Im Zuge der neuen Dorfplatzgestaltung zwischen Rathaus, Kirche und Alter Schule wurde vor kurzem das Gebäude mit dem Jugendtreff abgerissen. Aktuell 30 bis 35 Leute zwischen 15 und 29 Jahren kamen regelmäßig dorthin, um zu reden, zu feiern oder sich für weitere Unternehmungen zu verabreden. Als der Abriss des alten Domizils anstand, sei die Moral erst mal im Keller gewesen, sagt Jonas Markert, der Vorsitzende der jugendlichen Truppe, denn die Kommune habe keine Ausweichmöglichkeit in Aussicht gestellt. Bis das neue Haus bezugsfertig ist (geplant ist 2020), könnten nämlich locker eineinhalb bis zwei Jahre ins Land ziehen.
Am 10. März 2019 mussten die jungen Leute den Treffpunkt ausräumen. "Wir haben zum Schluss noch eine große Abschlussfeier organisiert", sagt der 28-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion. Insgesamt 80 Leute kamen. "Da waren auch viele Ältere dabei, die früher hier immer mitgefeiert haben." Als Zeichen der Trauer hatten die jungen Leute vor dem Jugendtreff zahlreiche beschriftete Friedhofskerzen aufgestellt - mit, wie sie inzwischen zugeben, auch einigen nicht ganz so höflichen Sprüchen in Richtung Gemeinde.
Gemeinde übernahm die Nebenkosten
Der alte Jugendtreff wurde um die Jahrtausendwende zum Leben erweckt. Im Jahr 2002 stellte die Kommune den früheren Werkraum der alten Volksschule kostenlos für einen Jugendtreff zur Verfügung und kündigte an, dass sie die Kosten für Strom und Wasser in diesem Raum übernehmen werde. Natürlich war in dem alten Gebäude jede Menge zu tun. Für die Jugendlichen war damals klar, dass sie alle mit anpacken. In den darauf folgenden Jahren wurden Stromleitungen und ein Holzfußboden verlegt, dann bekamen Decke und Wände einen frischen Anstrich oder eine neue Verkleidung. Zwei neue Toiletten folgten. Stolz waren sie auch auf einen neuen Holzgiebel.
Die Jugendlichen finanzierten die Kosten fürs Material zum großen Teil aus den Erlösen ihrer Veranstaltungen. Schließlich meldeten sich auch Sponsoren und handwerklich versierte Bürger kamen, um mitzuhelfen. Klar, dass es nun nicht leicht fiel, die gemütlich mit Sofas und Bartheke ausgestatteten Räume sowie die Freiluft-Grillecke einfach aufzugeben. Alles war zwar inzwischen etwas in die Jahre gekommen, sagt Markert. "Aber wir hatten eigentlich vorgehabt, wieder Etliches zu erneuern." Doch dann seien eben die Pläne für den Schul-/Kirchplatz in die Quere gekommen.
2017 gab es einen Workshop für die Jugend
Zwar hatte der Arbeitskreis Innenentwicklung die jungen Leute vor zwei Jahren mal alle eingeladen, damit sie ihre Wünsche bezüglich eines neuen Domizils formulieren können. Die Jugendlichen ärgerte später aber, dass die Kommune sie nicht von vornherein in die Planung des Gebäudes, das demnächst gebaut wird, mit einbezogen hatte.

Im Gespräch mit Jonas Markert wird klar, dass er und seine Truppe dem Projekt Neubau deshalb heute ziemlich skeptisch gegenüberstehen. Denn klar sei noch nicht einmal, ob die Jugendlichen im Erdgeschoss oder unter dem Dach dieses Gebäudes residieren werden. Zudem soll es angeblich dann eine Altersbeschränkung geben, weiß Markert. Zutritt zum neuen Jugendraum sollen ab 2020 offenbar nur noch 14- bis 18-Jährige haben.
Bürocontainer statt Linienbus
Die jungen Leute beschäftigte aber jetzt erst einmal, wie es in nächster Zeit weitergehen soll. Als sie in den Ebay-Kleinanzeigen stöberten, stach ihnen vor ein paar Wochen ein interessantes Angebot ins Auge: Ein Mann aus einem Ort bei Regensburg bot einen ausrangierten Linienbus zum Verkauf an, erzählt Vorsitzender Markert. Das Gefährt sei mit Schränken, Tischen, Sitzecke und einer Bartheke ausgestattet, hieß es in der Anzeige. Das habe sich super interessant angehört. Verhandlungen mit dem Regensburger ergaben schließlich, dass er den Bus nach Rannungen verkaufen würde – vorausgesetzt, die jungen Leute würden in der ersten Märzwoche an einem Werktag morgens um 9 Uhr bei ihm auftauchen, so Markert weiter.
Zu dritt düsten die Rannunger Richtung Regensburg und kamen auch relativ pünktlich in dem Ort bei Regensburg an. Doch der Mann, der die Anzeige aufgegeben hatte, gab an, der Bus sei bereits eine Stunde vorher an einen anderen Interessenten verkauft worden. "Die Laune war ziemlich mies, als wir zurückfuhren", schildert Markert die missliche Lage. Doch so schnell gaben die jungen Leute nicht auf. Schon auf der Rückfahrt stöberten sie erneut in den Ebay-Kleinanzeigen – und fanden das Angebot eines wohnlich ausgestatteten Bürocontainers, dessen Besitzer in Buttenheim bei Bamberg wohnte. "Den haben wir uns gleich auf dem Heimweg noch angeschaut und vereinbart, dass wir ihn haben wollen."
Jetzt heißt's kräftig in die Hände gespuckt
Bei der Gemeinde fragten sie an, ob sie den Container vorübergehend an die Mehrzweckhalle stellen dürfen.
Den Ratsmitgliedern bleibe auch nichts anderes übrig, denn der Jugendtreff tanzte gesammelt mit 33 Mann bei der Sitzung an, erzählt Markert. Die neue Errungenschaft wurde dann vor 14 Tagen von Buttenheim nach Rannungen gekarrt. Erfreulich sei, dass Strom, Heizung und Licht schon installiert sind, sagt Markert. Die Kommune habe zugesagt, auch in dem Container die Nebenkosten zu tragen. Aber es müsse noch allerhand repariert werden. "Wir wollen uns jetzt öfter treffen und beim Renovieren alle mit anpacken." Von außen sehe das Häuschen nicht sehr ansprechend aus. "Aber die Hauptsache ist, dass es dicht ist. Vielleicht werden wir es komplett neu lackieren."