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FRIESENHAUSEN/ROTTENSTEIN: 1200-Jahr-Feier kam schneller als erwartet

FRIESENHAUSEN/ROTTENSTEIN

1200-Jahr-Feier kam schneller als erwartet

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    Große Zahl – großes Ereignis: Im vergangenen Sommer bereits kündigten die Friesenhäuser und Rottensteiner ihren 1200. Geburtstag an.
    Große Zahl – großes Ereignis: Im vergangenen Sommer bereits kündigten die Friesenhäuser und Rottensteiner ihren 1200. Geburtstag an. Foto: Archiv-Foto: Gudrun Klopf

    Die Überraschung der Friesenhäuser war groß, als sie vor zwei Jahren diese Nachricht erreichte: Ihr Heimatort am Fuße der Haßberge ist acht Jahre älter als bisher gedacht.

    Laut denkmalpflegerischem Erhebungsbogen – erstellt vom Büro für Bauforschung Matthias Wieser im Rahmen der geplanten Dorferneuerung – wurde Friesenhausen im Jahr 816 erstmals urkundlich erwähnt. Die Erstnennung ist zitiert aus dem Historischen Ortsnamenbuch von Werner Schmiedel (1973), der wiederum auf den „Codex Diplomaticus Fuldensis, ein Urkundenbuch des Klosters Fulda verweist. In einer von Kaiser Ludwig I. dem Frommen unterzeichneten und gesiegelten Urkunde vom 2. Mai 816, schließen Bischof Wolfger von Würzburg und Abt Ratger von Fulda einen Vergleich über den Zehnten von verschiedenen Orten, darunter auch „Frisenhusun“.

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    Bisher war man davon ausgegangen, dass die Aufzeichnung über einen gewissen Frieso, der anno 824 dem Kloster Fulda drei Joch „in villa quae dicitur Frisenhus“ (in einem Dorf, genannt „Frisenhus“) übergab, die früheste Erwähnung des Ortes sei.

    An das Dorfjubiläum, das ja vermeintlich noch zehn Jahre hin war, hatte von den Einwohnern bis dato noch kaum jemand einen Gedanken verschwendet. Hinter vorgehaltener Hand geben manche zu: Zunächst habe man schon überlegt, die neue Erkenntnis einfach zu ignorieren. Doch die Friesenhäuser wären nicht die Friesenhäuser, wenn sie die Herausforderung nicht annehmen würden.

    Auftakt mit Neujahrsempfang

    Also Ärmel hochgekrempelt und flugs ein Festkomitee und diverse Ausschüsse gegründet. Dass das nahe gelegene Rottenstein mit von der Partie ist, ist sowieso Ehrensache. Seit zwei Jahren laufen die Vorbereitungen zum Jubiläumsjahr auf Hochtouren.

    Inzwischen ging mit dem Neujahrsempfang, einschließlich eines ökumenischen Gottesdienstes, die erste große Veranstaltung erfolgreich über die Bühne.

    Mit einer aufwändigen Präsentation gewährten Eva Schlund, Gudula von Eichborn und Margit Rössler-Döring einen gleichermaßen informativen wie unterhaltsamen Blick in die Vergangenheit von Friesenhausen und Rottenstein.

    Hier ist der Beweis: In dieser Urkunde vom 2. Mai des Jahres 816 wurde „Frisenhusun“ erstmals erwähnt.
    Hier ist der Beweis: In dieser Urkunde vom 2. Mai des Jahres 816 wurde „Frisenhusun“ erstmals erwähnt. Foto: Repro: Gudrun Klopf

    Die Herren von Steinau, die Truchsesse von Wetzhausen, die Marschalke von Ostheim, die Herren von Zobel, Domherr Fuchs von Dornheim, die Herren von Dalberg: Viele Adelsgeschlechter herrschten im Laufe der Jahrhunderte über Friesenhausen. Im 18. Jahrhundert wurde der Ort zum Marktflecken.

    Auch Rottenstein blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück, wie die Präsentation anschaulich zeigte. Die damalige Burg Rottenstein lässt sich kaum mehr erahnen. Ursprünglich im Besitz der Grafen von Henneberg, diente sie ab Mitte des 14. Jahrhunderts dem Hochstift Würzburg als Sitz des Würzburgischen Amtes Hofheim und Rottenstein. Nach Zerstörung der Burg im Bauernkrieg, führten die Würzburger die Geschäfte vom neu errichteten Amt in Rottenstein aus.

