Seit 15 Jahren hat das Arbeitsförderungszentrum (AFZ) Schweinfurt eine Außenstelle in der Industriestraße in Haßfurt. Ab September kann dort ein neuer Ausbildungsberuf erlernt werden, den zur Fachkraft für Metalltechnik (Fachrichtung Zerspanungstechnik), eine Neuschöpfung, die elf Berufe ersetzt.
„Damit sind wir innerhalb des AFZ Schweinfurt der Standort für die Metall-Spezialisten“, sagt Beatrice Höra, die die Außenstelle Haßfurt leitet. Ab September werden dann auch drei Umschüler zum Zerspanungsmechaniker beziehungsweise angehende Industriemechaniker, die bislang in der AFZ-Außenstelle in Bad Neustadt an der Saale waren, nach Haßfurt kommen. Bereits im Mai wurden in Haßfurt drei Industriemechaniker-Azubis aus Schweinfurt übernommen. Das AFZ Schweinfurt unterhält auch Außenstellen in Bad Kissingen und Schwebheim (Lkr. Schweinfurt). Sein Einzugsgebiet erstreckt sich auf die Region Main-Rhön.
Sieben Kammersieger
Bis zum Jahr 2005 wurden beim AFZ in Haßfurt nur Teilezurichter ausgebildet; dieser Beruf ist einer der elf, die zum 1. August wegfallen, ebenso wie zum Beispiel Drahtzieher, Federmacher, Schleifer oder Revolverdreher. Damals lief die Ausbildung zum Teilezurichter aus. Ab Herbst 2005 wurde dann in Haßfurt die dreieinhalbjährige, anspruchsvollere Ausbildung zum Industriemechaniker angeboten. Seit diesem Zeitpunkt gab es beim AFZ in Haßfurt auch Umschulungen (zwei Jahre) zum Zerspanungsmechaniker, für sozial Benachteiligte, wie Arbeitslose oder ungelernte Hilfsarbeiter, die über das Jobcenter zum AFZ gelangen. Seit Beginn des AFZ in Haßfurt absolvierten dort 152 Azubis und Umschüler ihre Ausbildung – „alle mit Erfolg“, wie Höra mitteilt. Im Vorjahr war unter den Teilezurichtern sogar ein Erster Kammersieger unter den Industriemechanikern, daneben gab es in den 15 Jahren sechs weitere Kammersieger.
Die AFZ bildet in erster Linie Jugendliche aus, die in irgendeiner Form benachteiligt sind, die „Startschwierigkeiten“ im Berufsleben haben, wie Höra es beschreibt. Das AFZ versteht sich als „Brücke zur Arbeit“, steht in einem Prospekt nachzulesen. Zwei Vollzeitausbilder und zwei Teilzeitlehrkräfte sowie die Außenstellenleiterin selbst schulen und bilden diese in Haßfurt aus. Es ist eine ganz normale Ausbildung, nach Vorgaben der Industrie- und Handelskammer (IHK), mit Ausbildungsvertrag und -vergütung. Zwölf Wochen pro Jahr sind die AFZ-Azubis bei Betrieben in der Region als Praktikanten. Das läuft gut, meint Höra, ebenso die Zusammenarbeit mit der Berufsschule in Haßfurt.
Nach Abschluss ihrer Ausbildung oder Umschulung finden die allermeisten AFZ-Schüler eine Anstellung, „innerhalb von drei Monaten“, berichtet die AFZ-Außenstellenleiterin. Zum Teil erhalten AFZ-Azubis sogar schon ein Jobangebot solange sie noch in einem Industriebetrieb ihr Praktikum absolvieren. Vergangenen September haben in Haßfurt sieben angehende Industriemechaniker begonnen. Für dieses Jahr rechnet Höra mit fünf bis sieben neuen Azubis. Es gibt theoretisch mehr Ausbildungsstellen als Jugendliche, die diese wollten oder bräuchten.
Die neue Ausbildung zur Fachkraft für Metalltechnik – ab März 2014 bietet das AFZ Haßfurt auch eine Umschulung auf diesen Beruf an – wird den Standort in Haßfurt auch künftig gut auslasten, hofft dessen Leiterin. Die genaue Zahl der zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätze sei noch offen, „acht wären jedoch für uns ideal“, sagt sie. Spannend bleibt für Höra, wie der neue Beruf in der Arbeitswelt angenommen wird.
In einer Berufsbildbeschreibung der IHK Würzburg-Schweinfurt für eine Fachkraft für Metalltechnik, Fachrichtung Zerspanungstechnik, heißt es, dass diese in der Ausbildung das Planen, Überwachen und Optimieren von Fertigungsprozessen lernt, ebenso das Einrichten von Werkzeugmaschinen sowie das Herstellen von Werkstücken. Diese Ausbildung dauert zwei Jahre und ist laut Höra vom AFZ nicht so anspruchsvoll wie die zum Industriemechaniker und damit auch für schwächere Schüler geeignet. Eine Bewerbung für September ist beim AFZ in Haßfurt noch möglich.