"Frustriert ist stark untertrieben“, stöhnte am Freitag Manfred Kremer, Inhaber des Ebelsbacher Handyshops auf die Frage der Heimatzeitung, wie es ihm geht: Zum zweiten Mal in diesem Jahr ist sein Laden von Einbrechern heimgesucht worden. Die unbekannten Täter haben laut Polizeiangaben Mobiltelefone im Wert von rund 150 000 Euro gestohlen – und am Geschäft Sachschäden im Wert von 3000 Euro hinterlassen.
Das Polizeipräsidium Unterfranken spricht von einem Blitzeinbruch. Kurz vor 0.45 Uhr hatten sich die Täter mit brachialen Mitteln Zugang in die Geschäfts- und Verkaufsräume in der Bahnhofsstraße 4 verschafft: Sie schlugen mit Vorschlaghämmern erst das Tor zum Ladengelände und dann ein Schaufenster ein. Wie schnell alles ging, weiß auch „Handy-Manni“ dank der Videoaufzeichnungen in seinem Laden: Keine fünf Minuten brauchten die Einbrecher, um fast ausnahmslos hochwertige Smartphones und Tablets zu entwenden und dann wieder zu verschwinden. „Die haben genau gewusst, was sie wollen – und das waren keine Billiggeräte.“
Die Streifen der Haßfurter Polizei seien rasch vor Ort gewesen, betont das Polizeipräsidium in Würzburg, dennoch waren da die Täter schon über alle Berge. Die Fahndung nach den Einbrechern verlief ergebnislos, die Kriminalpolizei in Schweinfurt hat inzwischen die Ermittlungen aufgenommen.
Was Manfred Kremer so frustriert, ist nicht nur der erneute finanzielle Verlust und all die widrigen Umstände, die ein Einbruch mit sich bringt. Es ist auch die Tatsache, dass er beim Neubau seines im Herbst 2014 eröffneten Handyshops Polizei und Versicherungen in die Beratungen einbezog. So ist sein Geschäftsareal komplett umzäunt und die Schaufensterscheiben seien fast dick wie Panzerglas. „Und nützen tut es gar nichts“, ist sich der Geschäftsmann sicher, dass bei ihm Profis zu Werke waren – und dass gegen diese kaum ein Kraut gewachsen ist. Von Einbrüchen bei Kollegen weiß Kremer, dass sich die Täter auch nicht scheuen, Wachhunde zu töten oder Fahrzeuge als Rammböcke zu verwenden, wo Eingangstüren zu starken Widerstand leisten. Ein Lücke finde sich schon deshalb immer, weil nicht alle Fenster vergittert sein dürften – es müssten Fluchtfenster frei bleiben; und weil ein Geschäft eben Schaufenster brauche: „Da kann ich ja keine Stahlplatten hinmachen.“
In der Nacht zum 27. Mai – auch das war an einem Freitag gewesen – hatten ungebetene Gäste seinen Shop erstmals aufgesucht, die Scheibe der Glaseingangstüre zerstört und wie jetzt im zweiten Fall Smartphones und Tablets gestohlen. Weil die Versicherung den Diebstahl von damals noch nicht beglichen habe, sitze er nun auf einem Schaden von gut einer Viertelmillion Euro, sagte Handy-Manni am Freitag zum HT.
Seine Gedanken waren dabei schon wieder in die Zukunft gerichtet. Der Geschäftsmann überlegte sich, ob er seinen Laden mit einem Nebelwerfer ausstatten soll, der Einbrechern innerhalb weniger Sekunden die Sicht nimmt. „Wenn dann noch stroboskopische Blitze dazu kommen, verliert jeder Einbrecher die Orientierung – zumindest so lange, bis hoffentlich die Polizei eintrifft.“
Die Chancen, dass er die gestohlene Ware, zumindest Teile davon, zurückerhält, schätzt der Unternehmer als gering ein. Manfred Kremer hält es für möglich, dass ein Teil des Diebesgutes „ausgeschlachtet“ und dann ersatzteilweise veräußert wird, weil einzelne Bausteine keine Seriennummer tragen. Viele Handys und Tablets dürften ins Ausland gehen – dennoch macht Kremer alle Kunden darauf aufmerksam, dass es sich bei allzu großzügigen Sonderangeboten um illegale Ware aus dererlei Einbrüchen handeln könnte. Der Gewinn für einen Laden beim Verkauf etwas eines iPhones liege im Bereich von zwei bis fünf Prozent. Wenn ein solches Neugerät dann statt für grob 800 Euro für 650 Euro angeboten werde, „dann kann da etwas nicht stimmen.“
Die Kriminalpolizei Schweinfurt setzt bei ihren Ermittlungen nun unter anderem auf weitere Auskünfte über einen silberfarbenen Kombi. Dieser Pkw – vermutlich ein Diesel und ein älteres Baujahr – sei Zeugen kurz nach der Tat aufgefallen, weil er sich ohne Licht vom Tatort in Richtung Ebelsbacher Bahnhof entfernt habe. Die Ermittler hoffen nun, dass sich jemand das Kennzeichen des Kombis gemerkt hat oder sonstige sachdienliche Hinweise geben kann.
Wer Angaben in Zusammenhang mit dem Einbruch in den Handyshop Ebelsbach machen kann, möge sich an die Kripo Schweinfurt wenden unter Tel.: 09721/202-1731.