Ein Klingeln schallt durch den Unterrichtsraum des Münnerstädter Schönborngymnasiums. Sofort fangen einige Schüler an zu husten, während einer ihrer Klassenkameraden hektisch und möglichst unauffällig in der Büchertasche herumkramt. Trotz der Versuche, das Geräusch zu übertönen, hat es der Lehrer gehört. Sein Blick bleibt am Besitzer des Handys hängen. Der entschuldigt sich und beteuert, dass das Handy von ganz alleine anging und es nie wieder vorkommen werde.
Solche Vorfälle gibt es immer wieder einmal, doch wie soll der Lehrer damit umgehen? In der Schulordnung ist das Vorgehen klar festgelegt: Handys, die auf dem Schulgelände angeschaltet sind, müssen im Direktorat abgegeben werden, wo sie vom Besitzer am folgenden Schultag wieder abgeholt werden können.
Bei Schulleiter Joachim Schwigon ist dieses Schuljahr aber noch kein Handy gelandet. „Ich frage mich, woran das liegt. Halten sich die Schüler tatsächlich an die aufgestellten Regeln? Lassen sie sich nur nicht erwischen, oder sind die Lehrer zu nachsichtig?“, überlegt Schwigon. Tatsächlich ist vielen Lehrern der Aufwand zu groß, die Diskussion mit dem Handybesitzer zu nervig. Manche finden es auch übertrieben, dass sämtliche elektronischen Speichermedien ausgeschaltet und verstaut sein müssen.
Wieder andere Lehrkräfte nehmen es mit Humor oder schauen weg. Mitunter bitten sie sogar Schüler im Unterricht, doch schnell mal die Übersetzung oder Definition eines Wortes im Internet nachzuschauen.
Natürlich gibt es auch Lehrer, die nicht zögern, jedes gesichtete Telefon einzukassieren. „Schließlich weiß ja jeder, dass sie verboten sind“, meint Margot Dörr. „Wenn es einmal vorkommt, kann man noch ein Auge zudrücken, aber wenn jemand wiederholt mit seinem Handy herumspielt, muss ich es abnehmen.“
Fast jeder Schüler besitzt ein Handy und hat es auch dabei. Anders als viele Eltern glauben, wird es nicht nur bei Notfällen benutzt, sondern ist den ganzen Tag über angeschaltet, damit die Jugendlichen jederzeit sehen, ob sie eine SMS erhalten haben. Unter der Bank wird dann zurückgeschrieben. Muss ein Anruf getätigt werden, geht man eben auf die Toilette.
Durch die Handys wird manchen Schülern der Unterricht erträglicher, denn sie können so ihre Lieblingsmusik dabei hören. Besonders praktisch sind dabei lange Haare, unter denen das Kabel versteckt wird. Die modernen Geräte ermöglichen den Schülern auch, ihre E-Mails während der Schulzeit abzurufen. Wenn das Passwort wieder einmal geändert wurde, weiß innerhalb kurzer Zeit jeder Schüler, dass es nicht mehr das Geburtsdatum des Oberstufenbetreuers, sondern neuerdings der Vorname des Musiklehrers ist.
Doch seit ein Oberstufenschüler in einer Klausur einen achtseitigen Aufsatz mit seinem iPhone aus Google abgeschrieben hat und sich dabei erwischen ließ, müssen vor Tests alle Handys bei der Aufsicht abgegeben werden. Dann türmen sich 25 Geräte auf dem Pult und so mancher Lehrer fragt sich, woher die jungen Leute das Geld für die neueste Technik nehmen.
Dass man sie ausschalten muss, findet eine Neuntklässlerin „total blöd und sinnlos“. Sie hat ihr Handy trotzdem immer an. Genau wie ein Elftklässler, der sein Gerät ständig in der Hosentasche hat und zwischendurch seine Nachrichten in Facebook checkt. „Manchmal wurde ich schon von Lehrern angesprochen, die gesehen hatten, dass ich während der Unterrichtszeit online bin. Aber es blieb bei bloßen Drohungen, es zu melden.“ Pech hatten dagegen die Schüler, die sich in der Lateinschulaufgabe auf die Google-Übersetzung verlassen wollten. Doch der Lehrer hatte die Quelle des Textes nicht angegeben und die Suche mit dem iPhone blieb somit erfolglos. Entsprechend schlecht fielen die Noten dann auch aus.
Doch wie soll nun unser Lehrer auf den Handyverstoß reagieren. Während er noch überlegt, greift der Schüler zu einem probaten Mittel: „Ich backe einen Kuchen für nächste Stunde.“ – „Aber Schoko!“, ist die Antwort. Über diese Art der Bestrafung, die bei einigen Lehrern üblich ist, freut sich nun die ganze Klasse.