronavirus-Pandemie getroffen wurden. Kann gut sein, dass der ein oder andere abspringt, dann ist natürlich zu hoffen, dass wir dementsprechend neue Sponsoren finden.“ Bei all den vorangegangenen Fight Nights sei man zwecks Sponsoring oft auf offene Ohren gestoßen, und das mochte auch damit zu tun gehabt haben, dass viele „früher selbst Kampfsport betrieben“ haben oder begeisterte Kampfsport-Fans sind. „Andere wiederum finden es einfach gut, dass es heimische Sportveranstaltungen gibt und unterstützen das gerne.“

    Johannes Zapf, hier im Einsatz am Sandsack, kommt auch bei der Sponsorenpflege zum Einsatz.
    Johannes Zapf, hier im Einsatz am Sandsack, kommt auch bei der Sponsorenpflege zum Einsatz. Foto: Markus Häggberg

    Was die Sache mit den Sponsoren auch für Zapf so zeitintensiv macht, ist der persönliche Umgang. Der gehört für ihn zum guten Ton. Doch so vier bis fünf Wochen vor dem Spektakel in der Stadthalle wird es noch mal richtig stressig. Es gilt sicherzustellen, dass alle Unterstützer ihre Karten erhalten, dass alle Werbebanner in der Halle platziert werden und mehr. Sollte es 2022 eine Fight Night geben und Corona besiegt sein, so würde er zwischen Mai und Juni damit beginnen, bei den Sponsoren, die nahezu allesamt heimisch sind, vorzusprechen.

    Vier bis fünf Monate, um den Trainingsrückstand aufzuholen

    Mario Hempert beobachtet einen von ihm trainierten Kickboxer. „Er ist wirklich begabt.“ Doch Corona brachte mit sich, dass ein Training hier lange Zeit nicht abgehalten werden konnte. „Vier bis fünf Monate braucht man bei Begabung, um das wieder aufzuholen. Klar, die Bewegungsabläufe sind drin und bleiben, aber die Kondition ...“

    Einen Termin für die Fight Night 2022 in der Stadthalle gibt es schon: 5. November. Was wegen der ungeklärte Corona-Lage nach Voreiligkeit klingt, ist Notwendigkeit. „Du kriegst ja sonst die Halle nicht.“ Ob es beim 5. November bleiben wird, dürfte sich nach Hemperts Einschätzung im kommenden März andeuten. Diesen Monat hält er für ausschlaggebend. Dann würde er wieder eingebunden sein in das Kampfsportereignis vom Obermain, dann wäre er auch wieder gefragt, die Kämpfer „in der Kabine warm zu machen und ihnen Mut zuzusprechen – die haben ja auch Angst“.

    Die Fight Night war mal ein Begriff am Obermain. Er soll auch wieder einer werden. Bis dahin genießt Hempert auch sein Privatleben, freut sich daran, nicht mehr trainieren zu müssen und hat noch Pläne fürs Angeln. Aber am liebsten isst er eigentlich Fischstäbchen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden