„Selbst die Einheimischen bleiben stehen und lesen nach, was da zum Beispiel über den Bahnhof oder das Schlossgut geschrieben steht“, hat Bürgermeister Matthias Klement beobachtet. Denn seit kurzem gibt es in Maßbach nicht nur rote Wegweiser, sondern auch acht große Stelen mit historischen Texten, an denen man kaum vorbeikommt. Der neue Geschichtsweg wurde jetzt beim Marktfest erstmals öffentlich präsentiert.
Maßbach wurde 765 nach Christus erstmals urkundlich erwähnt. Es ist ein Ort mit einer langen Geschichte, sagt Klement. Warum also nicht einzelne Gebäude für den Besucher kenntlich machen, indem man dort auf großen Tafeln die Historie gleich mitliefert. Im Zuge des neuen Beschilderungskonzepts, für das der Markt aus dem Städtebauförderungsprogramm Zuschüsse lockermachen konnte, war den Planern diese Idee gekommen, so der Bürgermeister. Die acht Stelen in das Vorhaben zu integrieren, sei kein Problem gewesen.
Interessante Details
Die Infos auf den Schautafeln sind interessant aufgemacht und beinhalten auch Details, die vielleicht nicht mal Maßbacher wissen. Dass das Schloss, in dem aktuell die Unterfränkische Landesbühne residiert, 1891 als Fabrikanten-Villa erbaut wurde, wissen wahrscheinlich alle Ortsbewohner. Auch dass die evangelische Kirche ursprünglich eine Friedhofskapelle war und wohl das älteste Gebäude am Ort darstellt, hat man ja vielleicht schon einmal gehört. Aber wer könnte sofort beantworten, in welchem Stil 1892 das örtliche Rathaus (früher auch Schulhaus) erbaut wurde? Dass es dem Neoklassizismus entstammt, wie auf der Infotafel steht, ist erstaunlich. Denn dieser Baustil entstand erst Ende der 1890er in den USA.
Spannend ist die Geschichte des Schlossguts, das in grauer Vorzeit einmal einem Rittergeschlecht gehörte und während des 30-jährigen Kriegs in Flammen aufging. Damals wurde auch der Stamm der Ritter von Maßbach ausgelöscht. Die Herren zu Maßbach hatten den Ort einst vom Haus Henneberg zu Rittermannslehen bekommen. Aber wie groß war das Gut eigentlich? – Um das Jahr 1800 ist belegt, dass zu diesem Gut damals 629 Morgen Feld, 8 Tagwerk Krautland, 6 Wiesen, vier zentfreie Weinberge und 1788 Morgen Waldungen gehörten.
Im August 1900 wurde die Schienenstrecke durchs Lauertal ihrer Bestimmung übergeben, heißt es auf der Stele, die am einstigen Bahnhof von Maßbach steht. Das Bockerle, wie das Züglein damals genannt wurde, verkehrte zwischen Rottershausen und Stadtlauringen – und das bis 1960. Von Schienen findet man heute in Maßbach zwar keine Spur mehr. Das alte Gebäude trotzt jedoch den Widrigkeiten der Jahrzehnte. „Es gibt sogar jemanden, der es unbedingt kaufen will“, sagt Klement.
Gebäude gehört dem Freistaat
Momentan gehört das leer stehende Gebäude noch dem Freistaat. „Seit zwei Jahren bemühen wir uns, es zu erwerben, aber bislang ohne Erfolg“, schildert der Bürgermeister die zähen Verhandlungen mit der Immobilien Freistaat Bayern.
Schön findet Klement, dass nun auch der Jüdische Friedhof durch die neuen roten Hinweisschilder im Ort und die große Infotafel direkt am Friedhof besser in den Blickpunkt rückt. Denn schließlich lassen sich über einen Zeitraum von 500 Jahren Juden im Dorf nachweisen. Damals bestatteten die Juden ihre Verstorbenen auf dem Bezirksfriedhof in Kleinbardorf. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde dann der Friedhof in Maßbach angelegt. Damals drang offenbar ein gewisser Metzgermeister Max Abraham, der schon lange Vorsitzender der jüdischen Gemeinde war, bei seinen Vorgesetzten darauf, dass Maßbach einen eigenen Beisetzungsort bekäme. Er insistierte so lange, bis man in den Jahren 1903/04 ein knapp 400 Quadratmeter großes Areal einfriedete.
Auch auf die versteckt liegende frühere Synagoge weist jetzt an der Ortsdurchfahrt eine große Tafel hin. Das erste jüdische Gebetshaus wurde in Maßbach 1716 errichtet. 1747 und 1898 gab es auf die Synagoge Brandanschläge.
Die letzte Predigt
Jedes Mal wurde das Haus wieder aufgebaut, beziehungsweise saniert. Im Januar 1938 hielt der Bezirksrabbiner Menachem Ephraim dort die letzte Predigt. In der Nacht zum 9. November 1938, einen Tag vor der so genannten Kristallnacht, wurden auch in Maßbach die Wohnungen und die Synagoge von den Nationalsozialisten zerstört. Erst 2008 wurde die Synagoge wiederentdeckt. Museumsleiter Klaus Bub sichtete verschiedene Gegenstände, die auf dem Dachboden des einstigen Geiling-Hauses zum Vorschein kamen, und richtete eine Art Museum ein.