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WILDFLECKEN: Motorsportclub Wildflecken am Ende

WILDFLECKEN

Motorsportclub Wildflecken am Ende

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    Bessere Zeiten: Ludwig Metz als strenger Punktrichter beim Geschicklichkeitsturnier des MSC Wildflecken 1960.
    Bessere Zeiten: Ludwig Metz als strenger Punktrichter beim Geschicklichkeitsturnier des MSC Wildflecken 1960. Foto: Foto: MSC Wildflecken

    Ein Stück Wildfleckener Geschichte ist zu Ende. In einer außerordentlichen Versammlung haben die Mitglieder des Motorsportclubs Wildflecken die Auflösung des Vereins beschlossen. „Wir kommen nicht um die Gretchenfrage herum. Wir müssen ehrlich sein und eine sinnvolle Lösung finden“, mit diesen Worten hatte Vorsitzender Michael Geck den Mitgliedern im Oberwildfleckener Kreuzberghof eine Entscheidung abverlangt.

    „Irgendwann geht es nicht mehr. Und es ist verdammt schwer geworden“, sagte Geck, der den MSC Wildflecken e.V. im ADAC rund 30 Jahre geführt hatte. „Wir treten auf der Stelle, es macht keinen Sinn mehr, die Hängepartie noch weiter zu betreiben.“

    1957 war der Wildfleckener Motorsportclub aus dem Bad Brücke-nauer Verein hervorgegangen. Rund 57 Jahre später fehlen den Rhöner Motorsportlern am Fuße des Kreuzbergs die Perspektiven für die Zukunft. „Wir haben im Vorstand lange besprochen, wie wir das auf die Reihe bekommen. Letztlich war das Instrument einer außerordentlichen Versammlung notwendig, um die richtigen Schritte einzuleiten“, erläuterte Geck.

    Viele Gründungsmitglieder sind bis heute mit dem Verein eng verbunden, der zum jetzigen Stand 88 Mitglieder zählt. „Mehr als die Hälfte davon ist weit über 60. Das zeigt die Struktur unseres Vereins.“

    Geck machte deutlich, dass es eine moralische Verpflichtung gegenüber den Gründern des Vereins gebe, eine einwandfreie Abwicklung zu gewährleisten. Der heutige Vorsitzende war 1970 in den MSC eingetreten: „Der Verein hat einen Teil meines Lebens mitgeprägt.“

    Seit rund fünf Jahren gebe es im Wildfleckener Motorsport einen Stillstand. Krankheiten von Führungspersonen seien erschwerend hinzugekommen. „Wir bekamen einen Mangel an Akteuren, einen Mangel an Übungsleitern, einen Mangel an Jugendlichen.“ Der Turniersport auf dem Lande stagniere, rund um den Motorsport im Amateurbereich sei ein großes Fragezeichen entstanden.

    Von Glanzzeiten bis Vandalismus

    Geck nannte den Bereich Jugendkart als Beispiel. „Wir hatten Glanzzeiten, normale Zeiten, und schließlich kam der Vandalismus von Fremden, die unsere Karts zerstört haben.“ Geck machte keinen Hehl daraus, dass dieser Vorfall den kleinen Kreis der Kartfreunde und ihn selbst auch persönlich stark getroffen habe. Zwar hätte der Verein mit den begrenzten finanziellen Mitteln versucht, den Kartsport zu reaktivieren, aber der Schwung vergangener Tage war dahin. „Beruf, Schule, Termine. Die Situation hat sich gewandelt. Manchmal ist es für die Jugendlichen kaum mehr realisierbar.“

    Die langen Anfahrtswege zu Schulen, Ausbildungsstellen oder Arbeitsplätzen seien Gift für ein intensives Vereinsleben. Der Wille sei vorhanden gewesen, aber es fehlte der Nachwuchs. Geck erinnert sich an bessere Zeiten: „Als es den Schumi-Boom gab, da kamen die Kinder in ihren roten Overalls. Aber auch bei den Eltern stieg dann das Anspruchsdenken. Das konnten wir dann nicht mehr leisten.“

    Erschwerend aus Sicht der Motorsportler seien die immer höher werdenden bürokratischen Hürden gewesen. Landkreis und Marktgemeinde seien zwar immer entgegenkommend gewesen, aber um formelle Bestimmungen komme man dennoch nicht herum. „Es gibt nicht mehr genügend Schultern, um die ganze Verantwortung zu bewältigen. Stillstand ist wie Rost.“

    Die Vereinshütte am Kellerstein sei bereits vor Monaten geschlossen worden. Der Rückbau konnte in Zusammenarbeit mit der Basalt AG auf den Weg gebracht werden. „Der Wandel der Zeit machte diesen Schritt notwendig.“ Geck bezeichnete es letztendlich als großes Glück, dass der MSC keine eigenen großen Liegenschaften besitzt: „Das hätte alles noch viel schwerer gemacht.“ Gemäß Satzung wird das verbleibende Vermögen des Vereins an die Marktgemeinde Wildflecken fallen, die das Geld zweckgebunden für Belange der Verkehrserziehung einsetzen wird. Weil das oberste Ziel des MSC die Ausbildung von jungen Menschen im Bereich Straßenverkehr ist, mache ein Verein ohne großen Nachwuchs keinen Sinn mehr, so Geck.

    Zwei Jahre lang habe er sich mit dem Problem befasst, dabei auch rechtlichen Rat gesucht und alle Möglichkeiten ausgelotet. Da sich auch für die Vereinsführung keine neuen Köpfe finden ließen, musste „das Ende mit Schrecken“ in die Wege geleitet werden. Immerhin sei das finanzielle Fundament für die komplette Abwicklung des Vereins samt Löschung aus dem Vereinsregister gegeben.

    Weil die Aktivitäten im sportlichen Bereich zum Erliegen gekommen waren, hatte der Verein die ursprünglichen Beiträge nicht mehr erhoben. „Es wäre sonst das Problem entstanden, was überhaupt mit dem Geld gemacht werden soll.“

    Benjamin Krenzer, der zusammen mit anderen jungen Vereinsmitgliedern die letzten sportlichen Erfolge unter der Flagge des MSC erreicht hatte, machte der Versammlung deutlich, dass die finanziellen Anforderungen im Motorsport mittlerweile so hoch geworden seien, dass für Normalverdiener in der ländlichen Region der Sport gar nicht mehr zu betreiben sei. „50 000 Euro für ein Fahrzeug, das man am Wochenende im Wettkampf ein paar Minuten bewegt. Das sind Dimensionen, die wir nicht mehr erreichen können.“

    Wildfleckens Bürgermeister Gerd Kleinhenz spricht von einer „traurigen Entscheidung“. Der Wildfleckener Motorsportclub habe gesellschaftlich eine hohe Bedeutung gehabt und einen wichtigen Beitrag zur Verkehrserziehung geleistet.

    „Dieser Teil bricht nun weg.“ Kleinhenz hob die jahrelange Arbeit der Vereinsführung heraus. Die Einsatzbereitschaft Gecks sei in vielen Vereinen gefragt. Daher sei nachvollziehbar, wenn es irgendwann auch aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zu stemmen ist. Alt-Bürgermeister Alfred Schrenk bat die Vereinsmitglieder darum, dass Erinnerungsstücke und historisch bedeutsame Dokumente sowie Fotos der Gemeinde zur Verfügung gestellt werden. Es sei wichtig, die Erinnerung an einen so abwechslungsreichen Zeitabschnitt am Leben zu erhalten.

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