Claudio Kleinhans rundet mit seiner neuen Wählergruppe Perspektivwechsel das Trio der Bürgermeisterkandidaten für die Wahl am Sonntag, 11. September, ab. Er möchte Jugendliche und junge Erwachsene in der Stadtpolitik stärker berücksichtigen und für den Gang an die Urnen mobilisieren.
Mit 23 Jahren streben Sie das Bürgermeisteramt an. Was motiviert Sie dazu?
Claudio Kleinhans: Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Wenn ich mir die Entwicklung ansehe, dann sieht man hier wesentliche Probleme in der Jugendarbeit und für junge Familien. Da muss was gemacht werden.
Haben Sie ein politisches Vorbild?
Claudio Kleinhans: Ja, Daniel Zimmermann. Der Lehramtsstudent wurde 2009 mit 27 Jahren zum Bürgermeister der Stadt Monheim gewählt. Als er sein Amt antrat, hatte seine Stadt 120 Millionen Euro Schulden, nun hat sie 120 Millionen Euro plus. Ich stehe mit ihm in Kontakt.
Drei Leistungen, auf die sie bisher stolz sind?
Claudio Kleinhans: Hauptschulabschluss, abgeschlossene Berufsausbildung, Studium. Dieser Werdegang.
Drei Dinge, die Sie für Bad Brückenau erreichen wollen?
Claudio Kleinhans: Am wichtigsten finde ich Bürgernähe, die Förderung Jugendlicher und die Förderung von Familien. Im Ausbau des Glasfasernetzes und der digitalen Infrastruktur sehe ich einen Zugewinn an Lebensqualität und für Unternehmen eine zukunftsweisende Investition.
Was wäre ihre erste Aktion als Bürgermeister?
Claudio Kleinhans: Ich würde in meinem Büro ein Bild aufhängen, wo ganz viele verschiedene Menschen drauf sind. Jung, alt, arm, reich, um einfach das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, dass man ein Bürgermeister für alle Bad Brückenauer ist.
Wie haben Sie bisher am lokalpolitischen Geschehen teilgenommen?
Claudio Kleinhans: Durch Lesen der Zeitung, durch Teilnahme an Stadtratsitzungen und durch Ausübung des Wahlrechtes bei der Wahl 2014. Da habe ich für den Stadtrat kandidiert.
Kontakte und Netzwerke sind wichtig bei der Entscheidungsfindung. Sehen Sie sich chancenreich eingebunden?
Claudio Kleinhans: Auf jeden Fall. Die Arbeit mit Vereinen. Ich kenne viele Leute in Bad Brückenau.
Sie sagen, es werde im Vergleich zu viel für die Älteren getan. Ist das der Eindruck unter den Jugendlichen in der Stadt?
Claudio Kleinhans: Nicht nur unter den Jugendlichen! Selbst Ältere haben dies beim Wahlforum der FDP bestätigt. Es gibt keinen Treffpunkt mehr für Jugendliche, wie damals zum Beispiel die Mauer in der Ludwigstraße. Das im Keller liegende und vom Schimmel befallene Jugendzentrum sollte in die Fußgängerzone verlegt werden, um einen höheren Anreiz zu bieten und zur Belebung der Innenstadt beizutragen. In einer Stadt unserer Größenordnung ist eine gut funktionierende Jugendarbeit wichtig und mit dem städtischen Haushalt vereinbar.
Sind sie mit der Eigeninitiative Jugendlicher in der Stadt zufrieden? Oder könnte da mehr laufen?
Claudio Kleinhans: Da könnte tatsächlich mehr laufen. Immer weniger möchten Verantwortung übernehmen. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass Jugendliche oft zur Ausbildung und Studium Bad Brückenau verlassen werden und sich nicht binden möchten. Ein weiterer Punkt ist die Motivation. Jugendliche müssen das Gefühl bekommen, was bewegen zu können. Da muss man als Stadt ansetzen. Ein Jugendparlament bietet die Chance, Jugendliche und Kinder an die Politik heran zu führen. Ihnen wird gezeigt, dass sie Politik etwas angeht.
Die Jugendorganisationen der Parteien klagen ja über Nachwuchsmangel. In Bad Brückenau ist das nicht anders. Was kann getan werden?
