Seit Jahren wird er von Radfahrern herbeigesehnt, ebenfalls seit Jahren müht sich die Stadt um eine Umsetzung. Nun endlich ist ein wichtiger Radwegebau im Landkreis Main-Spessart in greifbarerer Nähe. Der Haupt-, Finanz- und Bauausschuss des Stadtrates Lohr hat am Mittwoch die Tiefbauarbeiten für den Ausbau von Lohr durch den Talgrund in Richtung Partenstein vergeben.
Zweiter Bürgermeister Dirk Rieb (CSU), der die Sitzung leitete, sprach von einem „Meilenstein“ für den Lückenschluss im Radweg von Lohr nach Partenstein. Das Projekt befinde sich im Endspurt. Der Auftrag ging einstimmig an die Hammelburger Gebr. Stolz GmbH & Co. KG. Wegen einer speziellen Lohrer Regelauslegung wurde keine Vergabesumme genannt.
Nach Angaben des stellvertretenden Bauamtsleiters Bernd Kempf sieht die Baubeschreibung in der Ausschreibung einen Start am 9. September vor. Dann gehe es aber erst einmal um die Baustelleneinrichtung. Kempf rechnet damit, dass die eigentlichen Bauarbeiten Mitte bis Ende September beginnen.
Bis Ende 2026 fertig
Auch die Fertigstellung stehe in der Baubeschreibung: ein Jahr später. Allerdings handle es sich um ein „sehr sensibles Tal“, das im Frühjahr und Herbst viel Wasser führe, so Kempf. Die Fertigstellung sollte nach seinen Worten bis Ende 2026 zu schaffen sein.
Der Radweg wird im Bereich des Werks II von Bosch Rexroth beginnen und im Wiesengrund verlaufen. Die neue Trasse erspart Radlern so die erheblichen Steigungen, die den bisherigen geschotterten und durch den Wald verlaufenden Radweg kennzeichnen. Hinter der Roten Mühle wird der neue Radweg in den Radweg münden, der bereits vor vielen Jahren von Partenstein kommend fertiggestellt wurde.
Damit neigt sich ein Projekt der Vollendung entgegen, das schon vor 30 Jahren angestoßen wurde. Seit 1996 will die Stadt einen neuen Radweg ins Lohrtal bauen. Doch über viele Jahre ging es mit dem Vorhaben nicht vorwärts, unter anderem wegen Problemen mit dem Grunderwerb.

Die Planungsaufträge gingen 2017 an das Würzburger Ingenieurbüro Balling (Tiefbau) und 2018 an das Lohrer Büro Fleckenstein (landschaftspflegerische Begleitplanung). Im Juli 2019 wurden beide Teilplanungen zur Genehmigungsplanung zusammengeführt. Diese wurde 2020 vom Stadtrat gebilligt, der den Auftrag erteilte, die wasserrechtliche Planfeststellung zu beantragen.
Danach vergingen fast vier Jahre. Im Juni 2024 übergab Landrätin Sabine Sitter im Lohrer Rathaus den wasserrechtlichen Plangenehmigungsbescheid für den Radweg an Bürgermeister Mario Paul. Ruth Steger (SPD) nahm das in der Sitzung zum Anlass für den Hinweis, dass die Verzögerungen nicht auf die Stadt zurückzuführen seien.
Grunderwerb zieht sich hin
Der Grunderwerb durch die Stadt habe sich schon hingezogen, meinte Brigitte Kuhn (CSU). Vor allem Dirk Rieb habe in seiner Vertretungszeit als Bürgermeister den Grunderwerb zum großen Teil getätigt. Abgeschlossen war der Grunderwerb laut Bernd Kempf erst im vorigen Jahr. 2024/25 erfolgte nach seinen Angaben daraufhin die Rodung des Baufeldes in der Vegetationsruhe.
Nach den Worten von Dirk Rieb wurden 32 Grundstücke von 19 Eigentümern erworben. Darunter sei auch eine Erbengemeinschaft gewesen, was den Erwerb sehr kompliziert gemacht habe. Aber der Grunderwerb habe funktioniert. Rieb dankte allen Besitzern (Landwirten) „für die vielen konstruktiven und zielführenden Gespräche“.
Da die neue Trasse durch ökologisch hochwertige Flächen verläuft, sind umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen auf insgesamt rund 1,7 Hektar vorgesehen. Es sollen dazu im Bereich des Lohrtals Wiesenflächen extensiviert und neue Feuchtbiotope angelegt werden. Auch der Bau zweier Brücken mitsamt Dammaufschüttung soll dadurch kompensiert werden. Dieser Abschnitt des Lohrtals zählt zu den ökologisch sensibelsten. Es handelt sich um eine Art „Sacktal“, das als relativ beruhigt und daher aus Natur- und Artenschutzgründen als hochrelevant anzusehen ist. Darüber hinaus liegt die Trasse fast vollständig im Überschwemmungsgebiet.
Unter Einbeziehung aller wesentlichen Umwelt- und Naturschutzorganisationen sowie den Gebietskundigen und Naturschutzexperten konnte in mehreren Schritten eine Streckenvariante gefunden werden, die bei allen Beteiligten in hohem Maße auf Rückhalt gestoßen ist.
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