Vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Hof muss sich derzeit eine Finanzdienstleisterin aus dem Landkreis Haßberge wegen einer Vielzahl von Betrügereien verantworten. Jetzt wurde bekannt, dass die Frau bereits einschlägig vorbestraft ist. Sie wurde im September 2014 wegen Betrugs zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.
Die Staatsanwaltschaft Hof wirft der 64-Jährigen – wie berichtet – unter anderem gewerbsmäßiger Betrug in 71 Fällen, Unterschlagung von Gold- und Silberbarren, zahlreiche ungenehmigte Bankgeschäfte und falsche Versicherungen an Eides Statt vor. Die Frau sitzt in Untersuchungshaft.
Als die Frau in Millionenhöhe überschuldet war, begann sie laut Anklage ab dem Jahr 2010, bei Freunden und Bekannten über Darlehens- oder Anlageverträge Summen im hohen sechsstelligen Bereich einzusammeln. Sie befinde sich finanziell kurzfristig in der Klemme, hatten die Angeklagte ihren Bekannten vorgegaukelt. Die halfen der Frau oft spontan mit der Übergabe von Geldbeträgen in bar – ohne entsprechende Sicherheiten oder Zinsvereinbarungen.
Andere Kunden hingegen handelten nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern hatten den kurzfristigen Reibach im Blick. Sie übergaben der Frau hohe Bargeldsummen, angelockt durch das Versprechen auf hochverzinsliche, kurzlaufende Anlagemöglichkeiten. Die Gelder verwendete die Frau jedoch für die Tilgung eigener Verbindlichkeiten und für eigene Anlagegeschäfte. Viele ihrer gutgläubigen Kunden warten deshalb noch heute vergeblich auf die Rückzahlung des Geldes.
Zusammenarbeit mit Betrügern
Die Finanzberaterin hat – wie sich jetzt herausstellt – nicht nur Geld in die eigene Tasche abgezweigt, sondern auch windige Anlagen bei der Betrugsfirma „Fruitfactor 24 GmbH“ aus dem hessischen Rodgau-Dudenhofen vermittelt und dafür Provision kassiert. Unter anderem hat eine Bekannte der Angeklagten, die der Frau schon 100 000 Euro geliehen hatte, auf diesem Wege nochmals annähernd 400 000 Euro verloren.
„Fruitfactor 24“ hat über 1000 Kunden über den Tisch gezogen und einen Schaden von mehr als acht Millionen Euro verursacht. Inhaber der Firma war der bereits einschlägig vorbestrafte Norbert Wöstenberg, der früher Metzler hieß, ehe er nach einer Heirat den Namen seiner Frau annahm. Das Nachrichtenmagazin „Focus“ bezeichnet Wöstenberg/Metzler als einen „der größten Anlagebetrüger der Nachkriegszeit“, die Boulevardpresse nennt ihn „Betrüger-König“. Er wurde inzwischen zu einer Haftstrafe von achteinhalb Jahren verurteilt, die er derzeit absitzt.
In weiteren Prozessen wurden Angestellte und freie Provisionsempfänger rund um „Fruitfactor 24“ ebenfalls abgeurteilt. Unter ihnen war auch die jetzt in Hof angeklagte Finanzberaterin aus den Haßbergen. Sie wurde am 22. September 2014 wegen Beihilfe zum gewerbsmäßigen bandenmäßigen Betrug vom Schöffengericht Offenbach zu einer Haftstrafe von sechs Monaten verurteilt, ausgesetzt zur Bewährung auf drei Jahre. Dies teilte der Pressesprecher des Gerichts, Alexander Becker, auf Anfrage der Redaktion mit.
Wie der Prozessbeobachter der „Frankenpost“ aus Hof berichtet, kam während der Verhandlung auch ans Licht, dass die Angeklagte, während die Ermittlungen der Kriminalpolizei schon liefen, noch versucht hatte, auf Geschädigte und potenzielle Zeugen noch Einfluss zu nehmen. Sie habe ihre Kunden angewiesen, welche Geldanlagen sie der Kripo gegenüber angeben und welche sie besser verschweigen sollten.
Offenbar Mails gefälscht
Fassungslos reagierten einige Zeugen, als das Gericht sie mit Ausdrucken von E-Mails konfrontierte, die die Zeugen an die Angeklagte geschrieben haben sollen. Die Mails hatte die Angeklagte noch vor Prozessbeginn bei Gericht eingereicht. In den Schreiben versichern die Zeugen, dass sie angeblich keine Forderungen mehr gegenüber der Finanzberaterin haben. Ganz offenbar wurden die Mails aber gefälscht. Laut „Frankenpost“ gab die Angeklagte nach einer Sitzungsunterbrechung zu, dass der Inhalt der Mails „sachlich unzutreffend“ sei. Sie selbst will die Mails aber nicht gefälscht haben.
Wie die „Frankenpost“ weiter berichtet, zehren die Untersuchungshaft und der Prozess offenbar an der Gesundheit der Angeklagten. Ein Psychiater sagte, sie sei zwar depressiv gestimmt, aber verhandlungsfähig. Ihr Problem: Sie hatte ihren Kindern nicht gesagt, warum sie vor Gericht steht. Dies hat sie inzwischen nachgeholt.