Ferienzeit ist Badezeit. Baggerseen laden am Obermain zur Abkühlung ein. Früher konnten viele Menschen nicht schwimmen. Dass Kinder oder Erwachsene ertranken, kam immer wieder vor. Sagengestalten wie der Häkelmoo, der Goblmoo oder der Wassemoo verstärkten die Angst vor dem Wasser. Geschichten über Schreckgespenster jagten vor Generationen den Kindern Angst ein; sie geraten langsam in Vergessenheit. Ältere erinnern sich an Beschreibungen des Häkelmanns im Gaabsweiher. Eine weitere Sage ist vom Kantorslöchla. Die Geschichte hat 1950 Irmgard Limmer für die Nachwelt niedergeschrieben. Im leider vergriffenen Buch „Sagen und Legenden des Lichtenfelser Landes“ von E. u. K. Radunz steht die Erzählung: Das Kantorslöchla – ein tiefes Altwasser am Main. Unterhalb der Schneyer Schmiede liegt das Kantorslöchla. Es ist ein Teil der Altung, eines Altwassers des Mains und gilt als das tiefste Wasser, das man in der Umgebung kennt. Den Kindern verbietet man im Sommer, darin zu schwimmen, und im Winter darauf Schlittschuh zu fahren. Denn im Kantorslöchla haust der Häkelmann. Dieser Wassermann ist gefährlicher als alle anderen Wassergeister, denn er scheut sich nicht, sogar Tiere zu sich in die Tiefe zu holen. Er ist aber auch gutmütig und lässt mit sich reden. Einmal, so berichtet eine Schneyer Bauerstochter, habe sie das selbst erlebt. Sie war mitihrem Vater, einem Knecht und einigen Helfern auf der Wördwiesen beim Streumachen: Plötzlich befreite sich ein Ochse vom Joch, eilte schnell zum Wasser und versank. Der Bauer, außer sich vor Schrecken, lief zum Ufer und schrie: „Häkelmoo, tu mein Ochs widder he. Du brauchst na niä, obbe ich.“ Nach einer Weile watete der Ochse aus dem Wasser. Aber es fehlte ihm ein Horn. Das hatte der Häkelmann behalten.
Lichtenfels
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