Die generalistische Pflegeausbildung an der Berufsfachschule für Pflege des Bezirks Unterfranken am Bezirkskrankenhaus (BKH) gilt als sehr anspruchsvoll, ist körperlich wie psychisch sehr anstrengend. Das haben kürzlich die Absolventinnen sowie einige, die ihre Prüfungen wiederholen werden, bei ihrer Abschlussfeier thematisiert. Trotzdem ist der Kurs für das nächste Schuljahr am BKH schon komplett gefüllt.
Welche Motivation treibt junge Leute, die sich solch einer Aufgabe stellen, an? Welchen Reiz hat ein Beruf, der auch in die Schattenseiten des Lebens führt? Welche Erfahrungen und Zukunftspläne haben die Absolventen? Die Redaktion hat vier frisch gebackene Pflegefachfrauen am BKH Lohr befragt.
1. Saskia Fleckenstein, 26

Saskia Fleckenstein aus Lohr wurde in der Pflegefachschule auch als „Klassenmutti“ bezeichnet, wie sie schmunzelnd erzählt. Das erklärt sich damit, dass sie in diesem Alter schon einige berufliche Erfahrungen sammeln konnte. Dabei kommt sie aus einer ganz anderen Branche. Denn sie hat nach ihrem Realschulabschluss in Lohr zunächst eine Lehre als Bankkauffrau bei der Sparkasse Mainfranken in Lohr absolviert. Danach kam sie für drei Jahre zu den Lohrer Stadtwerken. Aber die reine Büroarbeit war nichts für die offene, freundliche junge Frau.
„Ich bin sehr kommunikativ und brauche Menschen um mich herum. Im Büro saß ich alleine und hatte nichts mit Leuten zu tun. Ich hatte das Gefühl, regelrecht einzugehen. Mit 22 Jahren fühlte ich mich einfach unglücklich und habe mir Gedanken gemacht, was ich beruflich noch machen könnte“, berichtet Fleckenstein. Sie habe sich dann überlegt, etwas „Sinnvolles“ arbeiten zu wollen. „Etwas, wofür Menschen mir auch dankbar sind“, beschreibt sie es.
„Eigentlich hatte mich das Thema Krankenhaus, Medizin, Pflege schon immer gereizt.“ Bei einem Praktikum im BKH Lohr erkannte sie schnell, dass das „ihr Beruf“ sein wird. „Für mich war es die beste Arbeitswoche seit Jahren. Es hat mir sofort viel Spaß gemacht und es hat mich auch sofort erfüllt.“

Für die damals 23-Jährige war ebenfalls klar, dass sie in der Psychiatrie bleiben möchte, da sie sich sehr für psychiatrische Krankheitsbilder interessiere. Eine Zusage der Schule habe sie sehr schnell bekommen und jetzt nach drei Jahren ihr Examen.
Obwohl es Saskia Fleckenstein im BKH gut gefällt, hat sie einen Wechsel in die Notaufnahme des Klinikums Lohr geplant. „Die drei Jahre Psychiatrie haben mir viel gebracht, aber mir fehlt die somatische Ausbildung. Ich möchte mir jetzt, solange ich jung bin, so viel Wissen wie möglich aneignen – so viele Erfahrungen sammeln wie möglich. Danach kann ich mich immer noch festlegen.“
2. Luisa Kampfmann, 20

Im BKH bleiben – wegen des Wohnortes allerdings in der Aschaffenburger Akutstation – möchte Luisa Kampfmann aus Johannesberg. Aus einem FOS-Praktikum im BKH ist bei ihr die Gewissheit entstanden, ihren Traumberuf gefunden zu haben.
„Ich habe einige Praktika absolviert in Kindergärten, Schulen oder auch im Klinikum Aschaffenburg. Aber in der Psychiatrie ist es viel spannender. Ich habe jetzt auch total viel gute Erfahrungen mit den Patienten gesammelt. Ich bin generell ein Mensch, der positiv denkt, so kann ich positiv auf die Menschen zugehen und darauf kommt es an“, berichtet die 20-Jährige.
Was ihr in Lohr sehr gut gefallen hat, war das Arbeitsklima. „Wir wurden nicht wie Schüler behandelt, sondern wie Kollegen. Und zwar von den Stationsmitarbeitern wie auch von den Lehrern. Das war richtig toll“, berichtet Kampfmann.
3. Mary Arbash, 24

Mary Arbash aus Ruppertshütten hatte schon Pflegefachhelferin in Würzburg gelernt und zwei Jahre im Lohrer Caritas-Altenheim gearbeitet. „Dann wollte ich noch etwas anderes machen und bin von einer Freundin auf die Idee gebracht worden.“ In ihrer Ausbildung hat sie durch Kooperationen mit dem BKH verschiedene Sozialstationen, das König-Ludwig-Haus Würzburg oder die Pädiatrie in Aschaffenburg kennengelernt.
„Es hat keinen Platz gegeben, wo ich gesagt hätte, da gehe ich nicht hin. Aber die Station 18 oben hier im BKH war meine Wunschstation gewesen. Ich freue mich sehr, dass es geklappt hat“, berichtet sie über ihre weitere Zukunft im BKH.
Zur Wundmanagerin möchte sie sich fortbilden, erzählt die 24-Jährige noch. Und über den Wirkungskreis in der Psychiatrie sagt sie: „Menschen, die noch nicht in der Psychiatrie waren, verstehen oft nicht, dass man psychische Krankheiten genauso behandeln muss wie somatische. Manchmal kommt von den Patienten auch nichts zurück, aber es gibt auch tolle Patienten, die sehr dankbar und freundlich sind. Das erfüllt einen dann schon.“
4. Luise Poltrock, 22

Nach einem Praktikum in der Altenpflege hat Luise Poltrock aus Lohr die Fachoberschule abgebrochen. „Ich liebte sofort meine Arbeit im Altenheim, aber die Psychiatrie war noch interessanter. Deshalb möchte ich jetzt auch hier bleiben“, sagt die 22-Jährige, die die Ausbildung schon 2020 begonnen, aber durch eine Babypause unterbrochen hatte.
Im BKH bekomme sie in Zukunft Unterstützung, auch in Teilzeit arbeiten zu dürfen. „Auch mein Partner arbeitet hier und so kann es gut abgesprochen werden, dass wir abwechselnd eingeteilt werden. Und auch mit den Stationen kann ich gut über den Schichtdienst sprechen“, freut sich Poltrock auf ihren künftigen Wirkungskreis im Lohrer Bezirkskrankenhaus.
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