Claudio Kleinhans: Die Ursachen liegen bei den Parteien und den Jugendlichen selbst. Die Parteien haben wenig für die Mitgliederwerbung Jugendlicher getan. Das schlägt jetzt zurück. Da es an Jungmitgliedern fehlt, können diese auch nicht über Freundeskreise Nachwuchs rekrutieren. Jugendliche beklagen auch immer wieder, dass sich Politik nicht wirklich um sie kümmert. Ein Videoblog, in dem aktuelle Projekte in der Stadt erklärt werden, könnte junge Menschen besser erreichen. Junge Menschen bevorzugen eher kurzfristig angelegte Projekte, bei denen sie das Gefühl haben, etwas zu bewirken.
Was schwebt Ihnen für junge Familien vor?
Claudio Kleinhans: Ein kinderfreundliches Stadtbild beginnt mit spannenden Spielplätzen. Daher müssen die Spielplätze auf attraktivem Niveau gehalten werden. Außerdem sollen Kindergartengebühren langfristig gesenkt werden, um Familien zu entlasten.
Sie wollen die Stadt für Jugendliche und junge Erwachsene attraktiver machen. Wo wollen Sie das Geld hernehmen?
Claudio Kleinhans: Zum einen muss die Ansiedlung von Gewerbe offensiver gefördert werden. Dann kommt ja auch mehr Gewerbesteuer herein. Dieses Geld kann man in solche Projekte fließen lassen. Für ein Jugendcafé stelle ich mir Spenden, Aktionen der Jugendlichen und städtische Mittel vor.
Hat man so jung schon so viel Autorität, um eine Verwaltung mit lebenserfahreneren Mitarbeitern zu führen?
Claudio Kleinhans: Als Lehrer benötigt man auch eine gewisse Autorität gegenüber jungen Erwachsenen. Bei meiner Arbeit habe ich Funktionen, bei denen Autorität gefragt ist. Heute spricht man mehr von Teamfähigkeit. Die ist wichtig, um Mitarbeiter zu motivieren.
Was schätzen Sie an Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks?
Claudio Kleinhans: Sie kann auf jeden Fall gut reden und sich gut präsentieren.
Was kritisieren Sie an der Amtsinhaberin?
Claudio Kleinhans: Die Dinge die umgesetzt werden und die fehlende Bürgernähe hinsichtlich der Beteiligung an Entscheidungen.
Wird es eine Stichwahl geben? Wenn ja, mit wem?
Claudio Kleinhans: Ich gehe tatsächlich von einer Stichwahl aus. Und zwar zwischen Frau Meyerdierks und mir.
Falls Sie nicht Bürgermeister werden. Wo sehen Sie sich in Zukunft?
Claudio Kleinhans: An einer Schule als Lehrer oder in der Hardwareentwicklung.
Wollen Sie sich in diesem Fall in Bad Brückenau weiter kommunalpolitisch engagieren?
Claudio Kleinhans: Ja, natürlich. Man kandidiert nicht einfach mal so für das Amt des Bürgermeisters. Mir liegt unsere Stadt am Herzen. Deshalb werde ich weiter mitgestalten.
Die Wahlbeteiligung bei der letzten Bürgermeisterwahl lag bei 53 Prozent. Mit welcher Wahlbeteiligung sind Sie in diesem Jahr zufrieden?
Claudio Kleinhans: Mindestens 60 Prozent. Ich hoffe, dass ich durch meine Kandidatur Erstwähler ansprechen kann. Junge Menschen, die sonst nicht zum Wählen gehen.
Bürgermeisterkandidat Claudio Kleinhans Claudio Kleinhans wurde 1992 in Bad Brückenau als Sohn einer italienischen Mutter und eines deutschen Vaters geboren. Nach der Lehre bei GKN Sintermetals schloss er die Fachoberschule für Maschinenbau in Fulda mit dem Fachabitur ab. Seit Oktober 2013 studiert er in Kassel Berufspädagogik Metalltechnik samt Zweitfach Politik und Wirtschaft. Außerdem entwickelt er bei der Firma Dedrone Hardware zur Drohnenerkennung. Bei der Kommunalwahl 2014 wollte er für die CSU in den Stadtrat einziehen, erhielt nicht genügend Stimmen. Für seine Kandidatur gegen Amtsinhaberin Brigitte Meyerdierks rief er die Wählergruppe Perspektivwechsel ins Leben. Was Mike Richter sagt, lesen Sie hier Was Brigitte Meyerdirks vor der Wahl sagt, lesen Sie hier