In der Stimme von Gerhard Zösch schwingt ein wenig Stolz mit. „Frauenquote? Darüber müssen sich andere Gedanken machen – wir nicht“, meinte der CSU-Ortsvorsitzende am Sonntag im Gespräch mit der Heimatzeitung. Vier Frauen zählt der 16-köpfige Sander Gemeinderat, und sie entstammen alle der Gemeinschaftsliste von CSU und Freien Sander Wählern (FSW). Damit nicht genug: Nun setzen die Sander Schwarzen alles daran, dass eine Frau Bürgermeisterin der Wein- und Korbmachergemeinde wird.
Hinter vorgehaltener Hand hatte man es sich schon seit ein paar Wochen erzählt, dass Andrea Rippstein eine mögliche CSU-Kandidatin wäre, seit der Fraktionssitzung des Ortsverbandes am Freitagabend ist aus den Spekulationen Gewissheit geworden: „Wir haben uns einstimmig für Andrea Rippstein ausgesprochen“, sagte Gerhard Zösch im Namen des Vorstands, man habe aber die Auswahl aus mehreren guten Bewerbern gehabt. Die offizielle Nominierungsversammlung hat die Partei für Donnerstag, 26. Januar, angesetzt. Die Sander Bürgermeisterwahl findet dann am Sonntag, 9. April statt. Da Bürgermeister Bernhard Ruß (SPD) seinen Chefsessel nicht nur gegen Andrea Rippstein verteidigen muss, sondern auch gegen Dr. Jörg Kümmel von den Freien Sander Bürgern (FSB), erscheint eine Stichwahl keinesfalls ausgeschlossen – diese würde 14 Tage später, am 23. April stattfinden.
Andrea Rippstein ist 40 Jahre alt und vor sechs Jahren aus Mittelfranken nach Sand gezogen, wo sie mit Udo Rippstein verheiratet ist. „In diesen sechs Jahren habe ich die Gemeinde wirklich lieben gelernt“, sagte die Bürgermeisterkandidatin am Sonntag zur Heimatzeitung, deshalb sei sie auch bereit, besondere Verantwortung für die Kommune zu übernehmen. Die gelernte Fotografin und Mediengestalterin führt ihre eigene Werbeagentur, die einen Schwerpunkt ihrer Tätigkeit im Regional- und Stadtmarketing für Kommunen hat. Bei der Gemeinderatswahl 2014 erreichte sie nach eigenen Angaben für eine „Zugezogene“ ein gutes Ergebnis, aber es reichte noch nicht für einen Platz am Ratstisch. Inzwischen ist es der Unternehmerin aber gelungen, zumindest ihre Partei voll und ganz von sich zu überzeugen, wie es Gerhart Zösch ausdrückte, der auch Rippsteins engen beruflichen Kontakt zu vielen Bürgermeistern und Gemeinden als überaus förderlich für das angestrebte lokalpolitische Spitzenamt herausstellte.
Andrea Rippstein sieht für sich „durchaus gute Chancen“, das Sander Rathaus zu erobern, weil Sand am Main nach so langer Zeit unter Führung von Bernhard Ruß frische Ideen brauche und auch neue Wege einschlagen müsse. Dass der Amtsinhaber viel bewirkt habe, das bestreite sie dabei keinesfalls, sagte Rippstein – und machte damit klar, was für einen Wahlkampf sie sich wünscht: „Er soll respektvoll und fair sein.“
Welche Ideen sie für ihre Gemeinde hat, das will Andrea Rippstein zunächst einmal ihrer CSU bei der Nominierungsversammlung am 26. Januar erläutern. Vorab verriet sie nur so viel, dass sie in den Bereichen Tourismus, Soziales und Eigendarstellung der Gemeinde neue Akzente setzen will.
Gerhard Zösch sagte zum Tagblatt über seine Kandidatin: „Ich traue ihr absolut zu, dass sie eine gute Bürgermeisterin wird.“ Andrea Rippstein fände es über ihre eigene Person hinaus durchaus angebracht, dass eine weitere Bürgermeisterin die Lokalpolitik im Landkreis bereichert. Einzelkämpferin unter 25 Männern ist in dieser Hinsicht bis dato die Breitbrunner Rathauschefin Gertrud Bühl von den Freien Wählern.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt: Die vier Frauen am Sander Ratstisch sind Antonie Bergmann, Doris Kümmel, Ute Lutz und Edeltraud Schnapp.