Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Lohr
Icon Pfeil nach unten

Wiesthal: Viele Treppen am Bahnhof Wiesthal: Früher war mal ein Aufzug geplant, zeigen alte Pläne

Wiesthal

Viele Treppen am Bahnhof Wiesthal: Früher war mal ein Aufzug geplant, zeigen alte Pläne

    • |
    • |
    • |
    Bahnsteig 2/3 der Station Wiesthal: Alte Pläne zeigen, dass ein Aufzug durchaus in  Betracht gezogen worden ist.  Archivfoto: Ernst Bäppler
    Bahnsteig 2/3 der Station Wiesthal: Alte Pläne zeigen, dass ein Aufzug durchaus in Betracht gezogen worden ist. Archivfoto: Ernst Bäppler Foto: Ernst Bäppler

    Wiesthal nicht barrierefrei“. Unter dieser Überschrift hat unser Medienhaus am 22. Mai berichtet, dass die Bahnstation im Rahmen des von der Bahn als „Frischekur“ bezeichneten Umbaus keine Aufzüge erhält. „Mit Kopfschütteln“ gelesen hat dies nach eigenen Worten Andreas Zuschlag, der von 2000 bis 2020 ehrenamtlicher Bürgermeister von Wiesthal war. Denn er erinnert sich daran, dass ursprünglich etwas anderes geplant war.

    Der Redaktion zeigte er einen Plan von 2017. Darin war am Mittelbahnsteig 2/3 ein Aufzug vorgesehen, und die Personenunterführung sollte unter dem Hausbahnsteig bis zum Vorplatz verlängert werden. So wäre der Mittelbahnsteig mit nur einem Aufzug stufenlos erreichbar gewesen.

    Deutsche Bahn hat es sich anders überlegt

    „Wir haben damals im Gemeinderat von dieser Planung durch Beschluss zustimmend Kenntnis genommen. Und zwar mit großer Freude, da wir die Ankündigung des damaligen Ministerpräsidenten Seehofer im Ohr hatten, dass Bayern bis 2023 barrierefrei wird“, sagte er unserem Medienhaus. Doch in der Zwischenzeit hatte es sich die Bahn anders überlegt.

    Stephan Amend, Bürgermeister von Partenstein und Vorsitzender der für Wiesthal zuständigen Verwaltungsgemeinschaft, erfuhr davon bereits 2021. Darüber informierte er unser Medienhaus auf Anfrage. „Die Bahn hat sich gemeldet mit der ersten Vorstellung der neuen Planungen. Bei diesen Gesprächen hat die Bauverwaltung der Verwaltungsgemeinschaft auf die Notwendigkeit einer kompletten Barrierefreiheit hingewiesen.“

    Gemeinde Wiesthal um Stellungnahme gebeten

    Ob diese Information bis nach Wiesthal gelangte, geht aus Amends Ausführungen nicht hervor. Wohl aber, dass die Gemeinde Wiesthal Anfang 2023 vom Eisenbahn-Bundesamt (EBA) im Plangenehmigungsverfahren förmlich beteiligt und um Stellungnahme gebeten worden ist. Das war einer der Tagesordnungspunkte in der Wiesthaler Gemeinderatsitzung vom 28. Februar 2023, über die unser Medienhaus seinerzeit berichtete.

    Bürgermeister Karl-Heinz Hofmann hatte die Gemeinderäte darüber informierte, dass nach Bahnangaben am Bahnsteig 2/3 nur 310 Reisende gezählt worden seien und aus Kostengründen auf einen Aufzug verzichtet werde. Unserem Bericht zufolge haben die Gemeinderäte diesem Plan ausnahmslos zugestimmt - offenbar ohne Kenntnis des früheren Plans von 2017.

    Fehlender Hinweis durch Bahn?

    Wiesthals Bürgermeister Karl-Heinz Hoffmann begründet dies der Redaktion gegenüber damit, dass er und der Großteil der Gemeinderäte erst im Jahr 2020 neu ins Amt gewählt worden seien. Er erwähnt auch ein Treffen mit Bahnvertretern am 18. Juni am Bahnhof in Wiesthal. Auch dabei sei über einen früheren Plan nicht gesprochen worden. Ist also das Fehlen eines Hinweises auf den früheren Plan in der Tischvorlage für die besagte Gemeinderatsitzung daran schuld, dass der neue Plan der Bahn „durchgewunken“ wurde?

    Jedenfalls darf vermutet werden: Wäre dem Wiesthaler Bürgermeister und den Gemeinderäten im Jahr 2023 der frühere Umbauplan aus dem Jahr 2017 bekannt gewesen, hätte die vom EBA erbetene Stellungnahme auch anders ausfallen können. Dann hätte zunächst die Zahl von 310 Reisenden kritisch hinterfragt werden müssen.

    Zahlen zehn Jahre später noch belastbar?

    Denn diese Zahl beruhte nach Angaben von Verwaltungsgemeinschaftsleiter Amend auf einer Zählung im Jahr 2012. Sind diese Zahlen mehr als zehn Jahre später noch belastbar? Bezogen sie sich auf alle Fahrgäste ab Wiesthal oder nur auf Zusteiger am Bahnsteig 2/3 in Richtung Würzburg? Im zweiten Fall hätte man die Aussteiger aus Richtung Aschaffenburg hinzuzählen müssen.

    Außerdem hätte die Bahn um eine genauere Aufschlüsselung der voraussichtlichen Mehrkosten für die Aufzugslösung gebeten werden können. Mit politischer Unterstützung wäre hierfür vielleicht ein Fördertopf gefunden worden. Tatsächlich ist in dieser Hinsicht etwas unternommen worden, allerdings nach Mitteilung von Wiesthals Rathauschef erst im Frühjahr 2024.

    Damals schaltete das Rathaus den Bundestagsabgeordneten Alexander Hoffmann (CSU) ein. Doch bereits zwei Monate später ließ Hoffmann über sein Büro dem Wiesthaler Rathaus mitteilen, die Baumaßnahme sei bereits angelaufen, die Planung abgeschlossen und die Kosten für einen Aufzug zu hoch, so der Bürgermeister weiter.

    Mittelfristig kein Aufzug am Wiesthaler Bahnhof

    Der Zug für einen barrierefreien Ausbau der Station Wiesthal dürfte also zumindest mittelfristig abgefahren sein. In einer von der Redaktion erneut eingeholten Stellungnahme verwies eine Bahnsprecherin erneut als Begründung für den Verzicht auf den Aufzug auf das nicht ausreichende Fahrgastaufkommen und die baubedingten Mehrkosten.

    Sie kündigte an, dass der Umbau des Treppenabgangs von Bahnsteig 1 voraussichtlich im November beginne. Der Bahnsteig 2/3 soll die gleiche Höhe erhalten wie der Hausbahnsteig 1 und mit einer neuen Beleuchtung, einem Wetterschutzhäuschen und einem taktilen Leitsystem für Sehbehinderte ausgestattet.

    Viele Treppen

    Ohne Aufzug können Fahrgäste mit schwerem Gepäck, Kinderwagen und Fahrrädern zwar in Richtung Aschaffenburg am modernisierten Gleis 1 in Richtung Frankfurt ebenerdig einsteigen. Auf der Rückfahrt jedoch müssen sie weiterhin an einem Bahnsteig aussteigen, von dem aus sie nur mit Mühe über viele Treppen das Bahnhofsgelände verlassen können. Und wer auf einen Rollstuhl angewiesen ist und aus Richtung Aschaffenburg anreist, muss schon in Heigenbrücken aussteigen und sich dort abholen lassen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden