„So schlecht wie es im Moment mit der Apfelernte aussieht, kann es gar nicht bleiben“, meint Optimist Bernhard Ehrlinger, während er sich die Äpfel in den Behältern auf seinem Hof ansieht. Die Bilanz der Hofheimer Obstkelterei Ehrlinger fällt im Moment ziemlich ernüchternd aus. „Es gibt weitaus weniger Äpfel als noch im letzten Jahr“, so Bernhard Ehrlinger. Er schätzt die momentane Einfuhr auf „etwa ein Viertel“ vom vergangenen Jahr. „2012 waren ständig drei bis vier Autos bei uns auf dem Hof, um Äpfel abzuliefern“, erinnert sich Ehrlinger, doch in diesem Jahr kamen bis jetzt selten Apfelbaumbesitzer, die Obst abliefern wollten.
Er weiß aber auch, dass man nicht zu früh verzagen soll, denn „in diesem Jahr hat die Apfelernte später begonnen“. Ein Hinweis darauf, dass noch einige Äpfel später geerntet werden und zur Obstkelterei gebracht werden können. Schließlich hängen seiner Meinung nach die Apfelbäume in der Umgebung noch ziemlich voll. Werner Krug, Vorsitzender des Obst-und Gartenbauvereins Hofheim, schätzt die momentane Situation so ein, dass die Apfelernte „durchwachsen ist“. Er selbst macht in seinem Garten auch die Erfahrung, dass ein Baum einige gesunde Äpfel trägt, an dem anderen hingegen nur sehr wenige, kleine Äpfel hängen. Diese Beobachtung lässt sich seiner Meinung nach auf die meisten Apfelbäume übertragen.
Die Begründung dafür sieht er in der Trockenheit im Juli und dem nassen Frühlingswetter. Wenn die Bestäubung der Apfelblüten in eine Regenzeit fällt, aber der Bienenflug nicht stattfinden kann, wird es seiner Meinung nach im Herbst auch keine Äpfel geben. Zusätzlich weiß er, dass die Äpfel, die im Moment geerntet werden, weniger saftig und damit nicht so ergiebig sind.
Rita Schmitt, verantwortlich für die Anmeldungen bei der Obstkelter in Rügheim, berichtete in der vergangenen Woche noch „von keiner einzigen Anmeldung“ für die Nutzung des „Musers“. Dort kann nach Anmeldung jeder seine Äpfel selbst zu Saft verarbeiten. In den letzten Jahren waren zu diesem Zeitpunkt schon einige Anmeldungen eingetroffen. Rita Schmitt hofft dennoch, dass noch einige Anfragen kommen, denn „die Kelter wurde ja schließlich immer gerne von vielen genutzt“.
Eine Erklärung dafür könnte auch Bernhard Ehrlinger liefern. Er berichtet von einem noch „recht unreifen Geschmack“ der Äpfel im Moment. Weiterhin vermutet Ehrlinger, dass die magere Apfelernte in diesem Jahr durch die feuchte Witterung zur Blütezeit verursacht wurde. Nach den Folgen für den Verbraucher gefragt, muss Ehrlinger schmunzeln. „Natürlich müssen wir den Verlauf der Ernte noch beobachten“, aber die Obstkelterei versuche nach Möglichkeit, eine Erhöhung des Preises für Apfelsaft zu vermeiden.
Wie es im nächsten Jahr mit der Apfelernte aussehen könnte, kann Bernhard Ehrlinger natürlich noch nicht sagen. Doch es gibt eine Faustregel. „Nach einem mageren Jahr in der Apfelernte folgt ein gutes.“ So hofft er, dass es 2014 wieder besser aussehen könnte.
Übrigens ist die mageren Apfelernte kein regionales Phänomen. Beim Statistischen Bundesamt ist von der schlechtesten Apfelernte „seit zehn Jahren“ die Rede.