In einer bundesweiten Auftaktveranstaltung mit zwei Exkursionspunkten eröffnete Manuela Rottmann ( Bündnis 90/Die Grünen ), Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ( BMEL ), am Freitag die Deutschen Waldtage, die mit über 300 Veranstaltungen im Bundesgebiet unter dem Motto "Biologische Vielfalt erleben" standen. Als Repräsentanten der beiden Partnerverbände waren Georg Schirmbeck , Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrats (DFWR), und Hubert Weiger, Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR), nach Zeitlofs angereist.
Leitender Forstdirektor Oliver Kröner, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Bad Neustadt), begrüßte als regionaler Gastgeber im Privatwald von Alfred Freiherr von Thüngen knapp 40 Verbands- und Vereinsvertreter aus ganz Deutschland, Behörden- und Forstbetriebsleiter sowie Waldbesitzer und Regionalpolitiker - die "Hautevolee zum Thema Wald", wie es Manuela Rottmann zusammenfasste. "Sie alle sind aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem deutschen Wald verbunden."
Unterstützung für Kleinwaldbesitzer
"Wir haben ein hartes Jahr hinter uns", begrüßte die Staatssekretärin die Fachleute. "In Brandenburg ist es noch grün im Vergleich zu Unterfranken." Man dürfe allerdings nicht in Verzweiflung erstarren. "Wir können etwas tun. Dabei liegen mir die Kleinwaldbesitzer besonders am Herzen." Schon jetzt können diese aus einem vom Bundesministerium für das kommende Haushaltsjahr aufgestellten Förderprogramm in der Gesamthöhe von 900 Millionen Euro Unterstützung zur Verbesserung der Bodenqualität und Steigerung der Biodiversität beantragen. "Sie müssen also nicht allein vom Holzverkauf leben."
Die Biodiversität sei der Schlüssel zur Anpassungsfähigkeit der Wälder an die veränderten Umweltbedingungen. "Wir müssen unseren Wäldern helfen, sich auf den Klimawandel einzustellen." Mit seiner Förderung will das BMEL erreichen, "die waldtypische biologische Vielfalt zu steigern und dauerhaft zu erhalten".
Künftig engere Zusammenarbeit
"Nicht nur über Elend sprechen, sondern aufzeigen, wie wir in die Zukunft gehen", forderte DFWR-Präsident Georg Schirmbeck , "positive Signale" zu setzen. Sein Verband wisse auch nicht immer die Antwort auf jede Frage der Waldbesitzer, die flächendeckend eine qualifizierte Beratung brauchen, weshalb unbedingt weitere Finanzmittel für Forschung und Lehre eingesetzt werden müssen. Dies sei umso wichtiger, da sogar Fachleute anderer Länder sich an Deutschland orientieren, "wir deshalb Verantwortung auch für sie haben und mit gutem Beispiel vorangehen müssen".
Der Deutsche Forstwirtschaftsrat will deshalb mit dem Deutschen Naturschutzring künftig enger zusammenarbeiten. Es sei besser miteinander als übereinander zu reden. "Wir müssen gemeinsam den Weg nach vorne finden und die Zukunft gemeinsam gestalten."
Hubert Weiger stimmte diesem Vorschlag seitens des DNR zu: "Angesichts des kritischen Zustands unserer Wälder sind wir als Gesamtgesellschaft zur Zusammenarbeit aufgerufen." Gespräche zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen seien notwendig, "damit wir aus unseren Schützengräben rauskommen". Weiger forderte eine Jagd, die eine Verjüngung des Waldes ermöglicht. "Wir brauchen engagierte Jäger, die auch den Wald schützen." Zur Förderung des Dialogs sieht der DNR-Präsident die Politik als Vermittler zwischen den Interessengruppen in der Verantwortung.
Entwicklung unterschätzt
Wälder seien nun mal auf ihren Standort angewiesen, meinte Weiger weiter, weshalb sie die ersten sichtbar großen Opfer der Klimakrise sind. "Wir Verbände haben die dramatische Entwicklung in Mitteleuropa unterschätzt", gab der Präsident offen zu. Im Gegensatz zu anderen Regionen Deutschlands lebt der Wald in Unterfranken noch und hat eine gute Perspektive. "Im Frankenwald gleicht es dagegen einer Apokalypse." Sogar vitale Bäume wie die Buche würden "schon erste Erkrankungssymptome" zeigen.
Schützen und Nutzen
Auf den anschließenden Waldbegehungen entlang speziell gekennzeichneter, vom Freistaat finanziell geförderter Biotop- und Totholzbäume, konnten sich die Gäste ein Bild eines nach dem "bayerischen Weg des Schützens und Nutzens" bewirtschafteten Naturwaldes machen. Naturwälder sollen sich ohne forstliche Maßnahmen entwickeln können.
Sowohl im Thüngen'schen Privatwald in Zeitlofs als auch im Staatsforst bei Unterleichtersbach war die Vereinigung der Ziele des Natur- und Artenschutzes mit der nachhaltigen Nutzung des klimafreundlichen Rohstoffs Holz am praktischen Beispiel zu besichtigen. "Bis 2023 wird auf zehn Prozent der Staatswaldfläche ein grünes Netzwerk aus naturnahen Wäldern mit besonderer Bedeutung für die Biodiversität eingerichtet", erklärte Kröner.
Im Forstbetrieb Hammelburg gibt es bereits Naturwälder mit einer Gesamtfläche von 840 Hektar, die in Einzelflächen über alle Reviere verteilt sind, allerdings mit 440 Hektar ihren Schwerpunkt im Neuwirtshausener Forst innerhalb der Kernzone des Biosphärenreservats Rhön haben. Von besonderer Bedeutung für den Artenschutz sind die dort in 30 Jahren angelegten mehrere hundert Feuchtbiotope.