Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Lichtenfels
Icon Pfeil nach unten

LICHTENFELS: Zehn Korbflechter zeigen in Lichtenfels ihr Können

LICHTENFELS

Zehn Korbflechter zeigen in Lichtenfels ihr Können

    • |
    • |
    Ein bisschen Kommerz durfte auch sein. Kunde Karl-Heinz Stöckert hat bei Theresa Asam etwas für den Garten “bei den Blumenbeeten“ ergattert.
    Ein bisschen Kommerz durfte auch sein. Kunde Karl-Heinz Stöckert hat bei Theresa Asam etwas für den Garten “bei den Blumenbeeten“ ergattert. Foto: Markus Häggberg

    Am Wochenende gab's auf dem Marktplatz mal wieder einen Spezialmarkt für heimische Flechtwaren. Ein Markt mit Überraschendem, einem Zwischenhoch und der Frage, ob es noch in diesem Jahr zu einer Zweitauflage kommen könnte.

    Samstag, 13 Uhr, warme Temperaturen und Sonnenschein: „I gfrei mi“, sagt Theresia Asam im Idiom ihrer schwäbischen Heimat. Auch sie, die in der Korbstadt einen entsprechenden Laden betreibt, ist vor Ort. Aber sie hat um diese Uhrzeit auch eine Frage: „Wo sind die Lichtenfelser?“ Doch sie gibt auch zu, dass es Mittagszeit ist und es drei Stunden vorher noch ganz anders war.

    Viele Kauflustige bereits vor dem offiziellen Beginn

    Denn schon bevor um 10 Uhr der Markt begann, „waren überall Leute zu sehen, die kauften und interessierte Fragen stellten“. Nur dann, im Lauf der Stunden, sei es „anders, aber nicht besser“ geworden. Auffällig an der Frau ist, dass sie immer gute Laune hat und sich nicht allzu lange mit dunklen Gedanken aufzuhalten scheint.

    Etwas „zum Schönsein“ bei „Nachbar“ Rainer Groth entdeckt

    Flechter Heinrich Geßlein lässt sich das Singen nicht verbieten. Wer bei ihm für die Ukraine spendete, der durfte sich sogar ein Lied wünschen. Das schmetterte Geßlein stets gekonnt.
    Flechter Heinrich Geßlein lässt sich das Singen nicht verbieten. Wer bei ihm für die Ukraine spendete, der durfte sich sogar ein Lied wünschen. Das schmetterte Geßlein stets gekonnt. Foto: Markus Häggberg

    Im nächsten Moment tritt ein Ehepaar an ihren Stand und sorgt gleichfalls für Heiterkeit. Er fragt, auf ein länglich geflochtenes Objekt deutend: „Für was ist das gedacht?“ Asam antwortet: „Zum Schönsein.“ Es ist eine Redewendung, von der Asam sagt, sie habe sie dem Manne entführt, der ihr in einigen Metern und mit dem Rücken zum Rathaus sitzend, seinen Stand aufgebaut hat: Korbflechter Rainer Groth. Auch an seinem Stand ist Dekoratives zu sehen, wenngleich auch mehr zu praktischer Verwendung, vorwiegend in Form von Brot- oder Obstschalen. Doch dort wie hier bietet sich dem Marktbesucher eine Kunstfertigkeit in Materialvielfalt.

    Einen schönen Anblick bot der Flechtmarkt Einheimischen und Touristen.
    Einen schönen Anblick bot der Flechtmarkt Einheimischen und Touristen. Foto: Markus Häggberg

    An laut Manfred Rauh, Geschäftsführer des ZEF (Zentrum europäischer Flechtkultur Lichtenfels e.V.), acht Ständen fanden sich zehn Flechter. Sie zum Mitmachen zu animieren, sei einfach gewesen. Sie hätten sich spontan entschlossen. Gemeinsam dürften sie gegen 14 Uhr etwas erlebt haben, was sich als Zwischenhoch beim Besucherandrang bezeichnen lässt. Wanderer und vor allem Radfahrer, die den Beweis erbrachten, dass die Korbstadt entlang einer Magistrale für Radtouristen liegt, trudeln ein und nehmen sich Zeit zum Schauen. Und hie und da auch für Käufe.

    Leidenschaftlicher Flechter mit Gesangsqualitäten

    Etwa um diese Zeit hält ein Radtouristenpaar beim Stand von Heinrich Geßlein an. Der einstige Krankenpfleger und Weidenanbauer ist nicht nur ein leidenschaftlicher Flechter mit Sinn für Weidenwerk zur Landschaftsgestaltung, sondern auch Mitglied eines Gesangvereins mit Stimmlage Tenor. Wer bei ihm für die Ukraine spendet, dem bringt er ein Ständchen. So wie dem Paar vor ihm. Sang er wenige Minuten vorher noch eine Arie aus der Oper Nabucco, so hebt er nun zu „Ja, mir san mim Radl da“ an.

    Szene aus einem Nachmittagszwischenhoch bei den Besucherzahlen. Ganz offenbar geriet der Flechtmarkt auch in den Fokus von Ausflüglern und Radfahrern.
    Szene aus einem Nachmittagszwischenhoch bei den Besucherzahlen. Ganz offenbar geriet der Flechtmarkt auch in den Fokus von Ausflüglern und Radfahrern. Foto: Markus Häggberg

    Dass man an ihn einen Liederwunsch herantragen könnte, der ihm unbekannt sei oder bei dem er textlich nicht sicher wäre, davor hat Geßlein keine Angst. Auf „ein paar hundert Lieder“ beziffert er sein Repertoire. „Wir haben zur Arbeit immer gesungen“, klärt der aus der Landwirtschaft Stammende auf. Diesen Flechtmarkt sieht er als gute Gelegenheit, „gerade nach Corona-Zeit mal wieder Bekannte zu sehen“.

    Dass er Werbung für das Flechthandwerk an sich machen könnte, daran zweifelt er nicht. Sein Werbeeffekt, so sagt er, „sei nicht zu unterschätzen“. 2021 gab es zwei solcher Märkte. 2022 ist bislang nur ein Markt geplant gewesen. Denn 2022 soll es auch wieder einen Korbmarkt geben. Allerdings signalisierte Manfred Rauh, er sei für Unterredungen zu einem zweiten kleinen Flechtmarkt dieser Art noch in diesem Jahr grundsätzlich offen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden