Das Gebäude des Weka-Kaufhauses in Lichtenfels kommt bei einer Zwangsversteigerung an diesem Donnerstag unter den Hammer. Es ist bereits der zweite Versteigerungstermin, den Gläubiger gegen den Besitzer des Gebäudekomplexes im Herzen der Lichtenfelser Altstadt erwirkt haben.
Hintergrund ist wohl auch die von ihm verschleppte Sanierung des Parkdecks. Beim ersten Versteigerungstermin im September haben die Besitzer der Neuen Filmbühne, denen 13,7 Prozent der Immobilie gehören, bereits das seit mehreren Jahren leer stehende Bistro (ehemalige Tapas-Bar) im ersten Stock erworben, wie Mitinhaberin Yvonne Ralfs auf Anfrage mitteilte.
2,4 Millionen Euro Verkehrswert
Auf 2,4 Millionen Euro hat das Amtsgericht den Verkehrswert für das Kaufhaus in der Bamberger Straße 1 und 3 sowie Am Stadtgraben 3 (Baujahr 1999) festgelegt. 3912 Quadratmeter Gewerbefläche und 70,2 Prozent des 5081 Quadratmeter großen Grundstücks sowie Anteile am Parkdeck gehören dazu. Versteigert wird außerdem das Ladengeschäft im ersten Stock, in dem die Weka ihre Haushaltswaren verkauft. Auf 316.000 Euro wurde der Verkehrswert für die 576 Quadratmeter großen Gewerbefläche mit einem Anteil von 10,6 Prozent am Grundstück sowie dem Nutzungsrecht des Parkdecks festgesetzt.

Seit 2018 dauern die Auseinandersetzungen der Besitzer der Neuen Filmbühne und der Weka Kaufhaus Wittmann GmbH & Co KG mit den Miteigentümern wegen der Sanierung des maroden Parkdecks an. Begonnen worden war mit einer abschnittsweisen Sanierung, doch bald stockten die Arbeiten und schließlich wechselte das Gebäude den Besitzer.
Parkdeck gesperrt
Inzwischen soll es mehrfach Besitzerwechsel gegeben haben, darunter auch Geschäftsleute aus dem Ausland. Gemeinsam war ihnen, dass sie sich nicht um den Erhalt des Gebäudes kümmerten, das Parkdeck ist gesperrt. Löcher im Beton und Behelfsrampen prägen das wenig einladende Bild, Das bedeutet Kundenverluste sowohl für die Weka als auch für das Kino, denn die kostenlosen Parkplätze wurden gerne genutzt.
Immer wieder Wasserschäden

Und für die Weka kommen noch die Schäden durch ständig neue Wassereinbrüche hinzu, erst jüngst sei ein großer Wasserschaden entstanden, berichtet Weka-Geschäftsführer Paul Rudolf Schnell auf Anfrage. „Ein Kaufhaus dieser Größe ist auf Parkplätze angewiesen, das haben wir bereits bei der Niederlassung mit eingeplant“, sagt Schnell. Doch bei den Eigentümern seien die Forderungen nach einer Sanierung auf taube Ohren gestoßen. Gleichzeitig betont er, dass sein Unternehmen die Zwangsversteigerung nicht beantragt habe.

„Es ist eine schwierige Situation, doch uns sind die Hände gebunden, da wir als Miteigentümer noch nicht mal die Miete kürzen können“, sagt Yvonne Ralfs. Sie berichtet von Einbußen beim Kinobesuch und Schwierigkeiten bei der Anlieferung von Waren, weil die Parkplätze fehlen. Der Miteigentümer, ein Unternehmer aus Oberbayern, sei nicht ansprechbar: „Mehr oder weniger ein Phantom“.
„Es müsste jemand sein, dem Lichtenfels am Herzen liegt und der sich um das Objekt kümmert.“
Kinobetreiberin Yvonne Ralfs zur Hoffnung auf einen Miteigentümer
Sie würde sich wünschen, dass ein Lichtenfelser Unternehmer die übrigen Gebäudeanteile ersteigert. „Es müsste jemand sein, dem Lichtenfels am Herzen liegt und der sich um das Objekt kümmert, nicht jemand von außerhalb, der es als Spekulationsobjekt betrachtet“, betont sie.
Die Stadt begleite die Änderung der Eigentumsverhältnisse an dem Gebäude in prominenter Lage aufmerksam, da sowohl Weka als auch das Kino wichtige Attraktionen für die Innenstadt sind, teilt der Lichtenfelser Hauptamtsleiter Sebastian Müller dazu mit. „Erster Bürgermeister Andreas Hügerich sowie unser Citymanager Steffen Hofmann sind seit einigen Monaten bereits im Gespräch mit Interessenten, die das Gebäude erwerben oder ersteigern möchten“, sagt er. Nun bleibe abzuwarten, wer am Donnerstag ein Angebot abgibt und ob eines vom Gericht akzeptiert werde.