    Mit dem Schloss, der evangelische Pfarrkirche Sankt Georg und der katholischen Schloss- und Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt beherbergt Friesenhausen ganz besondere Schätze. Die zahlreich erhaltenen historischen Gebäude und Höfe verleihen dem Ort einen ganz besonderen Charme.

    Frühjahrsblüten im Park von Schloss Friesenhausen.
    Frühjahrsblüten im Park von Schloss Friesenhausen. Foto: Foto: Michael Mößlein

    Wer errichtete die Häuser, wer lebte in ihnen, und welche Funktion hatten sie? Dieser Frage gehen Eva Schlund und ihr Bruder Richard Stubenrauch seit fast zwei Jahren nach. Mit Handzetteln kündigten sie in jedem Haus in Friesenhausen und Rottenstein ihren Besuch an. „Wir baten darum, uns Fotos und alte Gerätschaften zur Verfügung zu stellen“, schildert Eva Schlund, die sich im Info-Team des Helferkreises zum Dorfjubiläum engagiert.

    An die 300 Bilder und viele Geschichten trugen die beiden inzwischen zusammen. „Wir stießen auf offene Türen“, freut sich Schlund über den Erfolg. „Die Leute waren alle sehr offen und großzügig.“

    Viele Erinnerungen seien durch die Nachfragen geweckt und zu einem wertvollen Schatz für die Nachwelt gesammelt worden. Nun heißt es, die zusammengetragenen Zeugnisse der Vergangenheit zu sichten und zu ordnen. Über 100 Fotos sind bereits ausgedruckt und werden – zusammen mit der Präsentation – im Rahmen des Festwochenendes bei einer Ausstellung im katholischen Pfarrhaus zu sehen sein.

    Aufwändig gestaltete Häusertafeln zeigen am Festsonntag, den 19. Juni, in Friesenhausen und Rottenstein, wie das jeweilige Gebäude ursprünglich aussah und geben dem Besucher Auskunft über die Bauherren, die Bauzeit und seine Bewohner. Um entsprechende Angaben im Matrikelbuch der katholischen Kirche recherchieren zu können, besorgte sich Eva Schlund das Alphabet in der alten deutschen Schrift Sütterlin. Buchstabe für Buchstabe arbeitete sie sich so durch die im Buch verzeichneten Bewohner der einzelnen Anwesen.

    Von 1825 bis Anfang der 1870er-Jahre gab es in Friesenhausen eine jüdische Gemeinde, berichtet Schlund. Da ihnen der Zugang zu den Handwerkszünften verwehrt war, arbeiteten die Juden als Viehhändler und Hausierer. Am Festsonntag kann die noch erhaltene ehemalige Judentauche besichtigt werden. Dort wird auch eine Ausstellung zum Landjudentum von Cordula Kappner zu sehen sein.

    Diese alte Postkarte zeigt die historischen Schätze des Ortes.
    Diese alte Postkarte zeigt die historischen Schätze des Ortes. Foto: Repro: Gudrun Klopf

    Wie eigenständig und unabhängig der Marktflecken einmal gewesen ist, lässt sich aus dem denkmalpflegerischen Erhebungsbogen ablesen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren in Häuser- und Steuerkatastern neben 15 Bauern ein Tagelöhner, ein Gerichtsdiener, vier Schuhmacher, sieben Maurer, zwei Zimmerleute, drei Schreiner, drei Schmiede, zwei Wagner, zwei Büttner, vier Schneider, vier Weber und ein Rothgerber verzeichnet. Des Weiteren versorgten zwei Gärtner, zwei Bäcker, drei Müller, ein Metzger, sage und schreibe vier Gastwirte und ebenso viele Spezereienhändler die Bevölkerung. Hinzu kamen ein Ökonom und ein Kaufmann.

    Buntes Markttreiben

    An Friesenhausen als Marktflecken und Dorf der Handwerker erinnert am Festsonntag ein buntes Markttreiben. Unter dem Motto „Von alt bis neu, von Kunst bis Krempel alles dabei!“ bieten Handwerker und Künstler ihre Waren feil.

    Über das Festwochenende und weitere Veranstaltungen im Jubiläumsjahr informiert die Internetseite 1200jahre.friesenhausen.info

    Der „Bote vom Haßgau“ wird in einer Artikelreihe einen Blick in die bewegte Vergangenheit von Friesenhausen und Rottenstein gewähren.

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