Einen nicht alltäglichen Beruf hat sich Laura Bittel ausgesucht. Die Schülerin aus Ebelsbach besuchte im Rahmen des Jobentdecker-Projektes der Bildungsregion Landkreis Haßberge zwei Tage lang das Bestattungsinstitut Schunder in Prölsdorf. Dort schnupperte die 16-Jährige in den Beruf der Bestattungsfachkraft hinein. Ihre Erfahrungen teilt Laura auf Instagram und der Jobentdecker-Website www.jobentdecker.hassberge.de, um anderen Jugendlichen Berufsmöglichkeiten aufzuzeigen.

"Ich hatte keine Berührungsängste, mir hat es sehr gut gefallen", resümiert Laura nach ihrem Kurz-Praktikum. Immerhin ist in dem Beruf der Bestattungsfachkraft der tägliche Umgang mit verstorbenen Menschen Routine. Damit hat die 16-Jährige aber keine Probleme, wie sie erzählt. Und das, obwohl sie hautnah dabei war. Bei zwei Überführungsfahrten durfte Laura mitfahren. Zusammen mit Inhaber Rainer Schunder und Juniorchef Sebastian Schunder waren ein Krankenhaus und ein Altenheim das Ziel. Von den zwei verstorbenen Senioren hatte einer den Wunsch einer Urnenbeisetzung, sodass Laura auch das Krematorium in Schweinfurt erkunden durfte.
Unternehmen mit langer Tradition
Das Unternehmen Bestattungen Schunder hat eine lange Tradition, die genau 100 Jahre zurückreicht. Isidor Schunder, der Großvater des jetzigen Geschäftsinhabers Rainer Schunder, legte 1922 erfolgreich seine Meisterprüfung im Schreinerhandwerk ab und gründet eine Schreinerei in Prölsdorf. Neben den üblichen Holzfabrikaten wurden unter anderem auch Särge und weiterer Bestattungsbedarf produziert. Heute ist es ein moderner Betrieb, der sich am Rande des Steigerwalddorfes in einem vor drei Jahren errichteten Neubau erstreckt. Die Inhaberfamilie Rainer und Leni Schunder unterstützen Sohn Sebastian und weitere neun Angestellte, darunter zwei Auszubildende. Neben dem Trauerzentrum in Prölsdorf gibt es noch neun Büros in Oberfranken, in denen die Angehörigen beraten werden. Von einst vielleicht vier bis fünf Bestattungen vor einem Jahrhundert, ist das Auftragsvolumen aktuell auf 700 Bestattungen im Jahr angewachsen.

Ein "Eigengewächs" der ersten Auszubildenden-Generation ist Theresa Moser. Die junge Frau hat als Erste im Jahr 2016 eine Ausbildung zur Bestattungsfachkraft begonnen und ist nach dem Abschluss nun schon seit zwei Jahren für alles rund um die Beerdigung zuständig. Mit ihr fuhr Jobentdeckerin Laura auch zu einer Trauerfeier im Bamberger Hauptfriedhof. Dort erfuhr die Gymnasiastin, wie der letzte Abschied würdevoll gestaltet wird. Laura durfte die Urne auf die Stele in der Trauerhalle stellen und für die Hinterbliebenen Erinnerungsfotos von der Feier machen.
Was ein Thanatopraktiker tut
Juniorchef Sebstian Schunder ist nicht nur Bestattermeister und Betriebswirt, sondern auch geprüfter Thanatopraktiker. Hinter diesem Begriff verbirgt sich die Fähigkeit, Verstorbene für den Abschied zu balsamieren und präparieren. Gerade Menschen, die bei einem Verkehrsunfall zu Tode gekommen oder Opfer eines Gewaltverbrechens geworden sind, sind manchmal sehr entstellt. Sebastian Schunder trägt mit seiner Arbeit als einer von nur rund 90 Thanatopraktikern in ganz Deutschland dazu bei, dass die trauernden ihren Angehörigen so in Erinnerung behalten können, wie er zu Lebzeiten ausgesehen hat. Davon war Laura sehr beeindruckt, auch wenn aktuell keine Präparation anstand. Dafür war es für die Jugendliche auch sehr interessant, zu erfahren, wie man einen Toten einkleidet. Dabei durfte Laura zuschauen und lernen, auf was man dabei achten muss.

Die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft dauert drei Jahre. Neben der betrieblichen Ausbildung im Bestattungsunternehmen besucht der Azubi gleich zwei Schulen. Einmal die Berufsschule in Bad Kissingen, in der das theoretische Wissen vermittelt wird, und zum anderen das
, mit dem einzigen Lehrfriedhof in ganz Deutschland. Pro Jahrgang werden um die 100 Frauen und Männer zur Bestattungsfachkraft ausgebildet.Dritte Jobentdecker-Station für Laura
Als Jobentdeckerin war Laura im August schon in einer Bäckerei in Produktion und Verkauf sowie in einem Blumenfachgeschäft als Floristin unterwegs. Mit dem Bestattungshandwerk hat sie eine neue spannende Sparte entdeckt, wie sie erzählt. Dennoch kann sich die Schülerin des Maria-Ward-Gymnasiums in Bamberg noch nicht entscheiden, was sie später einmal beruflich machen will. "Es ist alles noch offen, denn ich habe ja noch zwei Jahre Zeit", sagt Laura, die im Sommer 2023 ihr Abitur absolvieren wird.
