Seit dem Jahre 2008 besteht in Bayern eine demokratisch gewählte Schülervertretung: Der Landesschülerrat ist die gesetzlich legitimierte Vertretung aller 1,7 Millionen Schülerinnen und Schüler. Er hat bei wichtigen Anliegen im Schulwesen ein Informations- und Anhörungsrecht. Schon im letzten Schuljahr wurde Heinrich Ritter vom Regiomontanus-Gymnasium in Haßfurt zum Landesschülersprecher gewählt. Vor kurzen wurde der 19-jährige Sylbacher für dieses Schuljahr 2023/24 eindrucksvoll in diesem Amt bestätigt. Wie sieht er seine Mitwirkungsmöglichkeiten, und was sind die Themenschwerpunkte?
Begegnung mit der hohen Politik "auf Augenhöhe"
Die Anliegen der Schülerinnen und Schüler zu vertreten, das sei schon immer sein Ding gewesen, erklärt Ritter. Er habe auch gewusst, was damit auf ihn zukomme. "Der Austausch mit Schülern und Lehrkräften sowie das Kennenlernen von Menschen und vor allem Politikern bereitet Spaß. Dabei bin ich überrascht, was wir anstoßen können und wieviel Mitsprachrecht wir haben; auch davon, in welche Kreise man vorstößt und mit Politikern auf Augenhöhe sprechen kann," drückt der Landesschülersprecher seine Begeisterung aus.

Im Gespräch mit der Redaktion erwähnt Ritter den Festakt zum 75. Jahrestag des "Verfassungskonvents" auf der Insel Herrenchiemsee mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ministerpräsident Markus Söder im August. Schon auf dem Schiff sei er mit dem Bundespräsidenten ins Gespräch gekommen. Bemerkenswert habe er auch das Gespräch mit Kardinal Reinhard Marx aus der Diözese München-Freising gefunden. Da sei es darum gegangen, ob der Religionsunterricht noch zeitgemäß sei. Und wie man ihn gestalten könne, auch um das Verständnis der verschiedenen Religionen füreinander zu stärken.
Noch ganz beeindruckt zeigte sich Heinrich Ritter vom Austausch mit Schülerinnen und Schülern aus Israel in der letzten Woche zum Nahost-Konflikt, zur Situation in Israel und im Gaza-Streifen. "Hier wurde aus erster Hand berichtet, wie es am 7. Oktober zuging und da stellten sich einem die Haare zu Berge", sagt der Landesschülersprecher in Anspielung auf den Terroranschlag der Hamas am besagten Tag.
Thema psychische Erkrankungen beschäftigt die Schülervertreter
Im Rückblick auf seine Tätigkeit im letzten Jahr nennt er Themenschwerpunkte wie die Digitalisierung mit mehr Fortbildungen für Lehrkräfte, die psychische Gesundheit der Schülerinnen und Schüler und mögliche Präventionsmaßnahmen gegen Erkrankungen, die Vergünstigung des Deutschland-Tickets auf 29 Euro durch den Freistaat und die Stärkung der politischen Bildung.

Bei dieser großen Themen-Palette stellt man sich schon die Frage, ob die Mitglieder des Landesschülerbeirates bei der Einbringung ihrer Wünsche und Anliegen oder Diskussionen um das Schulwesen auch ernst genommen werden. Heinrich Ritter zeigt sich in dieser Beziehung sehr zufrieden. "Wir haben ja Anhörungsrecht, wenn es die Schüler betrifft oder Verbesserungsbedarf besteht. Dabei werden wir sogar sehr ernst genommen. Unsere Gesprächspartner wissen, dass wir keine Einzelmeinung vertreten, sondern uns getrauen, die Meinung der Schüler kundzutun."
Mehr aktuelle Themen und Realitätsbezug im Unterricht gewünscht
Auch für das laufende Schuljahr gebe es schon Schwerpunkte, wobei die Digitalisierung auf der Tagesordnung bleibe. Die Schülerinnen und Schüler berühre aber auch der Lehrermangel, etwa dadurch, dass Vertretungsstunden ausfielen. Neu sei die "Verfassungsviertelstunde", die im Koalitionsvertrag der Staatsregierung angekündigt wurde. Hier vertritt der Landesbeirat laut Ritter die Meinung, dass den Schülern nicht etwas übergestülpt werden dürfe. "Viel mehr muss es darum gehen, die politische Bildung zu stärken und mehr Bezüge zu tagesaktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen mit einem realitätsnahen Unterricht herzustellen", so der 19-Jährige.
"Wahrscheinlich habe ich doch gute Arbeit geleistet."
Heinrich Ritter zu seiner Wiederwahl als Landesschülersprecher
In der Schule hat sich Heinrich Ritter oft zur Wahl gestellt und dies mit Erfolg. Zuletzt wurde er mit 98 Prozent der Stimmen zum Bezirksschülersprecher gewählt. Als Landesschülersprecher hat er sich gegen andere Konkurrenten durchgesetzt und ist nun im zweiten Jahr Sprachrohr insbesondere für die Gymnasien und im Landesschülerrat. "Wahrscheinlich habe ich doch gute Arbeit geleistet", meint er sichtlich zufrieden.
Landesschülersprecher Heinrich Ritter merkt man direkt an, wie er sich mit seiner Aufgabe identifiziert, die er ja neben seinem Schulalltag bewältigen muss. "Es gibt viele Aufgaben und Besprechungen zu erledigen, die teilweise auch über Videokonferenzen erfolgen. Dazu kommen Besprechungen in München." Die Zeit im Zug auf dem Weg dorthin könne er zum Lernen nutzen. "Trotzdem geht das alles nur, weil ich eine sehr gute Unterstützung genieße."
Vom 20. bis 22. Dezember gibt es in München eine Tagung, bei der die Funktionen wie der Pressesprecher neu bestimmt werden. Bisher übte Heinrich Ritter auch diese wichtige Aufgabe aus, in der er öfter schon vor laufender Kamera des Bayerischen Fernsehens oder anderer Medien als die "Stimme der 1,7 Millionen Schüler in Bayern" auftrat.