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BAD BRÜCKENAU: Nervös vor jeder Trauung

BAD BRÜCKENAU

Nervös vor jeder Trauung

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    Standesbeamter mit Leib und Seele: Hans-Joachim Bauer vor dem Alten Rathaus in Bad Brückenau.
    Standesbeamter mit Leib und Seele: Hans-Joachim Bauer vor dem Alten Rathaus in Bad Brückenau. Foto: Foto: E. Herdt

    An Hans-Joachim Bauer kommt in Bad Brückenau niemand vorbei. Zumindest dann nicht, wenn es ums Heiraten geht. Seit Jahrzehnten ist er so etwas wie die Seele des Hochzeitsparadieses Bad Brückenau. Seit 40 Jahren arbeitet er im öffentlichen Dienst. In dieser Woche wird Bauer dafür geehrt werden.

    Seit 1980 ist er bei der Stadt Bad Brückenau angestellt, für die er seit vielen Jahre das Standesamt leitet. Doch seine Karriere begann schon vorher. Und sie hatte nicht gerade viel mit der Schließung von Ehen zu tun.

    1973 kam Bauer zum Bundesgrenzschutz, seine Alternative für den Wehrdienst. Hier blieb er dann als Polizeibeamter tätig. Eine Arbeit die ihn sehr reizte und Freude bereitete. Gerade an die turbulente RAF-Zeit erinnert sich Bauer noch genau. „Ich denke, wäre es nicht zum Wohl der Familie gewesen, wäre ich heute noch immer bei der Polizei.“

    Weil er im Dienst jedoch die meiste Zeit des Jahres unterwegs war, entschied er sich schließlich für einen Beruf, in dem eine heimatnähere Verwendung möglich war. Er bewarb sich um einen Posten bei der Stadt Bad Brückenau.

    „Das war eine wahnsinnige Umgewöhnung, die mit völlig anderen Arbeitsvorgängen verbunden war.“ Nach einer vierjährigen Ausbildung wurde Bauer schließlich Standesbeamter. Das bedeutete zu Beginn seiner Karriere noch sehr überschaubare Anforderungen. Auf eine Zahl von weniger als 20 Eheschließungen kam das Standesamt der Stadt damals pro Jahr.

    Dies änderte sich 1984, als ein Paar aus Münster zu Silvester getraut werden wollte. „Das war nur möglich, weil wir hier bei der Stadt Personal hatten, das bereit war an solchen Tagen zu arbeiten.“ Was nicht nach viel klingt, sollte in der kleinen Stadt einen gewaltigen Stein ins Rollen bringen. Die Trauung zu solch außergewöhnlicher Zeit weckte die Aufmerksamkeit der Medien, und deren Berichte wiederum lockten weitere Heiratslustige aus ganz Deutschland an, die ebenfalls zu besonderen Uhrzeiten getraut werden wollten.

    Inzwischen weiß Bauer nicht mehr, wie viele Menschen er nach dem alles entscheidenden „Ja“ gefragt hat. „1998 sollen es angeblich mal 1000 gewesen sein. Aber ich zähle da eh nicht mit“, meint er. Für ihn soll eine Trauung keine Nummer sein, die er im Terminkalender abhakt. Selbst nach all der Zeit ist für ihn jede Hochzeitszeremonie einzigartig. „Jeder hat eine andere Geschichte und jeden muss man anders nehmen.“

    Routine verspürt Bauer daher selbst nach mehr als 20 Jahren als Standesbeamter nicht. Noch heute werde er zehn Minuten vor Beginn einer Trauung nervös. Die persönlichen Worte an das Brautpaar schreibt er am Abend vorher selbst: „Mir ist es wichtig, dem Paar eine persönliche Botschaft für das gemeinsame Leben mitzugeben.“ Nicht nur in Sachen Beruf kann Bauer in diesem Jahr ein 40-Jähriges verbuchen. Auch mit seiner Frau Almut ist er heuer 40 Jahre verheiratet. „Das ist mit meiner Karriere natürlich verbunden“, sagt er. Nach 40 Jahren Ehe „kann man ja auch wirklich mitreden“, meint er schmunzelnd.

    Die Erfahrung von Höhen und Tiefen einer Ehe will er auch in den Trauungen nutzen, die in seinen weiteren Berufsjahren noch kommen. Bauer hofft, dass es noch viele sein werden.

    Nach all den Erfahrung und den ungewöhnlichen und interessanten Leuten, die Bauer in seinem Beruf als Standesbeamter kennenlernte, sagt er heute, er würde diesen Beruf wieder einschlagen, auch wenn er seine Zeit bei der Polizei nie vergessen hat.

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