Zum 700-jährigen Jubiläum in diesem Jahr hat sich in dem kleinen Örtchen Neuendorf einiges getan. Höhepunkt war eine große Feier im ganzen Ort Anfang Juni, aber auch eine Festzeitschrift wurde durch eine neu gegründete „Redaktion“ erstellt, Vorträge gehalten und zu Anfang das neue (Jubiläums-)Jahr mit einem festlichen Feuerwerk eingeleitet. Noch nicht so publik ist die Gründung einer neuen Theatergruppe – in Bezug auf den Spitznamen der Neuendorfer „Köhlspiel“ genannt. Die Truppe wird im Oktober zum ersten Mal mit dem Stück „Die lebendige Leich'“ von Manfred Moll auf Neuendorfs Bühne stehen. Wir haben mit den Mitgliedern der Theatergruppe gesprochen.
Nadine Ebert ist treibende Kraft
Ganz früher, wahrscheinlich vor dem Zweiten Weltkrieg habe es im Gasthaus Zum Schönrain eine Laientheatergruppe in Neuendorf gegeben. Das Gasthaus war 1990 im Zuge der Dorfsanierung abgerissen worden, berichtet die „Treiberin“ der neuen Theatergruppe, Nadine Ebert. Sie selbst war schon im Mai 2024 bei einer Muttertagswanderung gemeinsam mit Susi Popp auf die Idee gekommen, zum Jubiläum eine Theateraufführung beizusteuern.
„Ich bin dann im Dorf von Haustür zu Haustür gegangen, um Mitstreiter zu finden. Und das war leichter, als ich gedacht hatte“, berichtet Ebert. „Eigentlich haben alle sofort zugesagt. Ich habe nur ein oder zwei Absagen bekommen. Und ich selbst wollte auch eigentlich schon immer mal Theater spielen“, so die 48-jährige Neuendorferin.
Schnell kamen Susanne Vogt, die durch Faschingsauftritte ein wenig Bühnenerfahrung hat und Martin Franz dazu, der mit Nadine Ebert die beiden Hauptrollen innehat. „Ich dachte gleich, das ist eine lustige Idee und wenn jeder nein sagt, wird es nichts. Außerdem muss man auch mal etwas ganz Neues machen“, so der 42-Jährige.
Schon im Fasching aktiv
Selbst gemeldet hat sich der gebürtige Neuendorfer Manuel Rauch, der zwar jetzt in München wohnt, aber gerne mitmachen wollte. „Ich habe um eine Rolle mit wenig Text gebeten“, sagt der 38-Jährige, der ebenfalls im Neuendorfer Fasching aktiv ist. Auch Theresa Ebert, die in Lohr wohnt, hat sich eine Nebenrolle ausgesucht. „Ich bin diejenige mit der wenigsten Bühnenerfahrung“, sagt die 34-Jährige. Sie war aber auch schon im Fasching aktiv und spielt als Erzieherin bei Events im Kindergarten eine Hexe für die Kleinsten.
Als Letztes wurde noch jemand für die Rolle eines Bankers gesucht. „Deswegen sind sie wohl auf mich gekommen – eine Fortsetzung meiner beruflichen Laufbahn“, sagt der ehemalige Bank-Mitarbeiter Winfried Rauch schmunzelnd. Er hat keine Bühnenerfahrung im eigentlichen Sinn, sagt aber, er habe durch seine „Auftritte“ in Bürgerversammlungen und durch seinen Küsterdienst keine Angst vor Publikum.
Auch Souffleuse dabei
So sind nun sechs Laienschauspieler und eine Souffleuse - Susi Popp: „Ich bin kein Bühnenmensch, wollte das Ganze aber unterstützen“ - zusammengekommen. Genug, um die gemeinsam ausgesuchte Komödie aufführen zu können. Im Faschingsverein Neuendorf haben sie eine Dachorganisation gefunden, so können sie auch die Schönrainhalle nutzen, Plakate drucken lassen und mehr.
Mittlerweile sind auch Franz Sferrazzo und Martin Schneider als Bühnenbauer dabei. Sie bauen die Kulisse eines „echten“ Zimmers mit Fenster und so weiter auf. Ab September werden dann mit dieser Kulisse die Proben in die heiße Phase gehen. Ein wenig aufgeregt ist die Truppe schon, denn sie wissen nicht, wie so etwas beim Neuendorfer Publikum ankommen wird.
Aber alle haben viel Spaß und können es sich mittlerweile auch vorstellen, dass diese Gruppe auch nach dem 700-jährigen Dorfjubiläum noch weiter bestehen bleibt. Martin Franz formuliert humorvoll den einzigen Gegengrund: „Wenn sie Tomaten und Eier nach uns schmeißen, bleibt es eine einmalige Sache, das ist dann das sichere Aus!“
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