Sie ist schon etabliert: die Kneipennacht mit Musik. Allerdings spielte sie sich am Samstagabend auch unter dem Namen X-Mas-Musiknacht ab. Kneipenbelebung nach Noten und mit allerlei Hörens- und Schauwertem.

Es war kühl, aber vor allem war es auch noch nass und windig. Das mit der X-Mas, mit Weihnachten und Weihnachtsstimmung also, wollte einem nicht so recht in den Sinn kommen. Gut also, dass die Lichtenfelser Kneipen, Cafés und Bars Zuflucht boten. Vom Paunchy Cats bis zur Braumanufaktur Lippert sollte, so ungefähr, die weiteste Ausdehnung von Folk, Rock, Pop und Disco gehen. Gerd Backert und die als Terror Twins angekündigten DJ Daddy & Tschordan hier, die Mayor Lenzes dort.

Und dazwischen: Publikumsverkehr. Vor allem entlang der Bamberger Straße sollte eine Art von Belebung bemerkbar werden, die nicht die Samstagsübliche zu sein schien. Man wollte einkehren, auskehren, wiederkehren. Und alles zur Musik.
„Nachwuchsband“

Wer beispielsweise bei Lippert hereinschneite, der bekam es nahe der Braukessel und von der dortigen Empore aus mit den Mayor Lenzes zu tun. Die sich spaßesweise als „Nachwuchsband“ bezeichnenden vier angegrauten Herren um Heiner Schulze zogen vom Leder – und das mit Können. Das und diese Spielfreude wurde vor allem bei den Gitarrenklängen zu Cocaine von J.J. Cale hörbar. Doch die Band, die in einer Zweitbedeutung aus dem Englischen übersetzt auch auf Oberbürgermeister Lenzes lautet, hatte noch mehr im Gepäck: Swamp-Rock von Creedence Clearwater Revival, Lay down Sally von Eric Clapton oder das unverwüstliche Last time der Rolling Stones. Szenenwechsel, Ortswechsel – hinüber zur Innenstadt.

Firestone und Balu – das war mal ein Begriff. Dann machte sich das Duo rarer; am Samstag trat es im Pinkus mal wieder auf. Das Motto: „Let us entertain you!“
Das Pinkus war proppenvoll. Und so sollte das Duo im Nebenraum das tun, was sich im gesamten Haus vernehmen ließ – zwischen Gesang und Instrumentalstücken. Vor allem aber nah am Publikum und für Atmosphäre sorgend.
Vom Tanz geprägt

Zur selben Zeit sollte die Atmosphäre im Café Moritz mehr so von Tanz geprägt sein. Der Grund: DJ Mr. Music. Seinetwegen wurde das Mobiliar zur Seite geräumt. Weil er auflegte, gab es Disco-Fox.

Doch nur wenige Meter weiter war aus der Stadtalm „Live is life“ von Opus zu hören – auch von einem DJ. Von 20 bis 23 Uhr sollte DJ Daddy zum „Kneipennacht-Vorglühen“ auflegen.

Aber wenn es um Originalität und Kostümierung geht, dürfte das Fuckleberry schwer zu schlagen gewesen sein. In der Kneipe Stadtknecht gab es – auf seinem roten Teppich – ein Konzert, zu welchem hereintretende Besucher mitunter persönlich begrüßt wurden.
Lichterkranz ums Haar
Doch wer saß da am Drum-Kit? Hatte der Mann ernstlich einen Lichterkranz um sein Haar? Mimi Schneiderbanger sah aus wie ein etwas frivol in die Jahre geratener Huckleberry Finn. Und sein Kompagnon an der Gitarre, Steve Morgen, trug seine Sonnenbrille auch bei gedämmten Kneipenlicht. Vielleicht sprach er Wirt Wolfgang Braune darum mit „Heidi, machst du mir noch a Alkoholfreies?“ an. Auf jeden Fall war Humor hier Trumpf, das zwischen Songs wie Ring of fire und I walk the line von Johnny Cash. Und einer Sandra machte Sänger Steve ein witzig-unlogisches Geständnis: „Sandra, den nächsten Song haben wir für dich geschrieben: Elvis Presleys Devil in disguise.“

Irgendwie war hier der Ort, am dem man darüber staunen konnte, wie reduziert Rock 'n' Roll und Swamp-Rock noch klingen konnten. Mark Twain hätte vermutlich geschmunzelt. Zwar sollten nicht allzu viele Zuhörer da sein, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch. Es fühlte sich an, als ob hier Eingeweihte säßen, die zu schätzen wissen, dass sie etwas Exklusives zu haben.